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Wie der Regulator zum Anreizer wird

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

"Anreizregulierung" heißt die Zauberformel, mit der E-Control-Chef Walter Boltz die Netztarife für Strom senken will. Denn auf der Stromrechnung macht der Anteil der Netzkosten bereits weit mehr als die Hälfte aus, den Rest zahlt man für die "reine" Energie. Ab 2003 soll sich dieses Verhältnis umkehren, ein neues Netztarifsystem könnte es möglich machen. Geht es nach dem Strommarkt-Regulator, so soll sich der Strompreis der Zukunft zu 60% aus Energie- und nur mehr zu 40% aus Netzkosten zusammensetzen. Damit würde Energie billiger, sagte Boltz nun vor Journalisten.


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Einfachheit und Transparenz, das ist die hehren Maxime des Projektes "Neue Netztarife", mit dem die E-Control den Kunden wie auch manchem Energieanbieter einen Dienst erweisen will. Das heißt, die Tarifstruktur muss für alle Marktteilnehmer in Österreich annähernd gleich werden.

Derzeit, kritisiert Boltz, würden viele Posten, die mit dem Netz eigentlich nichts zu tun hätten, diesem aufgebürdet: So werden die Aufwände für EDV-Anlagen oder Kundenberatung oftmals pauschal zugeordnet. Im Zuge einer klaren Trennung zwischen Stromvertrieb und -netz müssten solche, aus seiner Sicht unzulässigen, Quersubventionierungen ein Ende finden. Genau so sei es mit der Zuweisung zu den einzelnen Netzebenen, diese habe anhand der technischen Anforderungen zu erfolgen und dürfe nicht dem Gutdünken des Netzbetreibers überlassen sein.

Das Anreizmodell soll folgendermassen funktionieren: Zuerst gibt es eine Prüfung des Energieversorgers (EVU), und danach werden die Netztarife ausverhandelt. Je nach Produktivität des EVU gibt es dann verbindliche Vorgaben, zum Beispiel die Netzkosten innerhalb der nächsten 5 Jahre um 20% zu reduzieren. Kann das Unternehmen diese vorzeitig erfüllen, wird es einen Gewinn einstreifen. Wird das Ziel jedoch verfehlt, droht ein Verlust. Auch die Versorgungssicherheit wird unter die Lupe genommen. Ein eigener Beirat soll Mindeststandards festlegen, denn derzeit orten die Experten eher teure Überversorgung als Energieengpässe.

Kostensenkend wäre aus Regulator-Sicht eine einheitliche Netzgesellschaft der Stromproduzenten, die auch gemeinsame Anschaffungen tätigt. "Ein gemeinsames Rechenzentrum brächte ebenfalls Synergien".

Eine Netztarifprüfung ist soeben in Gang. Bis Ende 2002 soll es österreichweit zu einer Senkung der Netztarife um 200 Mill. Euro kommen. Bisher sind sieben Verfahren abgeschlossen, 100 Mill. Euro wurden schon "runtergehandelt".