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Rebellen kündigen "Befreiung" des Golan an

Von Michael Schmölzer

Politik
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Islamistische Al-Nusra kämpft gegen Assad - der Hauptfeind heißt aber Israel.


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Wien. Die Pufferzone im Norden Israels ist ins Visier der syrischen Rebellen geraten: "Wir werden die Golan-Höhen befreien und sie dem Volk zurückgeben", droht ein bärtiger Kommandeur in einem Internet-Video. Und seine Mitkämpfer schießen demonstrativ in die Luft.

In der Tat hat der syrische Bürgerkrieg längst auf den strategisch wichtigen Höhenrücken übergegriffen, der teils von israelischen Soldaten, teils von UN-Blauhelmen, darunter 377 Österreichern, kontrolliert wird. Die syrischen Oppositionellen haben einen Großteil der Grenze erobert, in unmittelbarer Nähe der österreichischen Posten wird heftig gekämpft. Vor allem Israel ist beunruhigt, weil die radikalislamischen Al-Nusra-Brigaden, die sich zuletzt mit der irakischen Al-Kaida zusammengeschlossen haben, großen Anteil an diesen Eroberungen haben. Die Drohungen lassen keine Zweifel an ihren Absichten: Ist Syriens Präsident Bashar al-Assad erst einmal besiegt, wollen sie sich Jerusalem zuwenden. Die 6000 bis 9000 Al-Nusra-Kämpfer sehen in Israel den eigentlichen Todfeind, wie Shlomo Brom vom israelischen Institut für nationale Sicherheit in Tel Aviv bestätigt. Einen Angriff auf Israel hält er für möglich. Mit der Stabilität, die herrschte, als Assad noch fest im Sattel saß, ist es in jedem Fall vorbei.

Israel ist alarmiert

Israels Armee ist in Alarmbereitschaft, die Sicherheitsvorkehrungen an der schon vorher schwer befestigten Grenze zu Syrien wurden weiter verstärkt. Berufssoldaten haben Reservisten ersetzt, ein neuer Sicherheitszaun wurde errichtet. Im von Israel besetzten Teil des Golan gingen schon syrische Granaten nieder, die Armee schoss gezielt zurück. Immer wieder dringen Armeetrupps und Rebellen in die Pufferzone ein.

Die Lage der Blauhelme - Österreicher, Inder und Philippinos - ist prekär. Anfang März wurden 21 philippinische Blauhelme von Rebellen als Geiseln genommen. Und das kroatische Kontingent verließ den Golan schnurstracks, nachdem bekannt wurde, dass Zagreb die Rebellen mit Waffen versorgt hatte. Die EU erwägt, Assads Gegner mit Kriegsgerät auszustatten - Österreich versucht dies aus Sorge um seine Soldaten mit aller Macht zu verhindern. Heute, Freitag, besucht Außenminister Michael Spindelegger das österreichische Kontingent. Die Situation sei "schwierig", sagt er. "Aber wir bleiben, solange wir können, wir sind keine Feiglinge." Er sieht allerdings auch Grenzen: Man könne die Mission nur durchführen, wenn "externe Faktoren das auch zulassen".