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Experten fordern neues System und mehr Zeit für Kinder. | Wien. Was kann die Schule leisten? Was kann sie nicht leisten? Antwort auf diese Frage suchten Experten aus Politik, Schulwesen, Kirche und Wirtschaft im Zuge eines Symposiums der Österreichischen Gesellschaft für Schule und Recht am Dienstag in Wien.
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So wies etwa der Leiter der Bildungspolitischen Abteilung der Tiroler Arbeiterkammer, Erwin Niederwieser, in der anschließenden Podiumsdiskussion darauf hin, dass 20 Prozent der Schulabgänger über keinen Pflichtschulabschluss verfügen. Die klassische Aufgabe der Schule sei es, dafür zu sorgen, dass die 15-Jährigen rechnen und schreiben können, sagte Niederwieser. Es gelte immerhin, aus den Kindern "kritische Bürger" zu machen, die "nicht alles glauben, was sie hören". Einen Job suchen und die dafür nötigen Qualifikationen erarbeiten müssten sich die Jugendlichen schon selber.
Die Vermittlung grundlegender Werte, wie die Unterscheidung von Mein und Dein sei hingegen Aufgabe der Eltern, so Niederwieser.
Eine "Deregulierung" des Schulsystems forderte dagegen Reinhold Wöll vom Tiroler Landeschulrat. "Die Dreigleisigkeit von Kindergärten, Pflicht- und Bundesschulen muss beendet werden", sagte er. Würden etwa Volks- und Hauptschulen durch ein dreistufiges Modell ersetzt, könnten damit die Erziehungsdefizite der Eltern kompensiert werden. Dabei finde in vielen Schulen aufgrund laufender Änderungen bei den Lehrmethoden und -mitteln ohnehin eine "innere Schulreform" statt. "Lassen wir die Rennpferde laufen", rief er.
Friede und Ökologie
Vor der drohenden "Ökonomisierung der Schulen" warnte wiederum der Pastoraltheologe Paul Zulehner, der schloss, dass die Schule heutzutage "zuviel zu arbeiten und zu wenig zu lieben" hätte. Er scheute nicht davor zurück, die Schüler mit Juwelen zu vergleichen, die in der Schule "geschliffen werden" müssten. Zulehner forderte daher die "Repolitisierung" der Schulen, wobei er Fragen des Friedens, der Geschlechter und der Ökologie in den Vordergrund stellte. So könnte etwa auch der Religionsunterricht zur "Entprovinzialisierung" der Schulen beitragen, wo über das Christentum sowie die Weltreligionen gelehrt wird. "Wie können die Jugendlichen sonst Europa verstehen?", fragte Zulehner.