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Jakarta - Als Kinder spielten sie zusammen, heute sind sie die ärgsten politischen Gegner: Nach der Absetzung des indonesischen Präsidenten Abdurrahman Wahid wurde die bisherige Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri am Montag in Jakarta als seine Nachfolgerin vereidigt. Als sie 1999 bei der Wahl Wahids unterlag und sich mit dem Posten der Stellvertreterin zufrieden geben musste, standen ihr die Tränen in den Augen. Als Chefin der stärksten Partei hatte sie mit dem sicheren Sieg in der Volksversammlung gerechnet.
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"Mega" wird die 54-Jährige von den Menschen in den Armenvierteln begeistert genannt. In der Unter- und Mittelschicht genießt Megawati große Popularität. Intellektuelle kritisieren jedoch, der dreifachen Mutter fehle der politische Scharfsinn.
Der große Erfolg Megawatis gründet denn auch weniger auf eigenem politischen Profil. Als ältester Tochter des Unabhängigkeitsführers und ersten indonesischen Präsidenten Ahmed Sukarno kommen ihr vor allem das Ansehen und das außergewöhnliche Charisma ihres Vaters zu Gute. Sukarno wurde 1966 vom Militär unter General Suharto entmachtet. Nach erfolglosem Studium der Psychologie und der Agrarwissenschaften trat die "Tochter aus Sturmwolken", so die Übersetzung ihres Namens, Ende der 80er Jahre in die Fußstapfen ihres Vaters. Als Abgeordnete der vom Suharto-Regime zugelassenen Demokratischen Partei Indonesiens zog sie ins Parlament in Jakarta ein, 1993 übernahm sie den Vorsitz der Partei (Diese führte zusammen mit einer kleinen moslemischen Partei ein Schattendasein neben Suhartos Staatspartei "Golkar"). Drei Jahre später wurde Megawati jedoch abgesetzt. Erst nach dem erzwungenen Rücktritt des Diktators im Mai 1998 kam sie auf die politische Bühne zurück. Sie und ihre Anhänger gründeten eine eigene Partei und nannten sich von nun an Demokratische Partei Indonesiens - Kampf (PDI-P). Bei der Parlamentswahl 1999 gewann die PDI-P 34 Prozent der Stimmen.
In ihren wenigen öffentlichen Reden betont Megawati immer wieder die Einheit des multiethnischen Inselstaates. Zu drängenden Problemen des Landes wie der verheerenden wirtschaftlichen Lage schwieg sie bisher jedoch. Dennoch scheint ihr die Unterstützung der meisten Abgeordneten sicher: Noch bevor die Absetzung Wahids beschlossen war, sagten die wichtigsten Parlamentsfraktionen Megawati ihre Unterstützung zu. Doch nach dem Debakel bei der vergangenen Präsidentschaftswahl ist sie misstrauisch geworden. Megawati verdächtige den Vorsitzenden der Volksversammlung, Amien Rais, ihre Präsidentschaft für seine eigenen politischen Ambitionen missbrauchen zu wollen.