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Kay-Michael Dankl könnte Salzburgs nächster Bürgermeister werden. Der KPÖ-Politiker ist aber auch Vater einer drei Monate alten Tochter. Wie stellt er sich das vor: ein Leben als Spitzenpolitiker, Babykarenz und Care-Arbeit?
KPÖ-Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl mit Baby in der Trage im Wahllokal. Als ich das Foto von der Gemeinderatswahl in Salzburg gesehen habe, hatte ich als Vater einer zweijährigen Tochter zwei Gedanken: schön, ein aktiver Papa. Aber als Politiker im Wahlkampf wird der Mann gar keine Zeit für sein Kind haben. Nun könnte Dankl am Sonntag sogar zum Bürgermeister der Landeshauptstadt gewählt werden. Denn der historische Wahlerfolg der KPÖ von 23,4 Prozent brachte den 35-Jährigen in die Stichwahl gegen Bernhard Auinger, der mit der SPÖ auf 25,6 Prozent kam. Aber geht sich das überhaupt aus, moderner Vater und Spitzenpolitiker gleichzeitig zu sein?
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Um das zu erfahren, vereinbare ich ein Gespräch mit Dankl in Salzburg. Am Vortag unseres Interviews ruft mich unser Kindergarten an: Bindehautentzündung. Unserer Tochter gehe es nicht gut, ich solle sie bitte abholen. Zwei Stunden später – und alle Termine verschoben – sitze ich mit ihr beim Augenarzt. Gleichzeitig bespreche ich mit meiner Partnerin, wie wir die Kinderbetreuung für die nächsten Tage aufteilen. Das sind die Themen, die auch Dankl bald beschäftigen werden. Kann ein Bürgermeister in Karenz gehen? Hat er vor, als Stadtchef in Elternteilzeit zu arbeiten? Und löst er als Jungvater das ein, was er als Politiker fordert
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Infos und Quellen
Genese
Am 24. März 2024 könnte KPÖ-Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl zum Bürgermeister von Salzburg gewählt werden. Ein 7-Tage-Job als Spitzenpolitiker. Dankl ist aber auch Jungvater und seine Partei fordert eine verpflichtende Väterkarenz sowie die Reduktion der Arbeitszeit, damit Männer mehr Care-Arbeit leisten und eine gleichberechtigte Elternschaft möglich wird. Löst Dankl als Jungvater das ein, was er als Politiker verspricht? Stephan Wabl, freier Journalist und selbst Vater einer zweijährigen Tochter, hat mit Dankl über die Vereinbarkeit von Politik und Vaterschaft gesprochen.
Daten und Fakten
- In Österreich gehen rund 15 Prozent der Väter in Karenz, 3 Prozent gehen länger als drei Monate, nur 1 Prozent geht länger als sechs Monate.
- 61 Prozent Prozent der Väter wollen laut einer Umfrage mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, aber nur 9 Prozent können sich vorstellen, in Elternteilzeit zu gehen.
- 50 Prozent der Mütter arbeiten in Elternteilzeit, wenn das Kind zwischen zwei und drei Jahre alt ist. Ist das Kind zwischen vier und sechs Jahre alt, sind es 21 Prozent. Bei Männern liegt die Quote bei beiden Altersgruppen bei rund 7 Prozent.
- Seit 1. September 2019 besteht ein Rechtsanspruch von Vätern auf das Papamonat. Mit 1. Jänner 2024 wurde das Entgelt für das Papamonat verdoppelt und beträgt nun 1.480 Euro.
- Eltern haben in Österreich die Möglichkeit, maximal 24 Monate in Karenz zu gehen. Für die Aufteilung der beiden Elternteile gibt es mehrere Modelle und Entgelte. Neu ist seit November 2023, dass lediglich 22 Monate Karenz zur Verfügung stehen, wenn nur ein Elternteil geht. Damit will der Gesetzgeber die Beteiligung der Väter erhöhen. Auf Karenz besteht ein Rechtsanspruch.
- Elternteilzeit ist maximal bis zum achten Lebensjahr des Kindes möglich. Auf Elternteilzeit besteht ein Rechtsanspruch, wenn man seit mindestens drei Jahren im Unternehmen beschäftigt ist und die Firma mehr als 20 Beschäftigte hat.
- In Österreich gibt es 1.873 Bürgermeister und 220 Bürgermeisterinnen.
- Für Politiker:innen, seien es Regierungsmitglieder, Abgeordnete oder auch Bürgermeister:innen, gelten die Bestimmungen des Mutterschutzgesetzes und die Karenzregelungen im Normalfall nicht. Anspruch auf Babykarenz und Karenzgeld gibt es daher nicht, da es sich bei einem politischen Mandat nicht um ein Arbeitsverhältnis, sondern um eine Funktion handelt.
- In Salzburg, Tirol, Oberösterreich, Vorarlberg, Kärnten und dem Burgenland gibt es die Bürgermeister-Direktwahl. Das bedeutet, dass man am Wahltag zwei Stimmen abgeben kann. Mit einer Stimme wählt man eine Partei in den Gemeinderat, mit der anderen stimmt man für eine konkrete Person als Bürgermeister:in. Erhält kein:e Kandidat:in im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit (mindestens 50 Prozent plus 1 Stimme), dann findet zwei Wochen später eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidat:innen mit den meisten Stimmen statt.
- In Wien, Niederösterreich und der Steiermark gibt es keine Direktwahl, sondern das Listenwahlrecht. Man gibt seine Stimme für eine Partei ab, die stärkste Partei schlägt im Gemeinderat einen Kandidaten oder Kandidatin vor, der Gemeinderat wählt dann den/die Bürgermeister:in.
- Bei der Gemeinderatswahl der Stadt Salzburg am 10. März 2024 erreichte die SPÖ mit Spitzenkandidat Bernhard Auinger 25,6 Prozent (-1,2 Prozent) und die KPÖ mit Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl 23,1 Prozent (+ 19,4 Prozent). Am 24. März 2024 kommt es zwischen diesen beiden zur Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters.
Quellen
- Land Salzburg: Ergebnis der Gemeinderatswahl 2024
- Statistik des Gemeindebundes zu Bürgermeister und Bürgermeisterinnen
- Wahlprogramm der KPÖ Salzburg
- Arbeiterkammer: Statistik zu Väterkarenz
- Arbeiterkammer: Studie zu Elternteilzeit
- Umfrage des Katholischen Familienverbandes zu Väterbeteiligung
Das Thema in der WZ
- Gleichberechtigung auf allen Ebenen
- Die Väter sind noch nicht bereit
- Die schwierige Rückkehr aus der Karenz
- Teilzeit ist die neue Vollzeit