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Was sind Mpox – und wie gefährlich ist eine Infektion?

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Anders als Covid-19 verbreitet sich Mpox nicht über die Luft. Laut WHO ist die Lage nicht mit Corona vergleichbar. Jedoch kursiert derzeit eine Variante, die ansteckender ist als ihre Vorgängerinnen.
© Bildcredit: NIH-NIAID/IMAGE POINT FR/BSIP/Universal Images Group via Getty Images

Wegen der schnellen Ausbreitung der Viruserkrankung Mpox in Afrika werden auch in Europa mehr Fälle erwartet. Wie gefährlich ist die Krankheit und was tun wir dagegen? Die Fakten im Überblick.


Was sind Mpox?

Mpox gehört zur Gruppe der Pocken, der Erreger ist aber nicht identisch mit den tödlichen Pockenviren und er ist weniger gefährlich. Das Mpox-Virus („Monkeypox virus“ oder MPXV) stammt von Nagetieren in West- und Zentralafrika und wurde 1959 erstmals in Affen und 1970 erstmals im Menschen entdeckt. Heute verbreitet es sich von Tier zu Mensch und von Mensch zu Mensch. Es existiert in zwei genetischen Varianten, Kladen genannt. Die Variante Klade I ist für den aktuellen Ausbruch in Afrika und einen bestätigten Fall in Schweden verantwortlich. Davor sorgte 2022 der Typ Klade II für erhöhte Infektionszahlen.

Was sind die Symptome?

Fieber, Kopfschmerzen, Halsweh, Husten, Schüttelfrost und Durchfälle, Rücken- und Muskelschmerzen zählen zu den häufigsten Symptomen. Charakteristisch sind juckende Flecken, Bläschen und Pusteln am Körper, auf Schleimhäuten und im Genital- und Analbereich. Die Flüssigkeit in den Bläschen ist bis zur vollständigen Abheilung hochansteckend.

Wie gefährlich sind Mpox?

Die Krankheit verläuft bei Erwachsenen in der Regel moderat und dauert 14 bis 21 Tage. Laut Bernard Moss, Virologe am U.S. National Institute of Infectious Diseases, hat die derzeit vor allem in Afrika kursierende Variante Klade I eine Sterberate von eins zu zehn, allerdings verweist er auf die eingeschränkte medizinische Versorgung vor Ort. Für einen soliden Befund sei die Datenlage noch nicht ausreichend. Klade II ist mit einer Sterberate von unter einem Prozent weitaus weniger tödlich.

Wie steckt man sich an?

Mpox wird durch engen menschlichen Kontakt übertragen, vor allem durch direkten Kontakt mit den Bläschen erkrankter Personen. Küssen, Umarmen, Kuscheln und Sex, Kontakt mit benutzten Gegenständen ebenso wie Tröpfcheninfektionen bei längeren Unterhaltungen mit wenig Abstand können zur Ansteckung führen. Die Inkubationszeit ist 5 bis 21 Tage.

Droht eine neue Pandemie?

Anders als Covid-19 verbreiten sich Mpox nicht über die Luft. Man kann sie nicht einfach durch Anhusten oder Einatmen bekommen. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Lage nicht mit Corona vergleichbar. Mpox sind nicht das neue Covid, betonte kürzlich Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, vor Journalisten.

Als besorgniserregend gilt allerdings, dass sich das Virus derzeit in Afrika auch in Ländern ausbreitet, wo es bisher nicht aufgetreten war, wie Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda. Die WHO hat diese Entwicklung zu einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite erklärt. Ausschlaggebend war die vermutlich schnellere Verbreitung des neuen Typs mit schwereren Krankheitsverläufen.

Warum häufen sich Fälle?

Schätzungen zufolge hat sich die Zahl der Mpox-Infektionen in den vergangenen 50 Jahren verzehnfacht. Ein Grund könnte ausgerechnet eine der größten medizinischen Errungenschaften der Geschichte sein – die Ausrottung der menschlichen Pockenviren.

Pocken zählen zu den gefährlichsten Krankheiten. Sie töten mindestens jede:n dritte:n Infizierte:n. Die WHO startete 1959 ein weltweites Impfprogramm zur Ausrottung der Pocken, das ab 1967 intensiviert wurde. 1980 erklärte die WHO die Erkrankung offiziell für ausgerottet und die Impfkampagne wurde gestoppt.

Die Impfung hatte einen 85-prozentigen Schutz auch gegen Mpox geboten. In Österreich wurde am 1. Jänner 1981 ein „Bundesgesetz über Schutzimpfungen zu Pocken" aufgehoben. Wer danach geboren ist, ist ungeimpft.

Wer sind die Risikogruppen?

Schwere Verläufe erleiden vor allem immungeschwächte und ältere Personen sowie Kinder. Ein erhöhtes Ansteckungsrisiko tragen Labor- und Pflegepersonal, das mit dem Virus oder Infizierten in Kontakt kommt, sowie Personen mit häufig wechselnden Sexualkontakten.

