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Das Beispiel Deutschland zeigt es wunderbar: Überall dort, wo es Ganztagsschulen gibt, funktionieren sie. Schulen, die dies nur als zusätzliche Möglichkeit anbieten, machen weniger gute Erfahrungen - dort werden die Klassengemeinschaften zerrissen.
In Österreich hat sich die Regierung nun geeinigt, die Ganztagsschule auszubauen. Ab 2014, also stabil nach den Wahlen. Wer immer danach das Sagen hat, wird das Programm entweder be- oder entschleunigen.
Am Faktum, dass an den Bildungsinstitutionen bloß herumgedoktert wird, ändert sich nichts. Gesamtschule? Die Verschulung der Universitäten, die aus einer Mindeststudiendauer die Normstudiendauer macht? Neues Lehrer-Dienstrecht, um die Pädagogen am Nachmittag in der Schule zu halten? Wenig Bewegung, vielleicht wird aber dazwischen zehn Minuten geturnt.
Das klingt defätistisch - und ist es leider auch. An der Bildung zerschellt diese Koalition, aber auch die föderale Machtverteilung der Republik.
Bei den meisten Bildungsfragen geht es nämlich nicht darum, dem Nachwuchs das bestmögliche System anzubieten, sondern um pure Machtfragen: AHS-Lehrer sind Bundeslehrer, die Pflichtschule "gehört" den Ländern. Daran rieb sich die Neue Mittelschule jahrelang auf.
Nun geht es wieder los: Die Gemeinden als Schulerhalter wollen bei der Ganztagsschule ein Mitspracherecht. Und die Lehrergewerkschaft zeigt sich "gesprächsbereit" über längere Lehrverpflichtungen, fordert aber eine Entlastung durch Schulpsychologen und Sozialarbeiter. Etwa 14.000 (!) würden benötigt, rechnet Lehrergewerkschafter Paul Kimberger bereits vor.
Die Phrase "signalisiert Gesprächsbereitschaft" wird von der Lehrergewerkschaft überhaupt gerne und häufig verwendet. Bisher blieb es beim Signal. Mittlerweile läuft aber die Pensionierungswelle bei den Lehrern voll an, in den kommenden Jahren geht die Hälfte der 120.000 Pädagogen in den Ruhestand. Das führt in bestimmten Fächern (etwa Physik) in manchen Schulen dazu, dass Studenten in den Klassen stehen. Ist dazu etwas zu hören? Nein.
Das Bildungsdilemma geht auf den Universitäten munter weiter, der freie Hochschulzugang wird ausgehöhlt - aus finanziellen Gründen.
Bei den kommenden Wahlen werden also vermutlich Eltern und Jugendliche das Ende ihrer Gesprächsbereitschaft signalisieren . . .