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Rohani warnt Saudi-Arabien vor "iranischer Macht". Saudischer Kronprinz wirft Teheran "militärische Aggression" vor.
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Riad/Teheran/Wien. Ein majestätischer Löwe, der die zerrissene saudische Flagge zwischen seine Zähne klammert, dahinter architektonische Relikte aus dem ehemaligen Großpersischen Reich und die Aufschrift: "Saudi-Arabien, du wirst dich Persien unterwerfen": Dieses Bild ist derzeit eines der meistverkauften Motive im Iran. Auf T-Shirts, Tassen und im Internet wurde das Sujet millionenfach verbreitet und spiegelt den Konflikt dieser Tage und den Hass zwischen den Persern und den Saudis sehr deutlich wider.
"Saudis führen sich in der Region wie Halbstarke auf"
Denn die aktuellen Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien drohen zu eskalieren, vor allem durch einen verbalen Rüstungswettlauf. Am Mittwoch richtete Irans moderater Präsident Hassan Rohani eine deutliche Warnung an seine Rivalen in Riad. "Ihr kennt die Macht und die Stellung der Islamischen Republik. Schon mächtigere Leute als ihr haben nichts gegen das iranische Volk ausrichten können", sagte er. Die USA und ihre Verbündeten hätten gegen den Iran "alle ihre Kräfte mobilisiert", doch letztendlich nichts erreichen können. Rohanis rechte Hand, Außenminister Mohammad Javad Zarif, legte nach und erklärte, die Saudis führten sich in der Region "wie Halbstarke" auf, machten den Nahen Osten unsicher und versuchten, den Iran für diese gefährliche Politik verantwortlich zu machen.
Rohanis und Zarifs Worte waren eine Replik auf eine Erklärung des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dieser hatt Teheran für den Abschuss einer Rakete aus dem Jemen auf die saudi-arabische Hauptstadt Riad verantwortlich gemacht. Er sprach von einer "direkten militärischen Aggression" des Iran, die als "kriegerischer Akt" gewertet werden könne. Riad wirft dem Iran vor, die schiitischen Houthi-Rebellen im Jemen mit Raketen und anderen Waffen auszurüsten. Teheran bestreitet dies.
Die Houthi-Rebellen hatten 2015 mit verbündeten Truppen die Hauptstadt Sanaa und weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Saudi-Arabien intervenierte daraufhin an der Spitze einer arabischen Militärkoalition im Jemen, doch sind die Houthis weiter an der Macht.
Trotz all dieser Differenzen war die iranische Regierung am Mittwoch offensichtlich um Schadensbegrenzung bemüht und verurteilte die Stimmungsmache von Hardlinern im eigenen Land gegen Saudi-Arabien scharf. "Das ist gegen die nationalen Interessen und wir lassen das nicht zu", sagte Regierungssprecher Mohammad Bagher Nobakht am Dienstag. Die Regierung werde auch gerichtlich gegen diese Stimmungsmacher vorgehen, betonte der Sprecher.
Hintergrund der inneriranischen Querele ist ein Bericht der Tageszeitung "Kayhan", das offizielle Sprachrohr der iranischen Hardliner. Die hatte auf ihrer Titelseite den Raketenangriff der jemenitischen Houthi-Rebellen auf den internationalen Flughafen Riads begrüßt und gefordert, dass das nächste Ziel Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sein sollte.
Unterdessen sind die Ölpreise am Mittwoch zwar weiter gesunken. Am Markt war die Rede von einer Gegenbewegung nach den deutlichen Gewinnen an den Vortagen.
Ölpreise fast am höchsten Stand seit Mitte 2015
Ein Barrel (je 159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Jänner kostete in der Früh 63,31 US-Dollar (54,76 Euro). Das waren um 38 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Dezember-Lieferung fiel um 38 Cent auf 56,82 Dollar.
Die Hauptthemen am Ölmarkt sind die Verhaftungswelle in Saudi-Arabien, die Spannungen zwischen Riad und Teheran, sowie die Aussicht auf anhaltende Förderkürzungen durch die OPEC. All diese Faktoren haben die Rohölpreise steigen lassen. Aktuell notieren sie trotz der jüngsten Verluste in der Nähe des höchsten Standes seit Mitte 2015.