Das Verbrenner-Aus sorgt in Österreich für Diskussion und Futter für den Wahlkampf, dabei gibt es bereits alternative Antriebsformen. Die Zukunft der Mobilität verlangt aber weniger Pkws.
Der E-Automarkt schwächelt derzeit. Aber wie sieht es allgemein bei den Pkw-Zulassungen in Österreich aus? Hier sieht man einen Aufwärtstrend: 2022 wurden laut Statistik Austria um 10,3 Prozent weniger Pkws zugelassen als im Jahr davor, 2023 drehte sich das Blatt mit einem Plus von 11,2 Prozent. Im ersten Halbjahr 2024 wurden um 6,6 Prozent mehr Autos zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Autos sind also wieder – oder immer noch – ein Wachstumsmarkt in Österreich, zumindest beim Verbrenner. Bei den E-Autos gingen dagegen die Neuzulassungen im ersten Halbjahr um 5,1 Prozent zurück.
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Angesichts dieser Zahlen scheint es so, als würden Österreicher:innen tatsächlich gern am Verbrenner festhalten, wie es manche Parteien vermitteln. Die EU beschloss im Oktober 2022 das Verbot von Verbrennermotoren in neuen Pkws und leichten Nutzfahrzeugen ab 2035. Doch die Maßnahme, die im Rahmen des Green Deals zur Reduzierung der CO2-Emissionen beitragen soll, bleibt umstritten. Die Fraktionen stellen sich im EU-Parlament nach der Wahl im Juni gerade neu auf, Ursula von der Leyen will die Präsidentschaft der EU-Kommission wieder übernehmen.
Warum die EU noch immer über den Verbrenner diskutiert
Deshalb wird die Frage, ob die Gesetzesgrundlage für das Verbrenner-Aus aufgeweicht wird, zum Spielball der Parteien. So diskutieren die Politiker:innen unter anderem über eine Ausnahme für E-Fuels. Dabei handelt es sich um synthetische Kraftstoffe als Alternative zu Benzin oder Diesel. Als klimaneutral gelten E-Fuels nur dann, wenn sie durch Erneuerbare Energien hergestellt werden. Eine weitere Antriebsform wäre Wasserstoff, doch Elektroautos haben im Vergleich zu E-Fuels und Wasserstoff aktuell die beste Klimabilanz, weshalb sich die Politik und Industrie auf Elektromobilität fokussiert haben.
Der E-Automarkt kämpft noch mit mangelnder Infrastruktur und den hohen Verbraucher:innenpreisen. Alle Hersteller arbeiten mittlerweile an günstigeren Modellen, zudem kommt die Konkurrenz aus Asien. Dass die neuen Strafzölle der EU gegen Autos aus China den Preis antreiben werden, damit rechnen Forscher:innen des WIFO in einer aktuellen Studie langfristig nicht. Allgemein kostet Autofahren in Österreich aber aufgrund der Inflation um ein Viertel mehr als noch vor drei Jahren. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass es nicht nur alternative Antriebsformen, sondern auch alternative Mobilitätskonzepte braucht.
Wie Österreichs Verkehr in 100 Jahren aussehen wird
Der Mobilitätsmasterplan 2030 des Umweltministeriums sieht vor, dass der motorisierte Individualverkehr von 61 Prozent (2018) bis 2040 auf 42 Prozent sinken soll. Der öffentliche Verkehr soll von 16 auf 23 Prozent wachsen, den größten Anteil soll aber die aktive Mobilität ausmachen – also Zufußgehen (22 Prozent) und Radfahren (13 Prozent). Damit diese Aufteilung Realität werden kann, müssen Verkehrsflächen für den Rad- und Fußverkehr umgewidmet werden. Neben dem Ausbau von Öffis werden auch Car-Sharing-Systeme, bei denen Autos geliehen werden können, forciert. In rund 300 Gemeinden und Städten gibt es laut der Interessensvertretung „VCÖ Mobilität der Zukunft“ bereits Carsharing-Angebote.
Wie Österreichs Mobilität in 100 Jahren aussehen könnte, analysierte die Technische Universität Wien vergangenes Jahr im Auftrag der Österreichischen Bundesbahnen. Der Prognose zufolge soll die Dominanz von Pkws in den nächsten Jahrzehnten zurückgehen, während der öffentliche Verkehr an Bedeutung gewinnt. Innovationen wie Flugtaxis oder der Schnellzug Hyperloop hingegen sind laut der TU Wien nur bedingt zukunftsfähig. Autos werden auch in ferner Zukunft noch Teil des Straßenverkehrs sein. Doch halten die EU und Österreich an den Klimazielen fest, so werden andere Fortbewegungsmittel in Zukunft mehr Platz bekommen.
Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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Infos und Quellen
Daten und Fakten
Der Pkw-Bestand in Österreich stagnierte 2023, im ersten Halbjahr 2024 stiegen die Neuzulassungen um 6,6 Prozent.
Bei den E-Autos gingen die Neuzulassungen im gleichen Zeitraum um 5,1 Prozent zurück.
Das sogenannte Verbrenner-Aus der EU sieht vor, dass ab 2035 keine neuen Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor mehr zugelassen werden dürfen, Gebrauchtwagen mit Verbrennermotor dürfen weiterhin verkauft werden.
Das Umweltministerium will den motorisierten Individualverkehr bis 2040 auf 42 Prozent reduzieren.
Quellen
Statistik Austria: Kfz-Zulassungen 2023
Europäisches Parlament: EU-Verkaufsverbot für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge ab 2035
Umweltministerium: Mobilitätsmasterplan 2030
TU Wien: Österreichs Mobilität in 100 Jahren
VCÖ: In fast 300 Städten und Gemeinden Österreichs gibt es ein Carsharing-Angebot