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"Keine Bilder, sondern Hass"

Von Michael Schmölzer

Politik

Karikaturen-Gipfel in Wien unter Österreichs Vermittlung. | Das Oberhaupt der bosnischen Muslime im WZ-Gespräch. | "Wiener Zeitung":Wie sind die Gespräche zwischen dem dänischen Außenminister Peer Stig Möller und den islamischen Würdenträgern verlaufen?


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Reis ul Ulema, Mustafa Ceric : Die österreichische Außenministerin Ursula Plassnik hat das Treffen sehr gut geleitet, denn sie hat auf kein Resultat gedrängt. Im wesentlichen ging es darum, die Standpunkte darzulegen.

Welchen Standpunkt hat Syriens Großmufti vertreten?

Ahmad Bader Hassoun hat sehr bedauert, dass die dänische Botschaft in seiner Heimat das Ziel von Angriffen war. Gleichzeitig hat er die Mohammed-Karikaturen verurteilt. Dänemarks Außenminister hat den Standpunkt seiner Regierung wiederholt, wonach die Meinungsfreiheit ein fundamentales Recht darstellt, aber auch die religiöse Würde Anrecht auf Respekt hat.

Wie stehen Sie persönlich zu den Mohammed-Karikaturen, die in Dänemark veröffentlicht wurden?

Als ich die Zeichnungen zuerst gesehen habe, war mir klar, es handelt sich dabei nicht um Karikaturen sondern um Hass. Ich bin da vielleicht sehr sensibel, immerhin habe ich Srebrenica überlebt (Anm: In Srebrenica haben 1995 bosnische Serben ein Massaker an Muslimen angerichtet.) Diese Karikaturen machen mich jedenfalls nervös.

Wie könnte eine Lösung aus Ihrer Sicht aussehen?

Der Orient steht im Allgemeinen für Weisheit, der Westen für Rationalität. Der weise und der rationale Mann müssen jetzt zueinander finden. Beide Seiten müssen das richtige Gefühl füreinander entwickeln. Wer die Formel findet, die das wechselseitige Vertrauen wiederherstellt, dem gebührt meiner Ansicht nach der Nobelpreis.