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Das Wechseln der "Winning Teams"

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

"Never change a winning team." Diese Weisheit, die nach Parteistrategen oder Wirtschaftsphilosophen klingt, stammt vom englischen Fußballtrainer Sir Alfred Ernest Ramsey. Das verschiebt die Perspektive.

Wenn die Verteidigung jeden Pass vom Sturm verwandelt und der Tormann alles hält, was das Mittelfeld ohnedies schon abgefangen hat, gibt es keinen Grund, den Trainer zu wechseln. In der Kunst ist das ein wenig anders.

Dass Robert Meyer als Direktor der Wiener Volksoper nicht verlängert wird, hat mit Erfolg oder Misserfolg nichts zu tun.

Meyer ist seit 2007 Direktor der Volksoper - und einer der künstlerisch wie bezüglich der Auslastung erfolgreichsten zumindest in der Nachkriegsgeschichte des Hauses. Dass Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer dennoch den Wechsel ab dem Herbst 2022 will, hat mit den Besonderheiten des Betriebs zu tun. Meyer wird 2022 15 Jahre lang Direktor der Wiener Volksoper gewesen sein. 15 Jahre sind eine lange Zeit. Lang genug, dass ein Immer-mehr-vom-Gleichen gar nicht zu verhindern ist. Nicht nur das Team des Hauses läuft Gefahr, bequem zu werden, sondern auch das Publikum, das quasi seine gewohnten Musiktheatererlebnisse immer wieder live abrufen kann.

Der Fußballteam-Weisheit "never change a winning team" tritt in Oper und Theater nämlich die der lateinischen Rhetorik entgegen: Variatio delectat. Und es kann nur spannend werden, wenn ein Neuer den Anspruch hat, über die von Meyer so hoch gelegte Latte drüberzukommen.