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Wenn man oben draufhaut, kommt unten ein Knödel raus, soll Wiens Bürgermeister Michael Häupl gesagt haben. Charmanter ausgedrückt: Je höher gebaut werden kann, desto schlanker und luftdurchlässiger könnte ein Gebäude sein. Je niedriger es bleiben muss, desto mehr muss das gesamte Volumen verdichtet werden. Auf diese einfache Formel könnte man wahrscheinlich viele Gebäude der Stadt bringen. Obwohl hoch allein, heißt ja noch lange nicht schön. Und ob etwas schön oder hässlich ist, liegt im Auge des Betrachters. Würde man allerdings einem einfachen Bürger auf der Straße die Pläne des neuen Gebäudes Wien Mitte oder des bereits fertiggestellten Umbaus des Wiener Westbahnhofs zeigen und ihn fragen, ob man das so machen soll, wäre die Antwort wahrscheinlich: Nein, auf keinen Fall, das sieht doch hässlich aus. Warum wird so viel gebaut, das so gar nicht schön aussieht? Auch hierfür gibt es eine einfache Formel: Wer zahlt, schafft an. Die Bauherren, die ihr Geld investieren, wollen jeden Quadratmeter nutzen. Auch im Fall Wien Mitte wollte man die Fläche beibehalten. Und alles, was nicht nach oben kann, muss weiter unten untergebracht werden. Für den Bauherren zählt die Verdichtung, keine aufgelösten Fassaden, wie es sich Architekten vielleicht wünschen würden. Zu drückend, zu wuchtig wirkt der Wien-Mitte-Bau. Die Stadt hat zwar kein Stimmrecht, sitzt allerdings in der Jury der Wettbewerbe. Vielleicht treffen die neuen großen Gebäude den Geschmack der Zeit, aber oft wohl nicht den Geschmack der Bürger.