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Netztarife sollen ab Oktober sinken

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Nach einer Prüfung der Netztarife soll es ab Oktober zu einer Entlastung für Stromkunden kommen. Energie-Regulator Walter Boltz verspricht eine beachtliche Preissenkung, von der auch Haushalte profitieren sollen. Die Warnungen heimischer Energie-Experten, wonach in Österreich Stromausfälle drohen, hält Boltz für überzogen. Es gebe noch immer Überkapazitäten. Der einzige Engpass herrscht in der Steiermark, wo der Höchstspannungsring nicht geschlossen ist. Die Kompensation dieser Schwachstelle kostet pro Jahr 5 Mill. Euro.


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"Es besteht kein Grund zur Panik", verkündete Boltz gestern, Dienstag, vor Journalisten. Die Sicherheit der Stromversorgung sei für die nächsten 10 Jahre gewährleistet. Nur punktuell wie etwa in der Steiermark, wo der Lückenschluss des Höchstspannungsnetzes noch immer nicht erfolgt ist, gibt es Engpässe. Doch diese werden mittels eigenem Management behoben: Im Winter müssen die Kraftwerke im Norden abgedreht und jene im Süden angefahren werden, damit die Leitungen keinen Schaden erleiden.

Die Kosten für diese Schwachstellenkompensation würden für den Netzbetreiber - die Verbund-Tochter APG - rund 5 Mill. Euro pro Jahr ausmachen. Doch Boltz ist zuversichtlich, dass die Kainachtal-Leitung zum Lückenschluss in "absehbarer Zeit gebaut wird". Generell seien in Österreich Versorgungsunterbrechungen jedenfalls sehr selten. Mit Deutschland zählt Österreich zu den Ländern mit bester Versorgungssicherheit in Europa.

Engpässe hält Boltz per se für nichts Schlechtes: "Sie zeigen, dass die Ressourcen effizient genutzt werden müssen."

Netztarife für Strom sollen ab Oktober sinken

Die Strommarktliberalisierung hat den Haushaltskunden wenig gebracht. Sie konnten im Durchschnitt nur 2% ihrer Energiekosten einsparen. Bessere Ergebnisse brachte der Wettbewerb für die Industrie. Diese verstand es, ihre Strompreise um bis zu 50% herunter zu drücken. Doch nun verspricht der Regulator auch eine spürbare Entlastung für die Massenkunden. Ab Oktober sollen die Netztarife, die bei Kleinabnehmern rund 40% der Gesamtkosten ausmachen, gesenkt werden. Derzeit sei die Prüfung der 137 Netzbetreiber noch in Gang und die Situation dementsprechend angespannt. Auch die Industrie werde von der Kostensenkung profitieren. Das Einsparungspotenzial liege bei 30%, um 10% wurde schon kurz nach der Marktöffnung abgesenkt. "Ich gehe davon aus, dass eine beachtliche Senkung der Netztarife möglich ist." Auch für das Gasnetz erwartet Boltz in manchen Bundesländern eine Preissenkung. Bereits Ende April könnte es soweit sein.

Pro Quartal wechseln rund 7.000 Kunden den Stromversorger. Attraktiv ist ein Umstieg nur bei hohem Verbrauch. Für Österreich-Lösung wird es sicher Auflagen geben

Für die Österreichische Stromlösung (ÖSL) erwarten sich Boltz und der Direktor der Wettbewerbsbehörde, Walter Barfuß, eine Fülle von Auflagen. Eine Untersagung des Zusammenschlusses von Verbund, EVN, Wienenergie, Energie AG, Linz AG und Bewag schließen die beiden aus. Die Wettbewerbsbehörde in Brüssel bearbeitet seit Anfang des Jahres die Causa, bis Ende Mai ist Zeit für Änderungen.

Ein Problem sind Beteiligungen an Stromversorgern, die nicht der ÖSL angehören werden. Barfuß rechnet mit Schutzmaßnahmen für die Außenstehenden: ÖSL-Partner dürften dann keinen Einfluss mehr auf die Geschäfte der Konkurrenten nehmen.