Was ist bei Partys zu beachten?

Festivals, Partys, Veranstaltungen oder Clubs, wo wenig Kleidung getragen wird und es häufig zu direktem Hautkontakt kommt, bergen ein erhöhtes Risiko. Das deutsche Robert Koch Institut rät, den Hautkontakt zu minimieren und keine Ausschläge oder Wunden zu berühren. Und bei sexuellen Kontakten sei die Wahrscheinlichkeit der Übertragung von Mpox erhöht, speziell in Darkrooms, Saunen oder Sex-Clubs.

Welche Impfungen gibt es?

Die gute Nachricht ist, dass es Impfstoffe gibt. „Man kann sich prophylaktisch oder nach einem Kontakt mit einer infizierten Person innerhalb von 14 Tagen impfen lassen“, sagt die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt. In Europa ist die Impfung Imvanex der Firma Bavarian Nordic ab 18 Jahren zugelassen. Laut Gesundheitsministerium stehen derzeit 34.000 Impfdosen in Österreich zur Verfügung, weitere Bestellungen seien „jederzeit möglich“.

Wer bekommt die Impfungen?

Die vorbeugende Impfung steht Gesundheitspersonal mit einem hohen Ansteckungsrisiko, Personen mit persönlichem Risikoverhalten und Reisenden mit intensivem Kontakt zur Lokalbevölkerung a priori zur Verfügung. Im Fall eines Kontakts zu einer erkrankten Person steht die Impfung hingegen allen zur Verfügung. Personen, die zu den Risikogruppen gehören oder mit Infizierten in Kontakt waren, können sich über impfservice.wien oder die Hotline 1450 anmelden.

Die Impfung der breiten Bevölkerung empfiehlt das Nationale Impfgremiums derzeit nicht.

Welche Therapien gibt es?

Die Therapie von Mpox ist symptomatisch. Im Vordergrund stehen Schmerzlinderung und die Versorgung der Hautläsionen. In der EU ist das Virostatikum Tecovirimat zugelassen.

Die Lage in Afrika

Seit Jahrzehnten gibt es in West- und Zentralafrika regelmäßig Mpox-Fälle, die Wissenschaft spricht von „endemischer Präsenz“. Afrikanische Mediziner:innen warnen derzeit in zahlreichen Medien davor, ähnliche Fehler wie bei Corona zu machen, und appellieren an westliche Länder, Geld in Diagnostik und Impfstoffe zu investieren.

Die Lage in Europa

Wegen der schnellen Ausbreitung in Afrika werden auch in Europa mehr Fälle mit der neuen Variante erwartet. Es sei „sehr wahrscheinlich“, dass weitere Fälle eingetragen werden, weil es enge Verbindungen zwischen Europa und Afrika gebe, erklärte die europäische Gesundheitsbehörde ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control, Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) mit Sitz in Schweden kürzlich anlässlich des ersten Falls mit Klade I außerhalb des afrikanischen Kontinents. Dennoch wurden vorerst noch keine EU-weiten Maßnahmen gesetzt.

Die Lage in Österreich

Mpox-Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle sind in Österreich seit 2022 meldepflichtig. Seit Beginn des weltweiten Ausbruchs 2022 wurden hierzulande 348 Mpox-Fälle mit der älteren Variante Klade II gemeldet, davon elf im Jahr 2023 und heuer bisher zehn.


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Infos und Quellen

Gesprächspartner:innen

  • Ursula Wiedermann-Schmidt, Vorstand des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie an der Medizinischen Universität Wien, Mitglied der deutschen Ständigen Impfkommission (STIKO).

  • Roman Wölfel, Leiter des Instituts für Mikrobiologie der deutschen Bundeswehr in München und Hochschullehrer an der Technischen Universität München.

Daten und Fakten

  • Die Pocken sind eine von Variolaviren ausgelöste, hochansteckende, tödliche Infektionskrankheit. Jede dritte Person, die sich infiziert, stirbt an der Erkrankung. Die charakteristischen Hautveränderungen hinterlassen Narben, die Krankheit kann außerdem zu Hörverlust oder Erblindung führen. Durch weltweite Impfkampagnen, die zu den größten medizinischen Errungenschaften der Menschheitsgeschichte zählen, gilt die Welt seit 1980 offiziell als pockenfrei.

  • Mpox, deutsch früher Affenpocken, ist eine durch das Orthopoxvirus monkeypox (MPXV; früher Affenpockenvirus) verursachte Infektionskrankheit. Die pockenähnliche Erkrankung verläuft beim Menschen in der Regel deutlich milder als die Pocken. Die Namensänderung wurde laut WHO vorgenommen, da die Bezeichnung „Monkeypox“ als rassistisch und stigmatisierend wahrgenommen werden könne, und der Name „Mpox“ in allen Sprachen leicht aussprechbar sei.

Quellen

Das Thema in anderen Medien