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Fonds für Zeitarbeiter: Gelder zu wenig genutzt

Von Petra Medek

Wirtschaft

Studie: Jeder vierte Zeitarbeiter wird übernommen. | Weiterbildungsfonds für Arbeiter zu wenig genutzt. | Wien. Qualifikation ist das Um und Auf auf dem Arbeitsmarkt. Das gilt auch für Zeitarbeiter. Für Arbeiter, die von Zeitarbeitsfirmen verliehen werden, wurde 2007 ein Weiterbildungsfonds geschaffen, der zuletzt stattliche 1,3 Millionen Euro schwer war. Ziel des Fonds: Die sogenannten Stehzeiten der Arbeiter, also die Zeit nach ihrem Einsatz in einer Firma bis zum nächsten, sinnvoll zu überbrücken.


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Dabei entscheiden die Arbeitgeber über den Einsatz der Mittel. Wurde der Fonds bisher nur von Arbeitgebern und AMS getragen, so zahlen seit Jahresbeginn 2010 auch die Arbeitnehmer in den Bildungstopf ein. Das Volumen des Bildungsfonds werde sich heuer um etwa ein Drittel erhöhen, schätzt Gerhard Flenreiss, Obmann der Personaldienstleister in der Wirtschaftskammer.

Doch der Fonds ist dem Vernehmen nach schon jetzt gut gepolstert. Denn wie aus informierten Kreisen verlautet, ist aus dem Jahr 2007 ein hoher Betrag im Fonds ungenutzt liegen geblieben und auf 2008 übertragen worden. Wie viel davon umgesetzt wurde beziehungsweise endgültige Daten für 2009 liegen noch nicht vor.

"Wir würden uns wünschen, dass der Fonds mehr in Anspruch genommen wird", sagt Thomas Grammelhofer, zuständiger Gewerkschaftssekretär Pro-Ge. Kaum ein Arbeiter käme in Stehzeiten wirklich zu einer Weiterbildung, die meisten Schulungsmaßnahmen liefen parallel zur Tätigkeit in einem Betrieb, erzählt Grammelhofer. Damit verfehle der Fonds sein eigentliches Ziel.

Firmen setzten Zeitarbeiter, die sie nicht mehr brauchten, sehr kurzfristig frei - und auf die Schnelle ließe sich keine sinnvolle, für die Person passende Weiterbildung organisieren, argumentieren die Arbeitskräfte-Überlasser diese "Bildungslücke".

Insgesamt haben die Arbeitskräfte-Überlasser 2008 über den Fonds 1060 Weiterbildungsmaßnahmen für Arbeiter bezahlt, 2007, im ersten Jahr des Fonds, waren es 270 Kurse. Die Palette der Ausbildungen reicht vom Staplerschein bis zur Lehrabschluss-Prüfung.

"Schuhlöffel-Funktion"

70.000 bis 80.000 Menschen in Österreich als Zeitarbeiter aktiv. Etwa drei Viertel sind Arbeiter, doch die Zahl der Angestellten stiegt, sagt Flenreiss. Dass etwa ein Viertel der überlassenen Arbeitskräfte von den Unternehmen übernommen werden, sei zu begrüßen. "Wir stehen zu dieser Schuhlöffel-Funktion."

Fast jeder dritte Zeitarbeiter (30,9 Prozent) ist in der Industrie beschäftigt. Das Gros entfällt auf Gewerbe, Handwerk und Dienstleistung (41 Prozent).