Die neue Leerstands-Agentur "Kreative Räume" präsentiert nach knapp sechs Monaten ihre ersten Resultate.
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Wien. Ein bisschen ins Schwitzen sind sie dann doch gekommen, die Vertreter der Wiener Stadtregierung, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Eigentlich ging es an diesem Donnerstagvormittag darum, die Arbeit der neuen Agentur für Leerstandsbelebung, die "Agentur für kreative Räume", vorzustellen. Anfang Mai wurde die Servicestelle, die bereits 2010 im rot-grünen Regierungsübereinkommen beschlossen wurde, ins Leben gerufen. Nun knapp sechs Monate später sollten die ersten Ergebnisse des Konsortiums rund um Ula Schneider, Begründerin des Straßenfestivals Soho in Ottakring, und dem Ingenieur- und Designbüro Kohlmayr/Lutter/Knapp auf ihrem Bürogelände im Media Quarter Marx im 3. Bezirk präsentiert werden.
Es galt vor Presse und Interessenten Zwischenbilanz zu ziehen in einem Container des Stadtlabors der TU- Wien, wo die Agentur beherbergt ist.
Man wollte von den Projekten erzählen, die man in diesem kurzen Zeitraum auf die Beine stellen konnte, wie beispielsweise der vorübergehende Standort für das temporär obdachlose Wiener Künstlerhaus in der Siebenbrunnengasse im 5. Bezirk oder die Pop-up-Bespielung des Zoom-Kindermuseums, das im Sommer in der Gösserhalle auf einem brachliegenden ÖBB-Gelände in Favoriten und im Sandleitenhof in Ottakring ein paar Wochen gastiert hat.
Außerdem galt es die Zielgebiete vorzustellen, derer sich die Agentur verstärkt annehmen möchte: der Reinprechtsdorfer Straße im 5. Bezirk, der Kreuzgasse und Hernalser Hauptstraße im 17. und 18. Bezirk sowie dem Floridsdorfer Spitz im 21. Bezirk.
"Wir wollen ein Vertrauensverhältnis auf Augenhöhe schaffen", erklärte Architekt Christian Knapp, einer der sechs Mitarbeiter der Agentur, die für die nächsten drei Jahre mit 450.000 Euro aus den Töpfen Finanz-, Stadtplanungs- und Kulturressort der Stadt Wien budgetiert ist. 20 Projekte konnte bisher umgesetzt werden. Ziel der Agentur für kreative Räume sei es Nutzer und Immobilienbesitzer an einen Tisch zu bringen, bei Bedarf juristisch zu beraten und vor allem die größte Sorge der Anbieter zu entkräften: Gehen die Bespieler auch wieder?
Doch das hat das Publikum bei der Präsentation an diesem Donnerstagvormittag kaum interessiert. Viel eher wollte man wissen, ob die Stadt auch ihre leer stehenden Immobilien zur Verfügung stell, und die Agentur nicht nur bei privaten Anbietern anklopft. "Die Stadt verfügt über Objekte und Flächen und hier gibt es eine beständige Tradition, das man darauf zurückgreift und es ist nicht schwierig, die zu motivieren", meint Vizebürgermeisterin Vassilakou. Doch als alleiniger Motor will sich die Stadt nicht verstanden wissen. Architekt Knapp bestätigt dass es Gespräche mit der Stadt gibt, so hat die Agentur Einsicht in das Portfolio der Wiener Standortentwicklungs Gmbh, dem kommunalen Immobilienverwalter der Stadt Wien.
Nicht der richtige Rahmen
Weiter wollten die Anwesenden im Publikum wissen, inwieweit die Agentur mit der Auswahl ihrer Zielgebiete ausgerechnet jene Gegenden aufwertet, in denen Wohnraum noch relativ günstig ist, und mit der Belebung ungewollt auch einen Verdrängungsprozess startet. Zwar wurde dieser Sorge auf dem Podium Rechnung getragen, doch konnten weder die anwesenden Politiker noch die Agentur-Betreiber mit Gegenmaßnahmen aufwarten.
Ebenso standen die Verantwortlichen ein wenig sprachlos da, als ein Mitglied des Mo.e Künstlerkollektivs - eine Hernalser Initiative, die seit sechs Jahren in der Thelemangasse eine alte Fabrikhalle bespielt - um Unterstützung in ihrer Causa ansuchte. Vergangenes Jahr ist der Mietvertrag mit den ursprünglichen Besitzern des Geländes ausgelaufen. Die neuen Investoren hatten kein Interesse an einer Verlängerung. Am Donnerstag traf man sich schließlich vor Gericht. Eine Entscheidung erfolgt in den nächsten zwei Monaten. "Wir haben sie unterstützt und machen das auch weiter, aber wir können keine Gerichtsverfahren aushebeln", erklärte Kulturstadtrat Mailath-Pokorny. Für die Pressestelle der Agentur Kreative Räume war der Fall klar: "Das ist hier der falsche Rahmen." Dazu gebe es Bürostunden und man könne sich gerne in dieser Zeit mit dem Anwalt der Agentur zusammensetzen. Ende der Diskussion.
Unterdessen präsentierte auch die Wiener Wirtschaftskammer eine kleine Zwischenbilanz. So wurden im heurigen Jahr insgesamt 250 leerstehende Erdgeschosslokale an Unternehmer vermittelt.