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Die Einkommensschere geht weiter auf - das hat auch mit der Deindustrialisierung zu tun.
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Wien. Die Schere zwischen Gut- und Schlechtverdienern geht weiter auf. Die niedrigen Einkommen sanken 2013 stark, während die hohen Einkommen anstiegen. Die niedrigen Einkommen fielen "sehr stark ab", schlussfolgert der Rechnungshof in seinem jährlichen Einkommensbericht. Weitere Kernaussage: Frauen verdienten im vergangenen Jahr deutlich weniger als Männer.
Minus 14 Prozent bei Arbeitern seit 1998
Für Thomas Leoni vom Wifo ist das Ergebnis keine Überraschung. Allerdings sei der Bericht vom Rechnungshof nur eine unbereinigte Betrachtung: "Die Branchen haben sich verändert und die Beschäftigungsgruppen", so Leoni. So gebe es weniger Jobs in der Industrie, aber dafür mehr bei personenbezogenen Dienstleistungen, etwa in der Pflege. Das schlage sich auf den Produktivitätszuwachs nieder. "Der Faktor Arbeit steht aber einmal mehr unter Druck. Eine Steuerreform würde mit Sicherheit Sinn machen." Die Niedriglöhne sein in den letzten Jahren nicht an die Inflation angepasst worden.
Rund 4,25 Millionen Personen waren 2013 unselbständig erwerbstätig. Das mittlere Bruttojahreseinkommen betrug 25.767 Euro. Bei Arbeitern lag das Durchschnittseinkommen bei 18.662 Euro. Das ist zwar seit 1998 nominell pro Jahr um knapp ein Prozent mehr (16.100 Euro), unter Einberechnung der Inflationsrate ergibt das aber ein reales Minus von 14 Prozent über die letzten 15 Jahre gerechnet.
Einen leichten Anstieg gab es bei Angestellten inklusive der Vertragsbediensteten. Deren Durchschnittseinkommen betrug 1998 hier 21.933 Euro, 2013 dann 29.690 Euro, was einen Zuwachs um durchschnittlich 2,04 Prozent pro Jahr ergibt. Inflationsbereinigt schrumpft die Steigerung auf ein Prozent jährlich zusammen.
Die Ungleichheit wird größer, schließt der Rechnungshof aus der Lohnentwicklung. Auf Zahlen umgelegt bedeutet das, dass die untersten zehn Prozent der Einkommensbezieher von 2761 Euro auf 2433 Euro (Bruttojahreseinkommen) gefallen sind. Oder anders ausgedrückt: Gemessen an 1998 kommt das unterste Zehntel nur mehr auf real 65 Prozent, wofür auch die gestiegene Teilzeitbeschäftigung mitverantwortlich ist. Beim untersten Viertel beträgt dieser Wert immer noch nur 81 Prozent.
Ganz anders das Bild an der Spitze aus: Die oberen zehn Prozent stiegen von 42.590 auf 59.334 Euro, inflationsbereinigt ergibt dies ein Plus vier Prozent jährlich. Der Wert des obersten Viertels legte um 2 Prozent real pro Jahr zu.
Einkommensnachteil bei Frauen
"Frauen verdienen nach wie vor und in allen Beschäftigungsgruppen deutlich weniger als Männer", heißt es im Bericht. Das mittlere Einkommen der Frauen im Vorjahr betrug 61 Prozent (ohne Lehrlinge) des Männereinkommens. Vergleicht man nur ganzjährig Vollzeitbeschäftigte, verdienen Frauen immer noch nur 82 Prozent des Männereinkommens.
Nur im öffentlichen Dienst ist der Nachteil geringer. Bei Beamten verdienen Frauen 95 Prozent des Männereinkommens. Bei Vertragsbediensteten 77 Prozent. Vollzeitbeschäftigte Beamtinnen bekommen "in etwa gleich viel wie ihre männlichen Kollegen".
Besonders niedrige Werte gibt es bei den Arbeiterinnen, die gerade einmal 43 Prozent des Männergehalts beziehen. Angestellte erhalten 51 Prozent. Vollzeitangestellte kommen immerhin auf 66 Prozent und Arbeiterinnen auf 69 Prozent. Eine Erklärung: Frauen sind überproportional in Branchen mit niedrigem Einkommen beschäftigt. Innerhalb der Branchen verdienen Frauen im Durchschnitt 54 Prozent (sonstige Dienstleistungen) und 81 Prozent (Erziehung und Unterricht) der mittleren Männereinkommen.