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Studien zeigen zehn Prozent weniger Frühgeburten und Asthmaerkrankungen.
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Wien. Dass Rauchen in der Schwangerschaft dem heranwachsenden Baby schadet, ist bekannt. Doch auch der Kontakt mit Passivrauch scheint einen maßgeblichen Einfluss auf die spätere Gesundheit der Kinder zu haben. Denn schon ein Jahr nach der Einführung eines gesetzlich verordneten Rauchverbots sinkt sowohl die Frühgeburtsrate als auch die Rate von schweren Asthmaanfällen mit Einlieferung ins Krankenhaus um immerhin zehn Prozent, wie eine "Lancet"-Studie zeigt.
Sowohl das Nikotin selbst als auch die 250 anderen toxischen Substanzen, die sich in einer Zigarette befinden, gelangen über den Organismus der Mutter und die Plazenta direkt zum Fötus. Schließlich werden die Stoffe im Fruchtwasser abgelagert. "Das Baby schwimmt bis zur Geburt in einer Giftsuppe", stellte Angela Zacharasiewicz, leitende Oberärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Wilhelminenspital in Wien am Dienstag fest.
Die Frauen sollten schon vor Eintritt einer Schwangerschaft das Rauchen beenden, rät die Expertin. Währenddessen sei es nämlich besonders schwierig, das Laster aufzugeben. Denn der Abbau von Nikotin erfolgt bei Schwangeren verhältnismäßig rascher, sodass der Körper sogar nach mehr Suchtgift verlangt als bei nicht schwangeren Raucherinnen. Werdende Mütter würden daher viel schneller unter Entzugserscheinungen leiden.
Ein sofortiger Rauchstopp sei dennoch angeraten. Denn Nikotin und seine Nebenprodukte stören neben der Lungenentwicklung auch jene des Gehirns und der Nerven des Ungeborenen. Auch Wachstumsverzögerungen, Übergewicht, Lernschwierigkeiten oder ADHS können Folgen sein. Das Asthma-Risiko ist gar um 20 (bei Kindern über sechs Jahren) bis 80 Prozent (bei Kleinkindern) erhöht. Durch den Einfluss des Rauchens ist das Lungengewebe des Kindes schwächer und auch das Organ selbst kleiner. Dies bildet auch den Nährboden für häufigere Infekte, die wiederum zur Schwächung der Lunge beitragen.
Wie Zacharasiewicz betonte, spielt beim Rauchen auch die Epigenetik eine nicht unwesentliche Rolle. Denn "wenn die Großmutter geraucht hat, ist bei den Enkelkindern das Asthmarisiko höher - auch wenn die Mutter nicht geraucht hat".
Das Thema Rauchen in der Schwangerschaft ist ein Highlight des von 15. bis 17. Oktober in Graz stattfindenden Jahreskongresses der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie. Unter dem Titel "Lernen, Forschen, Behandeln - Pädiatrische Pneumologie im Brennpunkt" wird die Wichtigkeit der Behandlung von Lungenerkrankungen beim Kind ein zentrales Thema sein.