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Danke, fad ist uns selber

Von Christina Böck

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Immerhin ein Tröpfchen Balsam auf geschundene Seelen dieser Tage: Als die European Broadcasting Union (EBU) die unausweichliche Entscheidung getroffen hat, den diesjährigen Sangeswettbewerb abzusagen, fragte man sich betrübt: Kann man das nicht mit ein bisschen Kreativität auch in einer Form, die den derzeitigen Distanzierungsanforderungen entspricht, über eine virtuelle Bühne bringen? Die jeweiligen Songs der Länder gab es ja bereits als Videos, darüber abzustimmen müsste doch möglich sein. Und würde neben der mitunter dringend nötigen Ablenkung ein Gemeinschaftsgefühl in der Isolation stiften.

Für den großen Tanker EBU war das offenbar nicht möglich. Der ORF ist da dankenswerter flexibler. Dort wird an jenen Tagen, an denen das Live-Event stattgefunden hätte, nun ein abgespecktes Format ausprobiert - und ein Voting wird es auch geben. Es wird hoffentlich auch sinnlos lang dauern und viele Menschen werden sich beherzt betrinken und mit Gleichgesinnten Watch-Partys via Skype und Ähnlichem feiern.

Dass spontane Kreativität in Zeiten der Corona-Krise auch Risiken birgt, hat diese Woche RTL mit seinem Schnellschuss "Die Quarantäne-WG" erfahren. Die Show, in der Thomas Gottschalk, Günter Jauch und Oliver Pocher via Videokonferenz täglich (!) miteinander blödelten, wurde nach vier Ausgaben wieder eingestellt. Die Quoten sanken rapide. War auf die Dauer zu langweilig - und langweilig ist sehr vielen Menschen derzeit auch ohne Mithilfe.