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Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ist gegen einen baldigen Beitritt Ankaras zur EU. "Weder die Türkei noch die Union sind dafür reif."
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Schüssel bezweifelt, dass die Kopenhagener Kriterien eingehalten würden - wonach die Einhaltung der Menschenrechte und Demokratie als unabdingbare Voraussetzung definiert sind. Doch damit allein wäre es auch nicht getan. Es müssten auch die Auswirkungen des Beitritts von weiteren 70 Millionen Einwohnern auf die Union berücksichtigt werden. Der Kanzler ist damit auf derselben politischen Linie wie CDU-Chefin Angela Merkel. Ihre Partei kann sich lediglich eine privilegierte Partnerschaft mit der Türkei, nicht jedoch deren Beitritt vorstellen. Deutschland, Großbritannien, Griechenland und vor allem die zehn neuen Beitrittsländer können einer solchen Erweiterung - zumindest in offiziellen Stellungnahmen - nur positives abgewinnen. Einzig Frankreich ist noch skeptisch und nicht von der Türkei-Euphorie ergriffen.
Auf Distanz zur Türkei ist zuletzt auch der von der SPD nominierte Erweiterungskommissar Günter Verheugen in der türkischen Tageszeitung Hürriyet gegangen, wo er sich wie Merkel für eine europäisch-türkische Partnerschaft ausgesprochen hat und nicht für den Beitritt. Im Oktober wird die Kommission ihren Bericht über die Lage in der Türkei vorlegen. Danach soll über Beitrittsverhandlungen entschieden werden.