Auch wenn Österreichs Hochschulen in der Regel keine oder niedrige Studienbeiträge einheben, kommen auf Studierende andere Kosten im Rahmen der Ausbildung zu.
Ist Studieren in Österreich leistbar? Das ist meist eine persönliche Ansichtssache, basierend auf den Mitteln, die Studierende zur Verfügung haben. Ein paar Grundvoraussetzungen sprechen dafür: Geringe Studiengebühren und Studienbeihilfe erleichtern die finanziellen Herausforderungen. Allerdings kommen zum Studierendenleben weitere Ausgaben hinzu.
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Studiengebühren sind nur ein kleiner Teil
Wer an den öffentlichen Universitäten innerhalb der Regelstudienzeit plus zwei Toleranzsemester das Studium abschließt, zahlt keine Gebühren. Darüber hinaus werden allerdings 363,36 Euro pro Semester fällig, die vor Semesterbeginn bezahlt werden müssen. Fix ist, unabhängig von der Studiendauer, aber der Beitrag für die Österreichische Hochschüler:innenschaft, der aktuell 24,70 Euro pro Semester beträgt. Die vom Bund finanzierten Fachhochschulen dürfen unabhängig von der Studiendauer Gebühren einheben, allerdings nicht höher als der reguläre Beitrag von 363,36 Euro.
Lehrmaterialien wie Bücher, Computer und Software zählen zu den weiteren Ausgaben, die im Lauf des Semesters hinzukommen. Die Wirtschaftsuniversität Wien informiert Studierende zum Beispiel, dass monatlich 75 bis 150 Euro für Bücher zu erwarten sind, die Universität Wien schätzt die Kosten für Nahrungsmittel auf 350 Euro. Die Unis schätzen die Lebenshaltungskosten auf rund 1.200 Euro monatlich. Der größte Kostenpunkt ist jedoch das Wohnen, wie eine im Februar veröffentlichte Studie der ÖH und Arbeiterkammer (AK) aufzeigt. 43 Prozent ihres Einkommens gaben Studierende im vergangenen Studienjahr durchschnittlich für Miete aus. Das sind 555 Euro von den 1.288 Euro, die die Befragten durchschnittlich pro Monat zur Verfügung hatten. Mehr als die Hälfte wohnte in einer privaten Mietwohnung, 13 Prozent im Studienheim, das durchschnittlich 464 Euro pro Monat kostete.
Wie das Studium finanziert wird
Um sich das Studium zu finanzieren, arbeiten laut der Befragung 64 Prozent, 59 Prozent erhalten familiäre Unterstützung. 14 Prozent haben einen Vollzeitjob, 32 Prozent arbeiten Teilzeit und 21 Prozent geringfügig. Die Familienbeihilfe liegt auf Platz drei, die Studienbeihilfe auf Platz fünf bei der Finanzierung. Als Reaktion auf die Teuerung mussten 36 Prozent der Studierenden laut der ÖH-Umfrage sparen, 17 Prozent mussten mehr arbeiten und zehn Prozent sind umgezogen.
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Im Studienjahr 2021/2022 wurden laut dem staatlichen Wirkungsmonitoring 62.146 Anträge für die Studienbeihilfe eingebracht, 42.316 davon wurden bewilligt. Die durchschnittliche Höhe der Beihilfe lag bei 6.100 Euro für das gesamte Studienjahr, ausbezahlt wird sie zwölfmal pro Jahr. Aufgrund von Anpassungen soll der Auszahlungsbetrag 2023 und 2024 auf rund 6.600 und 6.900 Euro steigen.
Grundsicherung statt Studienbeihilfe?
Um Studierende finanziell zu entlasten, fordert die ÖH geförderte Studienheimplätze sowie einen Beihilfenzuschlag für Personen, die nicht bei ihren Eltern wohnen können. Einen anderen Vorschlag brachte die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) diesen Sommer ein: Der Rektor:innenverband fordert eine Grundsicherung in Höhe von rund 1.200 Euro für alle, die 40 ECTS-Punkte pro Studienjahr leisten. Dafür solle die Familien- und Studienbeihilfe wegfallen. Bildungsminister Martin Polaschek erteilte diesem Vorschlag eine Absage, auch die ÖH ist dagegen. Die Studierendenvertretung befürchtet, dass dadurch der Leistungsdruck steigen würde.
Das Studium mit Jobs zu finanzieren, wird also für die meisten Studierenden in den nächsten Jahren die Realität bleiben. Ein Trost: Der enorme Anstieg bei den Mieten und Energiekosten in den vergangenen Jahren dürfte vorerst vorbei sein.
Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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Infos und Quellen
Daten und Fakten
555 Euro geben Studierende in Österreich laut einer Umfrage monatlich für das Wohnen aus, das durchschnittliche Einkommen liegt bei 1.288 Euro.
64 Prozent der Befragten arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren, 59 Prozent erhalten familiäre Unterstützung.
Die durchschnittliche Höhe der Studienbeihilfe betrug im Studienjahr 2021/22 6.100 Euro.
Quellen
oesterreich.gv.at: Studienbeiträge
Wirtschaftsuniversität Wien: Lebenshaltungskosten
Universität Wien: Lebenshaltungskosten
Umfrage der Österreichischen Hochschüler:innenschaft und Arbeiterkammer: Studentisches Wohnen
wirkungsmonitoring.gv.at: Durchschnittliche Höhe der Studienbeihilfe
APA: Unis wollen Studenten-Grundsicherung bei Mindeststudienleistung
OTS: ÖH ad uniko-Grundsicherung: Abschaffung von Beihilfen ist keine Option!