052 - Das Leben nach dem Profisport
Am 28. November 2024 beginnt die Handball-Europameisterschaft in Österreich, der Schweiz und Ungarn. Es wird der letzte große internationale Auftritt für Sonja Frey. Warum sie mit 31 Jahren aufhört und wie ihr Leben nach dem Spitzensport aussehen soll, erzählt sie in dieser Folge.
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Sie war vierfache deutsche Meisterin, hat auch in Dänemark einen Meistertitel geholt und war schon mit 16 Jahren bei einer Weltmeisterschaft dabei: Sonja Frey gehört zu den erfolgreichsten Handballerinnen Österreichs und hat im Nationalteam mit 573 Toren in 124 Länderspielen mit Abstand die meisten Treffer erzielt.
Im WZ-Podcast „Weiter gedacht“ schildert Sonja Frey, was es bedeutet, ein Leben als Spitzensportlerin zu führen, blickt zurück auf ihre größten Erfolge und erklärt, warum die Heim-Europameisterschaft (28. November bis 15. Dezember 2024) ihr letzter großer Auftritt mit dem Nationalteam sein soll. Durch die Sendung führen die WZ-Hosts Petra Tempfer und Mathias Ziegler, der die Handballerin zum Interview getroffen hat.
Produziert von „hört hört!“.
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Infos und Quellen
Gesprächspartnerin
Sonja Frey, geboren am 22. April 1993, blickt auf eine internationale Profikarriere als Handballerin zurück. Sie spielte in Wien beim WAT Fünfhaus und bei den Fivers, ehe sie im Jahr 2012 zum Thüringer HC wechselte, mit dem sie viermal deutsche Meisterin wurde. Es folgten Engagements in Frankreich und Dänemark; mit dem Erstligisten Team Esbjerg gewann sie 2020 die dänische Meisterschaft. 2022 kehrte sie zunächst zum Thüringer HC zurück. Seit Sommer 2024 ist sie zurück in Österreich und steht beim Erstligisten Hypo Niederösterreich unter Vertrag. Ihr Debüt im Nationalteam gab Frey bereits im Jahr 2009 im Alter von 16 Jahren, damals stand sie im Aufgebot für die Weltmeisterschaft in China. 2011 wurde sie mit dem U19-Team WM-Dritte und war mit 63 Treffern die zweitbeste Torschützin des Turniers. Mit 573 Toren in 124 Länderspielen ist sie die Nummer acht der ewigen Bestenliste im österreichischen Frauenhandball. Parallel zum Handball hat Frey in Deutschland eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht. Ihre Zulassung muss sie allerdings noch in Österreich nostrifizieren lassen, sprich: Sie muss hier noch Prüfungen ablegen.
Daten und Fakten
In Österreich gibt es mehr als 20.000 Handballer:innen in 135 Vereinen; die allerwenigsten können ausschließlich vom Profisport leben. Laut Pressestelle des Österreichischen Handballbundes (ÖHB) haben selbst in der höchsten Liga der Damen, der WHA (Woman Handball Austria), die allermeisten zumindest einen Nebenjob, wenn sie nicht studieren oder Ähnliches. Bei den Männern hingegen können durchaus einige Spieler in der HLA (Handball Liga Austria) von ihrem Sport leben, speziell die Legionäre. Die Mehrzahl der Topspieler in Österreich macht aber wohl nebenbei eine Ausbildung oder arbeite Teilzeit, meint ÖHB-Pressesprecher Markus Riedlmayer. Viele sind dabei zusätzlich im oder für den Verein aktiv, beispielsweise als Nachwuchstrainer, oder sie engagieren sich als Trainer in Schulen. Bei den Nationalteamspielerinnen gibt es unter jenen, die im Ausland spielen, sehr wohl einige Vollzeitprofis, etwa Ines Ivancok-Soltic, Antonija Mamic, Katarina oder Ana Pandza. Bei den Männern leben nahezu sämtliche Nationalteamspieler, die im Ausland engagiert sind, ausschließlich vom Handball: Mykola Bilyk, Lukas Hutecek, Constantin Möstl, Boris Zivkovic, Janko Bozovic, Sebastian Frimmel, Lukas Herburger oder Tobias Wagner.
Ein großes Thema, das im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024 öffentliche Aufmerksamkeit bekommen hat, ist Menstruation im Spitzensport. Auch Sonja Frey hat damit ihre Probleme, wie sie im WZ-Podcast erzählt. Immer mehr Vereine nehmen darauf Rücksicht und richten das Training nach dem Zyklus aus. Den Hormonspiegel zu beachten, kann sogar Leistungssteigerungen bewirken, erklärt die Sportwissenschaftlerin Jana Strahler im Interview mit der Tagesschau. Während in der Phase des Einsetzens der Menstruation regeneratives Training sinnvoll ist und leichte Aktivitäten helfen können, verkrampfte Muskeln zu entspannen, ist die anschließende Follikelphase besonders für intensives Training geeignet. Rund um den Eisprung in der Zyklusmitte fühlen sich die meisten Frauen am leistungsstärksten. Allerdings ist in dieser Phase der Östrogenspiegel am höchsten, was durch eine stärkere Dehnbarkeit der Sehnen zu einer Instabilität in den Gelenken führen und damit auch die Verletzungsanfälligkeit bei komplexen Bewegungsabläufen erhöhen kann. In der Lutealphase nach dem Eisprung sollte dann auf ein erhaltendes Kraft-Ausdauer-Training gesetzt werden und nicht unbedingt auf ein aufbauendes, ehe kurz vor der Menstruation der Östrogenspiegel wieder sinkt und jener des Stresshormons Cortisol ansteigt, was sich entsprechend auf Leistung und Psyche auswirken kann.
Quellen
Frauen-Handball-EM 2024 in Österreich, der Schweiz und Ungarn
Sport Austria: Statistik zu Sportvereinen und Sportler:innen in Österreich
100% Sport – Österreichisches Zentrum für Genderkompetenz und Safe Sport
Das Thema in anderen Medien
olympics.com: Menstruation im Leistungssport: Olympionikinnen brechen mit Tabu
Tagesschau: Mit dem Zyklus trainieren