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Interview mit dem abwesenden Schriftsteller Franz K. über seine ungeschriebene Fortsetzung des „Herrn der Ringe“. Vermutungen anhand von Brief- und Tagebuchstellen.
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Infos und Quellen
Genese
Was bedeutet eigentlich „kafkaesk“? Als WZ-Redakteur Edwin Baumgartner in der Wochensitzung einen Artikel zu diesem Thema vorstellte, stieß er auf fragende Blicke. „Tu‘ so, als hätte Kafka den ,Herrn der Ringe‘ fortgesetzt“, war einer der Vorschläge. Edwin Baumgartner griff ihn begeistert auf und schlug ein Interview mit dem Schriftsteller Franz K. über diesen selbstverständlich unvollendeten Roman vor.
Interviewpartner
- Franz K., Schriftsteller, geboren in Prag, unsterblich; Verfasser von Kurzgeschichten und fragmentarischen Romanen.
Daten und Fakten
- Die Antworten des (natürlich fiktiven) Interviews sind zusammengestellt aus Sätzen aus den Tagebüchern, Briefen und den Aphorismen von Franz Kafka (wobei Grammatik und Rechtschreibung stillschweigend den heutigen Regeln angepasst wurden). Lediglich die letzte Antwort ist eine freie Erfindung.
- J(ohn) R(onald) R(euel) Tolkien (1892-1973) war ein britischer Schriftsteller und Philologe. Sein Roman „Der Herr der Ringe“, 1954/55 auf Englisch, 1969/70 auf Deutsch erschienen, genießt Kultstatus. Es ist eines der erfolgreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts und gilt als wegweisend für die Fantasy-Literatur. Es umfasst die Bände „Die Gefährten“, „Die zwei Türme“ und „Die Rückkehr des Königs“, von denen jeder in zwei Bücher geteilt ist. Das dem Schriftsteller Franz K. zugeschriebene Buch „Der einsame Gefährte“ ist eine Erfindung.
- Samweis Gamdschie ist eine der Hauptgestalten in J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“. Samweis, zumeist Sam genannt, gehört dem Volk der Hobbits an. Am Ende von Tolkiens Romantrilogie fährt Samweis in den Alten Westen. Darauf scheint sich der Roman „Der einsame Gefährte“ von Franz K. zu beziehen.
- Hobbits, Elben und Numenorer sind Völkerschaften in J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“.
- Lembas ist das von J. R. R. Tolkien beschriebene Elbenbrot.
- Paulo Coelho, 1947 in Rio de Janeiro geboren, ist ein brasilianischer Bestsellerautor. Sein „Handbuch des Kriegers des Lichts“ ist eine Sammlung mystizistischer gleichnishafter Geschichten und Sinnsprüche. Sein größter Erfolg war der Roman „Der Alchimist“ (1996).
- Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 in Prag als Sohn deutschsprachiger jüdischer Eltern geboren. Er hielt sich mehrfach in Wien und Umgebung auf, etwa in den Jahren 1913 und 1920. 1924 kam er zur – letzten Endes erfolglosen – Behandlung seiner Tuberkulose nach Kierling bei Klosterneuburg, wo er am 3. Juni 1924 starb. Wien war für Kafka offenbar vom ersten Moment an eine unangenehme Erfahrung: 1913 musste Kafka, der in seinem Brotberuf Versicherungsjurist war, als Delegierter der Prager Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt am Zweiten Internationalen Kongress für Rettungswesen und Unfallverhütung teilnehmen, den er als sinnlose Zeitverschwendung empfand. Der Wien-Aufenthalt 1920 war von Gesundheitsproblemen und Liebeswirren überschattet: Kafka war bereits unheilbar an Tuberkulose erkrankt. Seine Verlobte, die Pragerin Julie Wohryzek, hatte ihn dazu bringen wollen, sich nach seiner Kur in Meran mit ihr in München zu treffen und von dort nach Prag weiterzufahren. Kafka aber fuhr über Wien, um hier mit der verheirateten Milena Jelenská zusammenzutreffen. Mit ihr verbrachte er vier Tage. Zurück in Prag löste er die Verlobung mit Julie Wohryzek.
Quellen
- Franz Kafka: Eine innere Biografie in Selbstzeugnissen
- Ders.: Tagebücher, Band I
- Ders.: Tagebücher, Band II
- Ders.: Tagebücher, Band III
- Ders.: Briefe an Felice Bauer
- Ders.: Briefe an Ottla und die Familie
- Ders.: Briefe an die Eltern aus den Jahren 1922-1924
- Ders.: Briefe an Felice
- Ders.: Briefe an Milena
- Reiner Stach: Kafka von Tag zu Tag
- Kafka (ausgewählte Texte)
- Nicolas Mahler: Kafka für Boshafte
- Kafka zum Vergnügen
Das Thema in der WZ
Das Thema in anderen Medien
- Süddeutsche Zeitung: Als Kafka durch die scharfe Münchner Luft schnurrte
- Kurier: Kafka im Kaffeehaus: Lokalverbot für Josef K
- Rheinische Post: „Auch Kafka selbst verstand nicht alles, was er schrieb“
- SWR Kultur: Kafka-Kult – Das erstaunliche Nachleben des Franz K.
- Der Standard: Klein Kafka, der Störenfried: Das große Jubiläumsjahr hat begonnen