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Der SPÖ-nahe Pensionistenverband war mit 6000 Senioren auf der Insel Rhodos - trotz der weiten Entfernung von zu Hause waren das Thema Bundespräsidentenwahl und die Diskussionen um FPÖ-Kandidat Norbert Hofer allgegenwärtig.
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Wien. "Jung und fesch is’ er schon, der Hofer", sagt Renate S. aus Floridsdorf. "Nämlich viel jünger und fescher als Alexander Van der Bellen."
Ob das ein Grund ist, am Sonntag Norbert Hofer zu wählen? "Wahrscheinlich eh nicht", meint Renate S. weiter. "Aber den Van der Bellen kann ich nicht wählen - weil er meiner Tochter als Studentin immer einreden wollte, dass nur Grün die einzige wählbare Partei ist", meint die Pensionistin. "Außerdem hat er im Wahlkampf gesagt, dass er als Bundespräsident keinen Blauen als Minister angeloben würde - das kann man als Demokrat doch nicht sagen."
Nach vier Tagen auf der griechischen Insel Rhodos haben die Pensionisten schon viele Diskussionen geführt. Die meisten drehten sich um die Bundespräsidentenwahl und um die Situation der SPÖ. Die weite Entfernung von zu Hause hat dabei den Streitgesprächen keinen Abbruch getan - im Gegenteil. Im Urlaub wirkt die ältere Generation offener und nimmt sich kaum ein Blatt vor den Mund. "Die Regierung braucht einen Denkzettel, deswegen wähle ich Hofer", erklärt etwa Fritz L. aus Kärnten. Die anderen älteren Damen und Herren schauen auf den Boden und nicken nachdenklich.
Zwischenrufe
6000 Pensionisten bereisten innerhalb von fünf Wochen die Insel mit dem Veranstalter "Seniorenreisen" - eine Tochter des SPÖ-nahen Pensionistenverbandes. Und jede Woche gab es ein Begrüßungsfest mit nicht ganz unpolitischen Begrüßungsreden. Beim letzten Fest sprach der Wiener Landesvorsitzende des Pensionistenverbandes, Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger, zu den Senioren und ersuchte sie, am Wahlsonntag den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer "zu verhindern". "Aufhören", tönte es da aus den hinteren Reihen - gefolgt von lautem Zischen im Saal. "Sie würden sich wundern, was die so alles reden, obwohl sie eigentlich Rote sind", erklärt ein Gruppenleiter aus Donaustadt im Anschluss zur "Wiener Zeitung". "Und ich find’ das grauslich", fügte er hinzu.
"Was haben wir denn von Rot-Schwarz bis jetzt gehabt? Nur Streitereien und Umfaller vonseiten der Roten. Die kann man doch nicht ewig so weitermachen lassen", sagt Klara D. Sie selbst habe ihr Leben lang Rot gewählt. Aber beim ersten Wahldurchgang habe sie das zum ersten Mal nicht gemacht. "Weil der Faymann mir zu viel zu den Schwarzen gerückt ist. Den Häupl hätten’s aufstellen sollen, dann hätten die Roten eine Chance gehabt. Aber so habe ich die Frau gewählt. Damit wir einmal eine Präsidentin haben." Wen sie bei der Stichwahl wählen wird? "Keine Ahnung, vielleicht bleib ich z’haus".
Aufbruchsstimmung
Der Landessekretär des Wiener Pensionistenverbandes, Sigi Lindenmayer, bestätigt den Frust der älteren Generation. "Aber da sind auch viele altgewordene FPÖ-Wähler dabei, die in späteren Jahren Mitglied beim Pensionistenverband geworden sind", vermutet er. Außerdem glaubt er, dass der Kanzlerwechsel zu einem Umschwung geführt hat. "Ich spüre jetzt schon eine hoffnungsfrohe Aufbruchsstimmung, die sich durch die gesamte Partei durchzieht - von den ganz Jungen, bis zu den ganz Alten", meint er. Und er hofft, dass die paar Tage genug waren, um viele Van-der-Bellen-Skeptiker noch umzustimmen.
Im Umfeld von Renate S. könnte das schwierig werden. "Meine Tochter hatte eine größere Gemeindewohnung in Aussicht - und dann hat man ihr gesagt: Tut uns leid, wir brauchen die für die Flüchtlinge. Na wen glauben sie, wird meine 35-jährige Tochter jetzt wählen?", meinte Renate S. Nachsatz: "Da wird ein Christian Kern auch nichts daran ändern."
"In Wahrheit ist unser größtes Problem, dass wir alles haben", sagt Klara D. dazu. "Wenn wir nicht alles hätten, würden wir aufstehen und streiken, so wie sie das in den anderen Ländern machen. Uns geht es einfach zu gut, und alle jammern nur herum, weil ihnen fad ist. Und weil ihnen fad ist, wollen sie Veränderung - und wählen deswegen den Hofer. A schener Schas is des."