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068 - Sekten: Peters Weg in die Abhängigkeit

Der 22-jährige Student Peter hat Probleme zuhause. Er trifft auf einen charismatischen Lehrer, der ihm Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. In einer Künstlergruppe meint er, das Zuhause zu finden, nach dem er sich sehnt. Und erkennt nicht, wie er sich immer abhängiger macht und den Kontakt zur Außenwelt verliert. Nach 32 Jahren schafft Peter den Ausstieg und erzählt, wie er so tief hineingeraten konnte und wie er es aus der sektenähnlichen Gruppe herausgeschafft hat.

31 Min

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Supernette Leute und tolle Versprechungen – macht das aus einer Gruppe gleich eine Sekte?
© Illustration: WZ

Peter hatte Sehnsucht nach einer heilen Welt – und meinte, sie gefunden zu haben: Als 22-Jähriger macht der Architekturstudent bei einer Künstlergruppe mit und kippt nach und nach tiefer hinein. Bis er keinen Kontakt mehr zu Familie und Freunden hat, kein Geld, keine Wohnung, keinen Job, und völlig abhängig geworden ist. Nach 32 Jahren wagt er trotzdem den Ausstieg und muss noch einmal von vorn anfangen und leben lernen.

Supernette Leute, extreme Hilfsbereitschaft, tolle Versprechungen – macht das aus einer Gruppe oder Gemeinschaft gleich eine Sekte? Nein, sagt Psychologe Martin Felinger. Der Sekten-Berater erklärt, was eine Person oder eine Gruppe gefährlich macht und auf welche Red Flags man achten muss.

Der WZ-Podcast „Weiter gedacht“ präsentiert einen Sekten-Schwerpunkt in zwei Folgen. Im ersten Teil erzählt die heute 25-jährige Rosa, wie das Leben als Kind und Jugendliche in einer Esoterik-Sekte war und wie sie schließlich den Ausstieg schaffte. Der Psychologe und Sekten-Berater Martin Felinger erklärt, welche Mechanismen manipulative Gruppen anwenden und wie schwierig es ist, solch ein System hinter sich zu lassen.

Durch die Folge führen WZ-Host Petra Tempfer und WZ-Redakteurin Anja Stegmaier.

Produziert von „hört hört!“.


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Hinweis: In diesem Artikel geht es auch um Suizid und psychische Erkrankungen.

Du bist in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchst Hilfe? Hol sie dir:

Wende dich an vertraute Menschen. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken, sie zumindest vorübergehend auszuräumen und sich anschließend gemeinsam mit der Vertrauensperson Hilfe zu holen: Hier findest du Erste-Hilfe-Tipps, Notfallkontakte und Hilfsangebote in deinem Bundesland sowie weiterführende Informationen zur Bewältigung dieser Notsituation. Auch die Telefon-Seelsorge unter der Rufnummer 142 oder Rat auf Draht für Kinder und Jugendliche unter der Telefonnummer 147 helfen weiter.

Ein Foto von Peter.
„Meine Eltern hatten sich scheiden lassen, das hat mich sehr getroffen“, erzählt Peter Reischer.
© Fotocredit: WZ

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Infos und Quellen

Gesprächspartner

  • Peter Reischer studierte Architektur an der Technischen Universität Wien, dann Architektur an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Mit 22 Jahren schloss er sich einer sektenhaften Künstlergruppe an, die er 32 Jahre später verließ. Die Gruppe gibt es heute noch, auch wenn der Guru bereits verstorben ist. Peter will keine Namen nennen, um der Gruppe keine Plattform zu bieten.

  • Martin Felinger ist klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe. Seit 1999 arbeitet er als Geschäftsführer der Gesellschaft gegen Sekten- und Kultgefahren (GSK), vor allem in der psychologischen Beratung und Behandlung von Aussteiger:innen aus destruktiven Kulten sowie in der Beratung von Angehörigen eines Mitglieds einer Sekte.

Daten und Fakten

  • Die Bundesstelle für Sektenfragen bietet sachliche Informationen und individuelle Beratung zum Themenbereich „sogenannte Sekten“ und Weltanschauungsfragen. Dazu gehören unter anderem alternative religiöse Bewegungen, Esoterik, spezifische Angebote zur Lebenshilfe, fundamentalistische Strömungen, Verschwörungstheorien, sozial-utopische Aussteigergruppen und Pyramiden- bzw. Schneeballsysteme. Telefon: + 43-(0)1-513 04 60, bundesstelle@sektenfragen.at

  • Die Gesellschaft gegen Sekten und Kultgefahren ist immer donnerstags telefonisch erreichbar unter 0664/14 82 531, info@sektenberatung.at

  • Selbsthilfegruppe für Aussteiger:innen aus Sekten, Psychogruppen und religiösen Gemeinschaften in Wien: Telefon 0664 / 568 68 89, rosa.goetz29@gmail.com

  • Die Cranio-Sacral-Therapie ist eine alternativmedizinische Behandlungsform, die sich aus der Osteopathie entwickelt hat. Es ist ein manuelles Verfahren, bei dem Handgriffe vorwiegend im Bereich des Schädels, des Nackens, des Zungenbeins, des Thorax, der Wirbelsäule, des Kreuzbeins, des Zwerchfells, des Beckens und der Füße ausgeführt werden. Es gibt nur wenige Studien zur Cranio-Sacral-Therapie. Wissenschaftlich ist keine Wirksamkeit belegt. Die Cranio-Sacral-Therapie ist auch innerhalb der Osteopathie stark umstritten.

Quellen

Tätigkeitsbericht der Bundesstelle für Sektenfragen 2022

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