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Optimierte Waldwirtschaft reduziert CO2-Gehalt. | Holzhaus-Pilotprojekt in Wien 21. | Berlin. "Wenn ihr was gegen den Klimawandel machen wollt, pflanzt Bäume, erntet sie rechtzeitig, und verarbeitet sie zu lange haltenden Produkten", sagt Klaus Richter, von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt.
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Richter modellierte zusammen mit Umweltbüros und zwei weiteren Instituten der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, wie sich eine optimierte Wald- und Holznutzungsstrategie in den nächsten 130 Jahren auf den Schweizer CO 2 -Haushalt auswirken würde.
Zwölf Prozent pro Jahr Einsparungspotenzial
Die Ergebnisse sind beeindruckend: Die Holzexperten sagen für die Schweiz innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre ein Einsparungspotenzial an CO 2 -Emissionen von zwölf Prozent pro Jahr voraus. Hat sich die Kurve nach etwa 100 Jahren eingependelt, sind es immerhin noch sechs Prozent. (Eine Hochrechnung, die man sicherlich auch auf das klimatisch und geografisch sehr ähnliche Österreich übertragen könnte.)
Eine Vorraussetzung, solche Einsparungen der Kohlendioxidemissionen zu erzielen, ist eine höhere Effizienz in der Forstbewirtschaftung. Bis jetzt galt unter Umweltschützern meistens der Grundsatz: Baum ab, nein danke! Das scheint man nun gründlich revidieren zu müssen. Nicht das Aufforsten so genannter "Kyoto-Wälder" und ein Nutzungsverzicht, sondern optimierte Waldwirtschaft und verstärkte Holznutzung können zur Reduzierung des CO 2 -Gehalts beitragen.
Doch wann ist der geeignete Zeitpunkt, einen Baum zu fällen? "Das ideale Alter zum Abschlagen von Fichten ist etwa 80 bis 100 Jahre", erklärt der mit Klaus Richter zusammenarbeitende Schweizer Förster Andreas Huber. "Dann ist ihr Wachstumsoptimum und damit eine optimale Einspeicherung von CO 2 erreicht."
Auf der andern Seite sind die Bäume aber noch nicht von Alterungsprozessen bedroht, die dazu führen, dass die Holzqualität abnimmt und das Holz nicht mehr verwendet werden kann. "Lässt man die Bäume eines natürlichen Todes sterben verrotten sie und geben das in ihnen gespeicherte CO 2 wieder an die Atmosphäre ab", sagt Huber.
Holz muss effizient
verarbeitet werden
Wichtig für die Reduzierung von CO 2 Emissionen ist nicht nur der richtige Zeitpunkt des Erntens sondern auch die effiziente Verarbeitung des Holzes. In den modernen Sägewerken werden inzwischen alle Maschinen über den Computer gesteuert. Häufig ist ihnen auch schon ein Holzbauwerk angeschlossenen, in dem Holzprodukte wie Dachbalken oder Außenwände gleich vor Ort fertiggestellt werden.
Gerade die Vorfertigung von Außenwänden, die dann beim Hausbau nur noch eingepasst werden müssen, spart eine Menge Energie. Doch es gibt noch einen wichtigeren Grund, Holzelemente als Baustoff zu verwenden: "Da Holz bei seiner Erzeugung besonders wenig fossile Energien benötigt ist seine Energiebilanz deutlich günstiger als bei Bauteilen aus Beton, Stahl oder Backstein", sagt Richter. Diese sogenannten Substitutionseffekte sind nach Richter und Kollegen entscheidend für das Senken der CO 2 -Emissionen verantwortlich.
Gerade in Österreich wird, wie das Holz-Passiv-Haus in Wien 21 am Mühlweg - vormals die größte Holzbaustelle Europas - zeigt, immer mehr auf mehrgeschossige Holzbauten gesetzt. Doch nicht nur Häuser, auch Brücken, Möbel und andere Einrichtungsgegenstände, sollten nach Meinung der Verfasser der Studie wieder vermehrt aus Holz hergestellt werden. Denn so kann beim Holzbau auch noch durch kurze Transportwege zusätzlich Energie und damit CO 2 -Ausstoß eingespart werden.
Wenn das Holz als Baumaterial seine Lebensdauer überschritten hat, muss es als Altholz gesammelt und verbrannt werden. In der Schweiz gibt es dafür schon eine Pilotanlage, die von den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich betrieben wird.
Die Schweizer Holzvergasungsanlage beliefert derzeit schon 600 Haushalte mit Energie. "Dann ist der Holzkreislauf wieder geschlossen", freut sich Richter. "Denn das im Wald eingebundene Kohlendioxid, wird über die verschiedenen Nutzungsstufen in der Holzwirtschaft in der Ressource Holz gespeichert und nun am Ende seines Lebenszyklus als bislang ungenutzte Ressource wieder in Wärmeenergie überführt."