058 - Vater auf Zeit
Quasi über Nacht wurde Marcus Kronus Pflegevater einer Dreijährigen – genauso schnell könnte er dieses Kind aber wieder verlieren. Das sei ihm bewusst, sagt er. An seinen Gefühlen als Vater ändere es dennoch nichts.
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Er bezeichnet sich zu 1.000 Prozent als Vater – obwohl er nie zu 100 Prozent sicher sein kann, sein Kind zu behalten: Marcus Kronus ist Vater einer sechsjährigen Pflegetochter. Vor drei Jahren ist diese innerhalb kürzester Zeit bei ihm eingezogen, nachdem er das notwendige Eignungsverfahren sowie die Vorbereitungskurse absolviert hatte.
Dass seine Pflegetochter wieder zu den leiblichen Eltern zurückkehren könnte, „hat man natürlich immer im Hinterkopf“, sagt Kronus im WZ-Podcast „Weiter gedacht“ zu Host Petra Tempfer, die gemeinsam mit Host Mathias Ziegler durch die Folge führt. Die Anzahl der Kinder, die rückgeführt werden, sei aber generell gering, und: „Je länger ein Kind bei der Pflegefamilie ist, desto unwahrscheinlicher ist eine Rückführung.“
Kronus war selbst ein adoptiertes Kind. Seine Eltern kennt er nicht. Seitdem er eine Pflegetochter hat, überlege er jedoch, nun Kontakt aufzunehmen, „um das aufzuarbeiten“.
Produziert von „hört hört!“.
Du bist aus Wien und möchtest eine Pflegeelternschaft übernehmen? Informiere dich unter +43 1 4000 90770 oder unter der E-Mail-Adresse kanzlei-rap@ma11.wien.gv.at. Am 13. Februar 2025 findet außerdem ein kostenloser Online-Informationsabend statt.
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Infos und Quellen
Gesprächspartner
Marcus Kronus ist 51 Jahre alt, Volksschullehrer in Wien und seit drei Jahren Pflegevater einer Tochter.
Daten und Fakten
Neben der Adoption gibt es die Möglichkeit, ein Kind für bestimmte oder unbestimmte Zeit in Pflege zu nehmen. Meist handelt es sich dabei um Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen, die nicht in ihrer eigenen Familie betreut werden können. Es wird unterschieden zwischen Krisenpflege für einen kurzen Zeitraum (z. B. bei familiären Problemen oder sozialen Notfällen) und Langzeitpflege, bei der ein Kind für einen längeren Zeitraum (in manchen Fällen bis zur Volljährigkeit) in Pflege genommen wird (oesterreich.gv.at).
Auf dem Weg zum Pflegekind durchlaufen künftige Pflegeeltern eine Beurteilung der persönlichen Eignung sowie eine Vorbereitungsphase und bekommen unterschiedliche Unterstützungen (wien.gv.at).
Pflegeeltern erhalten eine monatliche Aufwandsentschädigung. Dieses Pflegekindergeld deckt die mit der Pflege und Erziehung verbundenen Kosten ab. Wiener Pflegeeltern können auf Wunsch beim Verein Eltern für Kinder Österreich angestellt werden. Es gibt drei Anstellungsmodelle (wien.gv.at):
Modell 1:
Aufnahme von Kindern jedes Alters
Monatliches Einkommen knapp über der Geringfügigkeitsgrenze, das Pensions-, Kranken-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung beinhaltet
Verpflichtende Fortbildung und Gruppensupervision
Diese Anstellung ist ebenso bei einer Teilzeitbeschäftigung im Ausmaß von 30 Wochenstunden möglich.
Modell 2:
Anstellung der Pflegeperson, wenn diese bisher in keinem Anstellungsverhältnis war
Aufnahme eines Kindes ab dem 2. bis zum 6. Geburtstag
Monatliches Einkommen von zirka 1.350 Euro brutto (plus Sonderzahlung), das Pensions-, Kranken-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung beinhaltet, befristet auf ein halbes Jahr
Verpflichtende Fortbildung und Gruppensupervision, Pflegeeltern-Coaching
Modell 3:
Finanzielle Unterstützung der Pflegeperson, wenn diese in einem Anstellungsverhältnis ist und das gesetzlich mögliche halbe Jahr Elternkarenz in Anspruch nimmt
Aufnahme eines Kindes ab dem 2. bis zum 6. Geburtstag
Monatliche Unterstützung von zirka 1.350 Euro netto (ohne Sonderzahlung), befristet auf ein halbes Jahr
Verpflichtende Fortbildung und Gruppensupervision, Pflegeeltern-Coaching
Quellen
Das Thema in anderen Medien
Kronen Zeitung: „Bei uns haben die Kinder erstmals Stabilität“
Der Standard: Das lange Warten auf ein Pflegekind
Der Standard: Was sind Ihre Erfahrungen als Pflegeeltern?
Zeit online: Mehr junge Menschen in Heimen oder Pflegefamilien