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Wizz Air und Ryanair schrauben ihr Flugangebot in Wien zurück. Da die Nachfrage nach günstigen Flugtickets aber vorhanden ist, könnten die Preise steigen.
Ein Städtetrip zu einem Preis, bei dem keine Zugfahrt mithalten könnte: Das bieten sogenannte Low-Cost-Carriers, die Billigfluglinien. Das Flugangebot dieser Airlines vom Flughafen Wien aus wird in den nächsten Monaten eingeschränkt, und das hat mehrere Gründe.
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Das Ende der „Ultra-Low-Cost”
Wizz Air fliegt zum Beispiel für rund 50 Euro von Wien nach London. Anfang September informierte die ungarische Fluglinie allerdings darüber, dass sie sämtliche Flüge von und nach Wien-Schwechat im März 2026 komplett einstellen wird. Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit zu hohen Kosten und Abgaben am Flughafen Wien. Das „Ultra-Low-Cost”-Modell sei dort nicht mehr umsetzbar.
Wenige Tage später zog der Konkurrent Ryanair nach. Die irische Fluglinie streicht im Winterflugplan drei Strecken und nennt ebenfalls hohe Steuern und Flughafengebühren als Grund dafür. Konkret geht es dabei unter anderem um die Flugabgabe: Seit September 2020 müssen Fluglinien pro Person, die sie von einem österreichischen Flughafen befördern, 12 Euro bezahlen.
Flughafen Wien zu teuer?
Diese Abgabe sei tatsächlich ein Wettbewerbsnachteil, erklärte Julian Jäger, Vorstandsmitglied der Flughafen Wien AG des Flughafen Wiens, im ZiB2-Interview zum Rückzug der Billigflieger. Auf die Beschwerde der Airlines, der Flughafen verrechne zu hohe Entgelte, sagte der Vorstand, die Gebühren seien nicht mit jenen von kleineren Flughäfen in Südeuropa vergleichbar, sehr wohl aber mit denen von größeren Flughäfen wie München. Ab Januar 2026 werden diese Entgelte laut einer Presseaussendung außerdem um rund fünf Euro reduziert.
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In den Geschäftsberichten der beiden erwähnten Fluglinien lassen sich mehrere Trends erkennen. Zum einen: Der Flugbetrieb ist insgesamt teurer geworden – zumindest begründen die Unternehmen ihre negative Geschäftsentwicklung damit. So machte Wizz Air im vergangenen Geschäftsjahr 3,8 Prozent mehr Gesamtumsatz als im Jahr davor, der Gewinn ging im gleichen Zeitraum allerdings um 41,5 Prozent zurück. Ähnlich sieht es bei Ryanair aus. Der Mitbewerber machte im vergangenen Geschäftsjahr vier Prozent mehr Umsatz, aber 15,9 Prozent weniger Gewinn.
Mehr Passagier:innen, mehr Kosten
Der zweite Trend: Der Bedarf an Billigangeboten ist bei den Reisenden vorhanden. So beförderte Ryanair im Geschäftsjahr 2025 (das am 31. März endete) rund 200 Millionen Passagier:innen – etwa neun Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bei Wizz Air stieg die Zahl der Fluggäste um zwei Prozent auf 62 Millionen.
Die Fluglinien stehen also insgesamt unter wirtschaftlichem Druck. Zwar befördern sie mehr Personen und machen mehr Umsatz, ihre Kosten sind jedoch auch höher. Deshalb wird nicht nur am Flughafen Wien gespart: Wizz Air hat bereits den Betrieb in Abu Dhabi eingestellt und Ryanair streicht auch in anderen Ländern wie Spanien Flüge.
Steigende Preise
Diese Mehrkosten werden sich langfristig auch in höheren Ticketpreisen für Konsument:innen niederschlagen. Julian Jäger vom Flughafen Wien erwartet aufgrund des eingeschränkten Angebots Preissteigerungen: „Das kann bei einzelnen Strecken sicher der Fall sein.” Außerdem habe man „in den letzten Jahren trotz der Low-Cost-Carrier steigende Preise gesehen, weil die Nachfrage entsprechend war.“ Für den Flughafen-Manager sind die Sparmaßnahmen der Fluglinien ein Hinweis an die Regierung, die Flugabgabe zu überdenken.
Solange Flugreisende nach günstigen Optionen suchen, haben die Billig-Airlines noch lange nicht ausgedient. Aber auch im Billigsegment werden die Preise in Zukunft weiter steigen. Das könnte Konsument:innen schließlich dazu bewegen, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen.
Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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Infos und Quellen
Daten und Fakten
- Die ungarische Billigfluglinie Wizz Air stellt ihren Betrieb am Flughafen Wien im März 2026 komplett ein, Ryanair kürzt den Flugplan und zieht drei Flugzeue aus Wien ab.
- Beide Unternehmen machten zwar im vergangenen Geschäftsjahr mehr Umsatz, aber trotzdem weniger Gewinn. Grund sind die steigenden Betriebskosten, nicht nur in Wien.
- Der Flughafen Wien sieht die österreichische Flugabgabe in Höhe von 12 Euro pro Passagier:in aber als Wettbewerbsnachteil und fordert die Abschaffung dieser Gebühr
Quellen
- Ryanair: Geschäftsbericht 2025
- Wizz Air: Geschäftsbericht 2025
- Ryanair Pressemitteilung: Ryanair zieht drei Flugzeuge ab und streicht drei Wien-Routen im Winterflugplan 2025
- Pressemitteilung Flughafen Wien: zu Ryanair
- Unternehmensserviceportal: Flugabgabe
- Zeit im Bild 2 vom 21. September 2025: Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger im Interview
- Euronews: Ryanair cuts one million seats to Spain this winter
- AP News: Wizz Air will exit Abu Dhabi’s Zayed International Airport
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