Zum Hauptinhalt springen

Die Wirtschaft wächst 2024 wieder – allerdings nur langsam

3 Min
2024 dürfen wir auf Wirtschaftswachstum hoffen.
© Illustration: WZ

Nach einem Rezessionsjahr sind die Konjunkturprognosen für das kommende Jahr optimistischer, und wir werden wieder mehr Geld zur Verfügung haben.


Die Leser:innen dieser Kolumne wissen es bereits: Die österreichische Wirtschaftsleistung ist 2023 geschrumpft, wir haben neben hoher Inflation auch eine Rezession erlebt. Die gute Nachricht: Nächstes Jahr geht es wieder bergauf; allerdings nur ein bisschen. Und die Inflationsrate bleibt auch 2024 über dem Eurozone-Durchschnitt.

Langsame Erholung der Industrie

Das Bruttoinlandsprodukt, die Kennzahl zur Messung der Wirtschaftsleistung, ging dieses Jahr laut Wirtschaftsforscher:innen um 0,7 bis 0,8 Prozent zurück. Die Oesterreichische Nationalbank begründet diese Entwicklung in ihrer Konjunkturprognose unter anderem mit dem Rückgang der Konsumausgaben und Investitionen, die natürlich mit der Teuerung und den hohen Energiepreisen zusammhängen. Letztere belasteten vor allem produktionsintensive Branchen wie die Stahlindustrie, was wiederum die Wertschöpfung, also die wirtschaftliche Leistung, negativ beeinflusst.

Der Tiefpunkt dieser wirtschaftlichen Entwicklung dürfte Ende 2023 erreicht sein, prognostizieren die Ökonomen des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) in ihrem Bericht und rechnen für 2024 mit einem Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent. Davon geht auch das Institut für Höhere Studien (IHS) aus. Für 2025 rechnet das IHS mit einem Plus von 1,5 Prozent Wachstum, das WIFO sogar mit 2,0 Prozent. Es ist also eine verhaltene Konjunkturerholung, wie es die Ökonomen nennen.

Wohlstand und Beschäftigung

Die positive Entwicklung begründen die heimischen Forschungseinrichtungen damit, dass wir nächstes Jahr wieder mehr Realeinkommen zur Verfügung haben. Das heißt, dass uns nach Abzug der Haushaltsausgaben wieder mehr Geld übrigbleibt. Damit wird der Konsum wieder steigen. Das real verfügbare Haushaltseinkommen war dieses Jahr rückläufig und soll nächstes Jahr wieder spürbar steigen und damit auch die privaten Konsumausgaben, obwohl die Inflationsrate 2024 mit knapp drei Prozent noch immer über dem EU-Durchschnitt liegen wird.

Trotz der Rezession gab es laut den Konjunkturberichten keinen Einbruch am Arbeitsmarkt, die Arbeitslosenquote wird 2024 laut Nationalbank und IHS nur leicht steigen, in den darauffolgenden Jahren wieder sinken. Die Beschäftigungsquote soll ebenfalls in den nächsten Jahren wieder zulegen. IHS-Direktor Holger Bonin sagt zum vorsichtig optimistischen Ausblick: „Es gibt keinen Anlass für einen Krisen- oder Panikmodus. Aber es gibt trotzdem Anlass zur Sorge. Die hartnäckig anhaltende Inflation wird nicht nur zum sozialen Problem, sondern auch zum Problem für den Standort.“ Denn aufgrund der im EU-Vergleich hohen Energiepreise verliere Österreich als Wirtschaftsstandort an Attraktivität. Um den Wohlstand in Österreich zu sichern, müsse die Produktivität erhöht werden. Das sei laut Bonin etwa durch steuerliche Anreize für Unternehmen und Arbeitnehmer:innen, Förderungen für Forschung und Entwicklung und Investitionen in Bildung möglich.

Politischer Stillstand im Wahljahr

Ein weiterer wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Aufschwung ist laut WIFO-Chef Gabriel Felbermayr die Einwanderung. Diese sei notwendig, um die Erwerbsquote und damit auch das Bruttoinlandsprodukt zu erhöhen. Bonin ergänzt, dass hier auch der schwächelnde Wohnbau eine tragende Rolle haben wird, denn der fehlende Wohnraum beeinflusse die Zuwanderung von Fachkräften: „Beim öffentlichen Wohnbau sollte nicht gespart werden.“

Die Wirtschaftsforscher haben bei Investitionen und Maßnahmen der öffentlichen Hand für das kommende Jahr wenig Hoffnung. Das Motto „Keinen Schaden anrichten” sei für das Wahljahr im Hinblick auf große Versprechen der Parteien eine gute Richtschnur: „Wir werden keine bahnbrechenden Reformen vor der Wahl sehen. Dafür muss sich die neue Regierung 2025 neue Maßnahmen und Reformen überlegen.“


Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.


Dir hat dieser Beitrag besonders gut gefallen oder du hast Hinweise für uns - sag uns deine Meinung unter feedback@wienerzeitung.at. Willst du uns helfen, unser gesamtes Produkt besser zu machen? Dann melde dich hier an.


Infos und Quellen

Gesprächspartner

  • Holger Bonin, Direktor des IHS

  • Gabriel Felbermayr, Direktor des WIFO, im Rahmen einer Pressekonferenz am 21. Dezember 2023

Daten und Fakten

  • Die Wirtschaftsleistung in Österreich sank laut heimischen Instituten um 0,7 bis 0,8 Prozent, damit befinden wir uns nach wie vor in einer Rezession.

  • Die Konjunkturprognosen für das kommende Jahr gehen von einem leichten Wachstum unter einem Prozent aus.

  • Der erwartete Aufschwung wird mit einem höheren Realeinkommen, das den Konsum positiv beeinflussen wird, erklärt .

  • Die OeNB erwartet, dass der private Konsum von -0,4 Prozent im Jahr 2023 auf +1,5 Prozent steigen wird.

  • Das real verfügbare Haushaltseinkommen sank dieses Jahr um 2,8 Prozent, nächstes Jahr soll es um 3,8 Prozent steigen.

  • Die Inflationsrate für das abgelaufene Jahr liegt den Analysen zufolge knapp unter acht Prozent, nächstes Jahr bei vier Prozent. 2025 werden rund drei Prozent erwartet.

Quellen