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Von EU-Skepsis ist wenig zu bemerken

Von Michael Schmölzer

Europaarchiv

Wien - Die Debatte um das südböhmische Atomkraftwerk Temelín tritt mit dem heutigen Gipfel in Brüssel in eine "heiße Phase". Der politische Dauerzwist konnte das grundsätzliche Bekenntnis der meisten Österreicher zur EU allerdings (noch) nicht in den Wunsch nach baldigem Austritt verkehren: So lautet zumindest das Ergebnis einer telefonischen Umfrage, die gestern von der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) im Presseclub Concordia präsentiert wurde.


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Auf ganz genereller Ebene scheint die Zufriedenheit der Österreicher mit der EU in den letzten Monaten eher zugenommen zu haben: 74 Prozent der Befragten sprachen sich für einen Verbleib in der Union aus, nur 20 Prozent wollen wieder austreten. Im Vergleich zum Juni 2001 hat sich damit die Zustimmung um 5 Prozentpunkte erhöht. Ein Ergebnis, das selbst Gerhard Bauer vom ÖGfE "persönlich nicht erwartet" hat.

Schlagendes Beispiel für die Zuversicht der Österreicher ist die Frage nach der Jobsicherheit: Nur ein knappes Viertel der Befragten ist der Ansicht, dass durch eine EU-Erweiterung "viele Arbeitsplätze gefährdet" sind. Mehr als zwei Drittel sind davon überzeugt, dass nur "wenige" bzw. "so gut wie keine" Arbeitsplätze wackeln. Wenn es gar um den eigenen Job geht, strotzt man hierzulande vor Optimismus: Gerade 2 Prozent halten es für "sehr wahrscheinlich" bzw. 5 Prozent für "eher wahrscheinlich", dass ihr Arbeitsplatz durch die EU-Erweiterung flöten gehen könnte.

Die Resonanz auf die Forderung der FPÖ, die EU-Erweiterung an ein Volksbegehren zu knüpfen, wurde von den Demoskopen ebenfalls untersucht - wenn auch auf indirekte Art und Weise: Die Erhebung ergab, dass 64 Prozent der Österreicher glauben, die FP-Initiative werde ein entscheidendes Wahlkampfthema. 71 Prozent der Befragten halten es für aussichtslos, via Volksbegehren "etwas bewirken" zu können. Knapp 60 Prozent sehen die Gefahr, dass sich Österreich so innerhalb der EU "ins Abseits" stellen könnte.