Die Donau-Universität im niederösterreichischen Krems ist Österreichs einzige staatliche Universität für postgraduale Weiterbildung und die erste derartige Bildungseinrichtung in Europa. In Sachen Lehre und Infrastruktur hat man sich die Latte hoch gelegt. Der Campus wird bis 2005 ausgebaut.
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"Guten Morgen!" werden die Studierenden freundlich auf den Gängen begrüßt. Die sauberen Wände sind nicht Graffiti verschmiert, auf den Toiletten ist auch Klopapier vorhanden. Auf den ersten Blick sind es Kleinigkeiten, durch die sich die Donau-Uni von den Massenuniversitäten unterscheidet und schon vom äußerlichen Aspekt her eine Vorreiterrolle übernimmt.
Ihrer Zeit voraus war die hier einstmals angesiedelte Tabakfabrik, in deren neu renoviertem Hauptgebäude nunmehr die Donau-Uni untergebracht ist, bereits zu Beginn des
20. Jahrhunderts: Als hier vorwiegend Frauen noch Zigarren wickelten, war die Tobaccoland Handels GesmbH einer der ersten Betriebe Österreichs, der Kinderbetreuung anbot. Kindererziehung war und ist offenbar Frauensache.
Familie haben die meisten der heute zwischen den Kremser Weingärten und dem Donautal Studierenden nicht: Zu lernaufwändig ist ein postgraduales Studium, so dass für Familie und Freunde vorübergehend nur wenig Zeit bleibt. Der Großteil der mittlerweile rund 2.500 Postgraduate-Studenten ist zudem berufstätig und pendelt Freitag und Samstag zur Weiterbildung in die Wachau. Einige, vor allem jene aus den westlichen Bundesländern und den osteuropäischen und Balkan-Staaten, mieten sich zum Studium auch in einer Wohngemeinschaft oder Garçonnière in Krems, Stein oder den umliegenden Weindörfern ein.
Vorbild Ivy League
So typisch die Landschaft hier geprägt ist, so sehr nimmt sich die Donau-Uni die renommierte Ivy League der US-Eliteuniversitäten wie Yale oder Harvard zum Vorbild. Die Volkswirtschaftslehrbücher von Harvard-Professor Gregory Mankiw - inzwischen Wirtschaftsberater von US-Präsident George W. Bush - zählen in den jeweiligen Master-Lehrgängen zur Standard-Lektüre. Dass in Kleingruppen unterrichtet wird und den Studierenden Computer (inklusive eigener E-Mail-Adresse) und ein neues Internet-Café sowie eine kleine Bibliothek, Mensa und Raucherzone zur Verfügung stehen, ist eine Selbstverständlichkeit.
Die mehr als 80 Lehrgänge sind kostenpflichtig. Die Studierenden spüren denn auch deutlich, dass sie als Kunden wahrgenommen werden - selbst von den (meisten) hier lehrenden Uni-Professoren, Managern oder anderen Führungspersönlichkeiten. Dass diese durchwegs aus der Elite Österreichs rekrutiert werden, ist keine Übertreibung. Erfolgreiche Unternehmer, Spitzenpolitiker und Journalisten halten zudem regelmäßig Abendvorträge ("distinguished lec-
tures"). Die eifrigen Studierenden ihrerseits übernehmen nach dem Master-Lehrgang nicht selten eine Führungsposition, sofern sie nicht ohnehin schon einen vergleichbaren Job haben.
Weiterbildung leben
und darüber forschen
Die Lehrgänge sind interdisziplinär ausgerichtet. Von den Schwerpunkten, die die Donau-Uni derzeit anbietet, sind besonders die Abteilungen für Wirtschafts- und Managementwissenschaften, für Umwelt- und Medizinische Wissenschaften, für Kulturwissenschaften, für Europäische Integration sowie das Internationale Journalismus Zentrum hervorzuheben. Und damit lebenslanges Lernen nicht nur gelebt, sondern darüber auch geforscht werden kann, gibt es eine "Interdisziplinäre Plattform Weiterbildungsforschung". Denn in der Diskussion um das
lebenslange Lernen und die Neuorganisation des Lernens über die Lebensphase will die Donau-Universität Krems "auch in konzeptionell-qualitativer Hinsicht einen nachhaltigen Beitrag im europäischen Hochschulraum in der universitären Weiterbildung leisten", so das Mission Statement.
Entsprechend der EU-Richtlinie zur Harmonisierung der Weiterbildungslandschaft werden die internationalen Grade "Master of Business Administration" (MBA), "Master of Laws" (LL.M.), "Master of Science" (MSc), "Master of Arts" (MA) und "Master in European Studies" (M.E.S.) - je nach Studienrichtung - vergeben. Neben den Kursen werden berufsspezifische Seminare ebenfalls angeboten.
Voraussetzung zur Teilnahme an einem Master-Lehrgang ist ein abgeschlossenes Studium (mindestens Bachelor). Die Donau-Uni selbst sowie einige Lehrgänge stellen Teilstipendien zur Verfügung. Damit möchte man in erster Linie Teilnehmer aus den EU-Kandidatenländern fördern.
Dass die Donau-Uni mit ihrer fachlichen und internationalen Ausrichtung auf das richtige Pferd setzt, zeigen die Ausbaupläne. Der "Campus Krems" soll bis Ende 2005 die Donau-Uni, die IMC Fachhochschule Krems sowie die Österreichische Filmgalerie, eine größere Bibliothek, ein Auditorium Maximum, ein Forschungslabor und eine Mensa umfassen. Kosten: 52,4 Mill. Euro. Auf dem Campus soll dann Platz sein für bis zu 4.500 Studierende.
http://www.donau-uni.ac.at/