Zum Hauptinhalt springen

"Wir sind befremdet über dieses Volksbegehren"

Von Veronika Gasser

Europaarchiv

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Brünn, die zweitgrößte tschechische Stadt, erhofft sich besonders viel vom EU-Beitritt. Man setzt in Verkehrs- und Wirtschaftsfragen auf gute nachbarschaftliche Beziehungen zum nahen Wien. Das Volksbegehren über das AKW-Temelín wird in der Region mit großem Befremden verfolgt. Die "Wiener Zeitung" fragte den Bürgermeister von Brünn, Petr Duchon, wie er die Situation einschätzt.

Duchon versteht nicht, welchen Zweck diese Übung verfolgt. Die politische Diskussion bewege sich schon weit abseits der Rationalität. Denn die Tschechische Republik habe zwei Kernkraftwerke, Dukovany und Temelín. Wobei beide den internationalen und europäischen Sicherheitsstandards entsprächen. "Temelín ist in puncto Sicherheit sogar noch besser." Denn auch die Tschechen verlangten Sicherheit. Zwar hätte die FPÖ das Recht, ihre Meinung zu äußern, aber "die Österreicher haben eigentlich kein Recht, über ein Atomkraftwerk in Tschechien zu entscheiden." Auf alle Fälle seien solche Interventionsversuche für die bilateralen Beziehungen nicht förderlich. Trotzdem ist Duchon, er nennt sich einen unverbesserlichen Optimisten, nach wie vor davon überzeugt, dass dem baldigen Beitritt der Tschechen zur EU nichts im Wege steht. "Wir sind auf den EU-Beitritt gut vorbereitet". Auch was die Energiepolitik betrifft. "Die Tschechische Republik ist mit der Atomkraft auf dem richtigen Weg." Denn die Atomenergie sei, abseits von Stromsparen und Öko-Energie, immer noch eine der besten Möglichkeiten, um Strom zu erzeugen. "Ich erwarte nicht, dass unsere Aufnahme in die EU von Österreich blockiert wird."