Hyfish ist das erste europäische Flugzeug seiner Art. | Zweisitziger Prototyp soll bis zu 300 km/h erreichen. | Tübingen. Die beiden Ingenieure, der Schweizer Koni Schafroth und der deutsche Till Kaz vom Deutschen Luft- und Raumfahrt-Zentrum (DLR) in Stuttgart, sind zufrieden. Das erste europäische Flugzeug mit Brennstoffzellenantrieb hat seinen Erstflug in der Nähe von Bern erfolgreich absolviert. In den USA gab es vor einigen Jahren bereits ein erstes Flugzeug mit Brennstoffzelle, das jedoch aus 7000 Metern abstürzte.
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Ursprünglich Smartfish, heißt die Eigenkonstruktion des Schweizer Maschinenbau-Ingenieurs nun Hyfish (Hy=Hydrogen, fish für seine Fischform).
Smartfish hieß die ungewöhnliche Flugzeugform, die der Berner Ingenieur vor vier Jahren konstruierte. Sie erinnert äußerlich an einen Thunfisch und bietet mit ihrem voluminösen Rumpf innen viel Platz. Auf seiner Unterseite ist er weitgehend eben, wölbungsfrei und liegt dadurch stabil wie ein Brett in der Luft. Die oberseitig voluminöse, aerodynamisch perfekte Form ohne scharfe Übergänge zwischen Flügel und Rumpf vermeidet weitgehend die üblichen Luftverwirbelungen an den Tragflächen, die sonst laute Geräusche und höheren Treibstoff-Verbrauch verursachen, erklärte Till Kaz.
Trotz fehlender Landeklappen zeigte die Schweizer Konstruktion bei Probeflügen beeindruckende Flugeigenschaften. Mit seinem ungewöhnlichen Flugzeug-Design machte Schaf-roth auch über die Grenzen seines Heimatlands hinaus Furore. Er fand jedoch keinen Sponsor, der ihm umgerechnet rund drei Millionen Euro für die Herstellung eines zweisitzigen Prototyps geboten hätte. Glücklicherweise nahm letztes Jahr die DLR den langsam dahindämmernden Smartfish unter ihre Fittiche.
Binnen weniger Monate bauten die DLR-Ingenieure an ihrem neuen Institut für Thermodynamik in Stuttgart eine neue PEFC-Brennstoffzelle. Beim Erstflug Mitte März funktionierten Brennstoffzelle und Flugzeug einwandfrei. In nächster Zukunft sind noch weitere Nachbesserungen und Feinjustierungen angesagt. Danach soll Hyfish nach DLR-Projektleiter Kaz bei einer Spannweite von 1 Meter, einer Länge von 1,50 Metern und etwa 6 kg Gesamtgewicht bis 300 km/h und 7000 Meter Höhe erreichen. Ob der neue Star am Flugzeughimmel, der ein ausgezeichneter Zweisitzer werden könnte, mit einer prognostizierten Geschwindigkeit in der Nähe der Schallgrenze und einem Treibstoff-Verbrauch unter 10 Liter pro 100 km, eines Tages als 1:1-Modell fliegen wird, ist angesichts des fehlenden Sponsors oder Risiko-Kapitalgebers noch ungeklärt. Beim DLR soll Hyfish als Testmodell für die Entwicklung neuer Flugzeugtypen dienen. Beteiligt am Bau des ersten europäischen Brennstoffzellen-Flugzeugs war auch die in Ainet/Tirol beheimatete Technik-Zentrum Ainet.