)
Die Ökonomin Sigrid Stagl ist Österreichs Wissenschaftlerin des Jahres 2024. Beim Klimaschutz setzt sie auf Mitgestaltung statt Verzicht.
Um den Klimawandel zu bekämpfen, sollten wir dort Energie und damit Emissionen einsparen, wo es sich auszahlt, sagt die Ökonomin Sigrid Stagl, Österreichs Wissenschaftlerin des Jahres 2024. Diese Auszeichnung wird jedes Jahr vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen verliehen. Für Stagl, Professorin am Department für Sozioökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien, die nun die dritte geehrte Forscherin in Folge aus dem Bereich Umwelt- und Klimaschutz ist (nach dem Umweltökologen Franz Essl und der Glaziologin Andrea Fischer), steht eines fest: „Klimaschutz ist weder ein Luxus noch eine Frage der Ideologie – er ist Basis für die langfristige Entwicklung der Menschheit und Schutz der Lebensgrundlage.“ In ihrer Dankesrede bei der Preisverleihung am 7. Jänner im Presseclub Concordia betonte die WU-Professorin, wie wichtig es sei, auch in der nächsten Bundesregierung ein Klimaschutzministerium zu haben, um die notwendigen Ziele zu erreichen. „Ich hoffe, dass Klima- sowie Umweltschutz in den laufenden Regierungsverhandlungen den notwendigen Stellenwert erhalten. Österreich braucht den Mut, konsequent zu handeln.“
- Kennst du schon?: Wie stellt sich Österreich die Zukunft vor?
Im Interview mit der WZ anlässlich ihrer Auszeichnung spricht Stagl darüber, wie in der Bevölkerung eine breite Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen erreicht werden kann, welchen Beitrag jede:r Einzelne ohne den negativen Beigeschmack von Verzicht leisten kann und warum es keine Option ist, nicht am 1,5-Grad-Ziel festzuhalten. Sie ist überzeugt: Dort, wo Menschen die positiven Effekte von Klimaschutzmaßnahmen auch für sich selbst sehen und die Möglichkeit zur Mitgestaltung bekommen, kann die Wende noch gelingen.
)
)
)
Verbrenner bis zum Ende zu fahren und sie erst dann zu ersetzen, ist gescheiter.Sigrid Stagl
Dir hat dieser Beitrag besonders gut gefallen, dir ist ein Fehler aufgefallen oder du hast Hinweise für uns - sag uns deine Meinung unter feedback@wienerzeitung.at. Willst du uns helfen, unser gesamtes Produkt besser zu machen? Dann melde dich hier an.
Infos und Quellen
Genese
Seit 1994 verleiht der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen die Ehrung „Österreichs Wissenschaftler:in des Jahres“. Der Preis wird an Forscher:innen vergeben für ihr Bemühen, ihr Fachgebiet einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen. Der Klub für Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen wurde 1971 ins Leben gerufen. Seine Tätigkeiten basieren auf dem Grundsatz, dass Bildung und Wissenschaft zu den Grundpfeilern einer aufgeklärten, fortschrittsfähigen und solidarischen Gesellschaft gehören; die Vermittlung dieser Bedeutung ist wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses der Klubmitglieder. Aktuelle ehrenamtliche Vorsitzende ist WZ-Redakteurin Eva Stanzl, die in ihrer Funktion bei der Preisverleihung die Trophäe, eine Schneekugel, übergeben hat. Darin steht mitten im Schneegestöber das Logo des Klubs, eine Eule.
Gesprächspartnerin
Die Wissenschaftlerin des Jahres 2024 ist die 57-jährige Umweltökonomin Sigrid Stagl. Die Professorin am Department für Sozioökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien forscht seit langem zu Nachhaltigkeit, Ökologie und sozialen Aspekten in Wirtschaft und Gesellschaft. Unter anderem war sie an den Universitäten Leeds und Sussex tätig, ihr PhD-Studium absolvierte sie am Rensselaer Polytechnic Institute in New York, wo ihr weltweit das erste Doktorat in „Ecological Economics“ verliehen wurde.
Daten und Fakten
- 1,5 Grad Celsius: Das ist das Ziel, das vor zehn Jahren bei der Klimakonferenz von Paris als maximaler globaler Temperaturanstieg bis 2100 gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter ausgerufen wurde. Sprich: Die weltweite Durchschnittstemperatur darf in einem Dreivierteljahrhundert um nicht mehr als 1,5 Grad höher sein, wenn man den Mittelwert eines Zeitraums von 20 Jahren nimmt, als sie im Mittel der Jahre 1850 bis 1900 war. Fast alle Staaten der Erde haben sich 2015 zu diesem Ziel bekannt, doch die Chance, dass es noch erreicht werden kann, wird als immer geringer eingeschätzt. Laut dem Weltklimarat IPCC würde der Emissionspfad bis zum Jahr 2023 ohne eine sofortige Veränderung sogar zu 3,2 Grad Erderwärmung führen, mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt.
- Als wichtiger Hebel wird der Ausbau der erneuerbaren Energien gesehen. In Österreich soll der Ökostromanteil von derzeit 52,5 Prozent bis zum Jahr 2030 auf 100 Prozent (national bilanziell) erhöht und im Jahr 2040 Klimaneutralität erreicht werden. Weltweit decken derzeit erneuerbare Energieträger knapp 30 Prozent des Strombedarfs.
Quellen
- Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz
- Kontext-Umfrage zur Klimadebatte
- Soziale Folgen des Klimawandels – Studie des Sozialministeriums
- Einstellung der österreichischen Bevölkerung zum Klimawandel
- Umfrage zur Klimagerechtigkeit in Österreich
- Klimawandel und Gesundheit
- Aktion „Raus aus Öl und Gas“
Das Thema in der WZ
- Für die Alpengletscher besteht noch Hoffnung
- Wie stellt sich Österreich die Zukunft vor?
- Warum das Wasserstoff-Auto doch eine Zukunft hat
- Grüne Knochenarbeit
- Klimaschutz: Die Mitte der Gesellschaft muss bewegt werden
- Die letzte Reportage: Wen interessiert Klimaschutz?
- Die vielen Verlierer:innen der Klimakrise
- „Die Verursacher zahlen nicht die Kosten“
- Welche Regeln wollen wir?
- Ehrgeizig, aber noch nicht gut genug
Das Thema in anderen Medien
- ORF: Jahr der klimatologischen Extreme
- ORF: Energie- und Klimafragen: Offenbar Bewegung in Regierung
- Medmedia: Klimawandel bringt lnfektionskrankheiten nach Österreich
- Frankfurter Rundschau: Klimaschutz: Sozial gerecht sanieren, aber wie?
- Kurier: Klimaschutz in den eigenen vier Wänden: Was Sie tun können?
- Fokus: CO₂ -Ausstoß könnte bald sinken – Menschheit vor historischem Klima-Schwenk: „Der Wendepunkt scheint erreicht“
- ORF: Neuartige AKWs sollen KI-Stromhunger stillen
- ORF: Kurz vor Amtsübergabe: Biden blockiert Ölförderung in US-Gewässern