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Österreicher:innen haben kaum Gesundheitskompetenz. Sie verstehen ihre Ärzt:innen nicht, nehmen die Medikamente falsch, fragen Google um Rat. Warum das gravierende Folgen hat, erklärt die Gesundheits-Expertin Britta Blumencron.
Muss ich die ganze Packung nehmen? Was mache ich, wenn die Hausärztin auf Urlaub ist? Soll ich mit Durchfall ins Büro? Im europäischen Vergleich schneidet Österreich in Sachen Gesundheitskompetenz schlecht ab. Die Menschen wissen kaum Bescheid – und auch nicht, wo sie sich informieren können. Britta Blumencron sieht Parallelen zum Auto. Jeder fährt gern, aber niemand weiß, wie es funktioniert.
- Kennst du schon?: Leben auf der Organ-Warteliste: Wie gerecht ist das System?
Die medizinische Sprache ist unverständlich.Britta Blumencron
95 Prozent aller chronischen Krankheiten lassen sich auf den Lebensstil zurückführen.Britta Blumencron
Der Roboter wird den Arzt nicht ersetzen.Britta Blumencron
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Infos und Quellen
Genese
Ursprünglich wollte WZ-Redakteurin Ina Weber einen Artikel über den Wert von Medikamenten schreiben. Schätzungen zufolge landen 3 bis 50 Prozent der Medikamente im Müll. Im Zuge der Recherche stellte sich die Frage, wie viele wirklich wissen, wie man Medikamente richtig entsorgt. Dabei stieß die Redakteurin auf eine Studie, die Österreich überhaupt ein schlechtes Zeugnis ausstellt, was die Gesundheitskompetenz betrifft. Wir wissen nicht nur nicht, warum Medikamente wo richtig entsorgt werden sollten, Teile der Bevölkerung können auch nichts mit Infos vom Arzt oder aus dem Gesundheitssystem anfangen.
Gesprächspartnerin
- Britta Blumencron ist Expertin für Kommunikation im Gesundheitswesen, Lehrbeauftragte am Departement für Wirtschaft und Gesundheit an Donau-Uni Krems, Trainerin für effektive Kommunikation von Gesundheitsfachkräften am Arbeitsplatz, Mitglied der European Association für Communication in Healthcare EACH, Fachbuch-Autorin zum Thema empathische Patienten-Kommunikation.
Daten und Fakten
- Health Literacy Survey (HLS-EU) 2011: Österreich liegt bei „unzureichende Gesundheitskompetenz“ bei 18 Prozent und bei „problematische Gesundheitskompetenz“ bei 38 Prozent. Mit rund 56 Prozent ist eine „limitierte“ Gesundheitskompetenz in Österreich verbreiteter als im internationalen Durchschnitt mit rund 48 Prozent.
- Health Literacy Survey (HLS-EU) 2019: Fünf Prozent Verbesserung der allgemeinen Gesundheitskompetenz der österreichischen Bevölkerung.
- Österreichische GK-Erhebung 2020: 33 Prozent haben Schwierigkeiten mit der Orientierung im Gesundheitssystem. 30 Prozent haben Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen. 20 Prozent im Durchschnitt haben Schwierigkeiten im Umgang mit Impfinformationen. Ca. zehn Prozent haben Schwierigkeiten in Gesprächen mit Ärztinnen und Ärzten.
- Gesunde Jahre in Österreich: Frauen haben im Durchschnitt 58 gesunde Jahre, Männer 57. Das liegt deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 65 bzw. 64 Jahren.
Quellen
- Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz
- Austrian Institute für Health Technology Assessment GmbH
Das Thema in anderen Medien
- Die Presse: Drei Erkenntnisse, die Patienten aus diesem Jahr mitnehmen sollten (Paywall)
- Der Standard: Mehr Kompetenz für die eigene Gesundheit