Sechs Menschen, sechs unterschiedliche Jobs auf der Bühne der Weltdiplomatie. Eine Reportage aus der Wiener UNO-City.
Text: Sabine Ertl
Fotos: Sabine Ertl & Stanislav Jenis
Gestaltung & Entwicklung: Cornelia Hasil
New York, Genf, Nairobi, Wien. Einer der vier Hauptsitze der Vereinten Nationen steht in der Stadt an der Donau, seit genau 37 Jahren. Im 22. Wiener Gemeindebezirk, Wagramer Straße 5 mit der internationalen Postleitzahl 1400.
Die UNO-City ist das Aushängeschild von Wiens Internationalität und fungiert als glänzendes Parkett für Spitzendiplomaten. Zu Recht, denn sie wirkt von außen betrachtet ehrwürdig und souverän. Doch wer kennt sie von innen, hat jemals hinter die Kulisse geschaut und weiß, was dort passiert, wer dort arbeitet?
Rund 4500 Menschen aus 120 Ländern - ein Drittel davon sind Österreicher - strömen tagtäglich zu ihrer Arbeitsstätte. Zu Fuß, mit dem Auto, dem Bus oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die rote U-Bahn-Linie, die U1, bleibt quasi direkt vor der Haustüre stehen.
Der Weg in die Bürotürme führt durch strenge Sicherheitskontrollen wie am Flughafen. Danach gelangt man ins Haupthaus, dem Gate 1, und befindet sich, nachdem man den großen Platz betreten hat, augenblicklich außerhalb des Landes. Man hat österreichisches Staatsgebiet verlassen. Ein Besuch auf dem exterritorialen Gebiet beginnt.
Ein aufregender Gedanke.
Angekommen ist man am „Memorial Plaza“. Seit 2004 heißt der Platz so, in Gedenken an alle UN-Mitarbeiter, die bei der Ausübung ihrer Arbeit ums Leben gekommen sind. Dort wehen die Fahnen der 193 Mitgliedsländer – in alphabetischer Anordnung – je nach Wind und Wetter. Man ist offensichtlich im Ausland. Das kann man:
Sehen
Manche Damen und Herren tragen Laptoptaschen oder ziehen Trolleys hinter sich her, was eine rege Reisetätigkeit erahnen lässt. Sie queren eilig den Platz, sind büroadäquat, stilvoll elegant in dunklen Anzügen und Kostümen gekleidet. Der westliche Business-Look dominiert allenfalls, doch da und dort stechen auch die Landestrachten von UNO-Mitarbeiterinnen aus aller Welt ins Auge.
Bunte Kleider aus Afrika oder Asien mit den typischen Accessoires, vor allem bei den weiblichen Bediensteten. Abgesehen von den Spitzenzeiten – Dienstbeginn und Büroschluss – wirkt der Platz bisweilen sehr leer.
Hören
Kosmopolitisch ist das Sprachengemisch, das sich in der Sekunde ineinander verliert. Immer wieder schiebt sich eine Besuchergruppe vorbei, die meist dicht an den Fersen des Tourguides hängt. Dann gibt es wieder deutsche oder englische Wortkaskaden zu hören ("Glad to see you here.").
Fühlen
Auf immerhin 17 Hektar erstreckt sich das Gelände, auf dem der UN-Gebäudekomplex steht. Zwischen 1973 und 1979 wurde daran nach den Plänen des österreichischen Architekten Johann Staber gebaut. Markant bildet die Anlage die Grundform eines Ypsilons. Innehaltend bemerkt man diese, sie ähnelt einer Wabenstruktur: Sie bildet eine sechseckige Form und ist so angeordnet, um sich so wenig wie möglich zu beschatten. Ein schöner Gedanke.
Die Spurensuche in den Gefilden der Weltdiplomatie führt durch sämtliche Bürogebäude und trifft auf Menschen, die sich mit Freude für die Vereinten Nationen engagieren.
Es erzählen sechs UNO-Mitarbeiter in sechs unterschiedlichen Gesprächen über ihre Arbeit und ihr Leben. Mit dabei sind ein eloquenter Wild- und Artenschutz-Diplomat, eine temperamentvolle Chemikerin, eine geadelte Astrophysikerin, ein sprachgewandter Konferenzdolmetscher, eine multilinguale Diplomatenanwärterin und eine Grande-Dame des UNO-Untergeneralsekretariats.
Gebäudeplan
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