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Mehrgewichtige Körper sichtbar machen: Das ist Ina Holubs Mission. Aktuell steht die queere Body-Positivity-Aktivistin im Kosmos Theater auf der Bühne. Ein Gespräch über Fat Acceptance, politische Körper und den langen Weg zur Gleichberechtigung.
Eine Frau ist fett, ein Mann stattlich.Ina Holub
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Scham und Schuld sind gezielt eingesetzte Instrumente des Systems.Ina Holub
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Infos und Quellen
Gesprächspartnerin
Ina Holub ist eine queere Body-Positivity-Aktivistin und lebt mit ihrer Frau in Wien. Auf Instagram bloggt sie über ihre Lebensrealität mit Mehrfachdiskriminierung als fette und homosexuelle Frau und über intersektionale queere Themen. Ina Holub ist Tänzerin, Performerin und Choreografin und Teil des Voguing Iconic House of Mizrahi in Japan. In Wien unterrichtet sie regelmäßig Voguing, mit besonderem Augenmerk auf mehrgewichtige Personen. In jeder künstlerischen Arbeit setzt sie den Fokus auf die Sichtbarmachung von marginalisierten Personen und Tabuthemen. Außerdem hat Ina Holub im Februar 2024 Österreichs ersten mehrfach barrierefreien Haarsalon in Wien gegründet: SOFT & CUT. Der Salon dient als Haarsalon und Safer Space zugleich, mit besonderem Fokus auf behinderte, queere, mehrgewichtige und schwarze Personen − dies betrifft sowohl die Produkt-Auswahl als auch Treatments und Mobiliar.
Fakten und Daten
- In Herman Melvilles Roman „Moby Dick“ (1851) heuert der junge Ich-Erzähler Ishmael auf einem Walfangschiff, der „Pequod“, an. Kapitän Ahab, ein düsterer, besessener Mann, hat allerdings nicht nur den Fang von Walen im Sinn: Er will den weißen Pottwal Moby Dick jagen, der ihm einst ein Bein abgerissen hat. Auf einer langen, gefährlichen Reise über die Weltmeere steigert sich Ahab zunehmend in seine Rachemission hinein. Trotz Warnungen und unheilvoller Vorzeichen treibt er seine Crew in die finale Konfrontation – mit fatalem Ausgang: Die „Pequod“ wird zerstört, fast alle Männer sterben, nur Ishmael überlebt und wird gerettet.
- „14000 Kilo - Ein Abnehmkampf frei nach Moby Dick“: Das Stück hat Maria Sendlhofer, Idee, Konzept und Regie, 2023 gemeinsam mit Hannah Huberty entwickelt. Die Vorstellung einer Inszenierung, in der mehrgewichtige Körper nicht die Ausnahme bilden, sondern den Raum ganz selbstverständlich einnehmen, bildet den Ausgangspunkt ihrer Arbeit. „Die obsessive Fixierung Captain Ahabs auf die Jagd nach dem Wal findet in Sendlhofers Stück seine Entsprechung im Kampf mit dem eigenen Körpergewicht und die an Bord gebrüllten nautischen Befehle werden zu patriarchalen Stimmen in den eigenen Köpfen“, heißt es in einer Aussendung. Zu sehen bis 16. Mai 2025 im Kosmos Theater.
- Das Kosmos Theater entstand kurz nach dem ersten österreichischen Frauenvolksbegehren (1997) als international einzigartiges Projekt. Die Idee Barbara Kleins und ihrer Mitstreiter:innen, ein Zentrum für Kunst und Politik zu schaffen, das ausdrücklich Künstlerinnen gewidmet ist, mündete Ende der 1990er-Jahre in zahlreiche Aktionen, Protestkundgebungen und Interventionen im öffentlichen Raum. Höhepunkt bildete eine zehn Tage und Nächte andauernde künstlerische Besetzung des damals leerstehenden Pornokinos Rondell (heute Club Porgy & Bess). Wenig später konnten die Mitgliederinnen von LINK.* Verein für weiblichen Spielraum in das ehemalige Kosmos-Kino in der Siebensterngasse 42 in Wien-Neubau einziehen. Das Kosmos Theater versteht sich als feministisches Haus, das weibliche Stimmen und damit auch Gender-Balance im Theaterbetrieb fördert.
- „Body Positivity“: Das Motto dieser Bewegung ist „alle Körper sind schön“ und bezieht sich − wie fälschlicherweise oft geglaubt − nicht nur auf Übergewichtige, sondern macht sich für alle Körper stark, für Diversität und soziale Gerechtigkeit.
- „Body Neutrality“: Die Aktivist:innen und Influencer:innen dieser Bewegung kritisieren den Ansatz der „Body Positivity“-Bewegung mit der Begründung, dass man hier wieder den Körper in den Mittelpunkt stellt. „Body Neutrality“ hingegen bedeutet, dem eigenen Körper gegenüber neutral zu sein, ihn weder positiv noch negativ zu bewerten.
Quellen
- Gespräch mit Ina Holub
- Kosmos Theater
- Anja Herrmann, Tae Jun Kim, Evangelia Kindinger, Nina Mackert, Lotte Rose, Friedrich Schorb, Eva Tolasch, Paula-Irene Villa (Hg.): Fat Studies − Ein Glossar. Transcript Verlag 2022
Das Thema in der WZ
Warum Achselhaare politisch sind
Das Thema in anderen Medien
- Der Standard: Body-Positivity: „Fett ist meine Identität und keine Beleidigung mehr“
- Dailymotion: Body-Positivity-Aktivistin Ina Holub − Interview in voller Länge (Video)
- Kurier: Mehrgewichtige im Theater: Gibt es ein Problem? (Paywall)
- Presse: Ina Holub eröffnet den inklusivsten Haarsalon Wiens (Paywall)