056 - Tsunami, Ebola, Seenotrettung – der Arzt, der immer half
Mehr als 230.000 Menschen riss der Tsunami am 26. Dezember 2004 in den Tod. Einer, der das Ausmaß der Zerstörung hautnah mitbekam, war der Rotkreuz-Arzt Michael Kühnel. 20 Jahre danach spricht er über seine Erlebnisse nicht nur im Tsunami-Gebiet, sondern auch beim Ebola-Einsatz in Westafrika und einer Seenotrettung im Mittelmeer.
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Am 26. Dezember 2004 löst ein Seebeben vor der Nordwestküste Sumatras mit einer Stärke von 9,1 auf der Richterskala einen Tsunami aus, der mit haushohen Flutwellen die Küsten Südasiens trifft. Besonders schwer betroffen sind Indien, Indonesien, Malaysia, die Nikobaren, Sri Lanka, Thailand, Somalia und die Malediven. In Folge dieses drittstärksten jemals gemessenen Seebebens werden mehr als 230.000 Menschen in den Tod gerissen und schwere Verwüstungen angerichtet. Hunderte Hilfsorganisationen aus aller Welt schicken daraufhin Kräfte in die betroffenen Regionen.
Einer, der kurz nach dem Tsunami für das Rote Kreuz in die bis dahin von einem Bürgerkrieg gebeutelte indonesische Provinz Aceh reist, ist Michael Kühnel. Der heute 49-jährige Arzt erzählt 20 Jahre später in dieser Folge des WZ-Podcasts „Weiter gedacht“, wie er den Tsunami-Einsatz damals erlebt hat und welche weiteren Auslandseinsätze er danach für das Rote Kreuz absolviert hat. Er spricht aber auch darüber, dass er sich nicht als Held sieht und warum er jetzt nur noch in Österreich tätig ist.
Durch die Folge führt WZ-Host Petra Tempfer gemeinsam mit Mathias Ziegler, der Michael Kühnel getroffen hat.
Produziert von „hört hört!“.
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Infos und Quellen
Gesprächspartner
Michael Kühnel wurde 1975 geboren. Er wohnt im Burgenland und betreibt eine Praxis als Allgemeinmediziner in Niederösterreich. Für das Rote Kreuz war er nach dem Tsunami vom 26. Dezember 2004 als Spezialist für Trinkwasseraufbereitung in der indonesischen Provinz Aceh im Einsatz. 2011 reiste er ins Erdbebengebiet auf Haiti, wo er zwei Jahre später noch einmal in der Cholera-Prävention aktiv war. 2015 bekämpfte er erst in Sierra Leone und dann in Liberia die dortige Ebola-Epidemie. 2016 rettete er Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer und arbeitete zweimal im berüchtigten nordgriechischen Flüchtlingslager Idomeni.
Daten und Fakten
Das Rote Kreuz und seine Schwesterorganisation Roter Halbmond sind heute in 191 Ländern der Welt vertreten – nur fünf anerkannte Staaten haben keine Rotkreuz-Gesellschaft: Nauru, Nicaratua (2023 aufgelöst), Niue, Oman und Vatikan. Unter den 125 Millionen Mitgliedern sind rund 11 Millionen, die sich als Freiwillige aktiv engagieren, dazu kommen 275.000 hauptberuflich Beschäftigte.
Der Tsunami am 26. Dezember 2004 riss rund 230.000 Menschen in Südostasien in den Tod, 1,7 Millionen wurden obdachlos.
Das Ebola-Fieber (benannt nach dem Fluss Ebola in der Demokratischen Republik Kongo, wo es 1976 den ersten bekannten großen Ausbruch gab) verläuft je nach Virusart in 25 bis 90 Prozent der Fälle tödlich. Der Erreger kann von erkrankten Menschen (durch Körperflüssigkeiten), von Tieren (einschließlich des regional üblichen „Buschfleischs“) und von kontaminierten Gegenständen auf den Menschen übertragen werden. 2014 bis 2016 gab es die weltweit bisher schwerste Ebolafieber-Epidemie in Westafrika mit rund 11.000 Toten. Zu den Symptomen zählen neben Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auch Rötung der Bindehaut, Kopf- und Brustschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Schluckbeschwerden, Delirium, Atemnot sowie innere und äußere Blutungen.
In den vergangenen zehn Jahren dürften im Mittelmeer mindestens 30.000 Menschen ertrunken sein. Den traurigen Höhepunkt in der offiziellen Statistik bildete das Jahr 2016 mit 5.136 toten Bootsflüchtlingen – wobei niemand weiß, wie hoch die Dunkelziffer der nicht verzeichneten Ertrunkenen ist. Im Jahr 2024 wurden immer noch fast 2.000 tote Bootsflüchtlinge gezählt.