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071 - Handy im Flugmodus – Blick auf die Schienen
Von der Tierpflegerin zur Triebfahrzeugführerin: Seit rund zehn Jahren ist Vera Bauer bei den ÖBB vorne im Führerstand unterwegs. Ihr Handy ist dabei abgeschaltet. Langweilig ist ihr Job nicht, betont die Quereinsteigerin, die mittlerweile die Überarbeitung der Lokführerausbildung mitgestaltet, in dieser Folge unseres WZ-Podcasts „Weiter gedacht“. Die ÖBB suchen intensiv Personal, darunter auch Lokführer:innen, insbesondere Frauen. Denn von ihnen gibt es hier derzeit nur 140 gegenünber fast 4.400 Männern. Und eine dieser Triebfahrzeugführerinnen ist Vera, die klarstellt: Wer zur Bahn geht, hat einen sicheren Job.
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Mit mehr als einer halben Milliarde Reisebewegungen in Österreich wurde im vergangenen Jahr ein neuer Fahrgastrekord in Bus und Bahn verzeichnet. Die Zahl der transportierten Personen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr steigt seit Jahrzehnten, und die ÖBB versprechen eine weitere Ausweitung des Angebots. Dafür soll die Zahl der Lokführer:innen in den nächsten drei Jahren von derzeit 4.500 auf 4.900 erhöht werden. Schon jetzt wird die Zahl der Ausbildungsplätze von 480 auf 640 aufgestockt, für heuer sind noch 400 frei.
Darüber und über die große Verantwortung, die ihr Job an der Spitze eines oft mehrere tausend Tonnen schweren Zugs mit sich bringt, hat Vera mit WZ-Host Mathias Ziegler gesprochen, der gemeinsam mit WZ-Redakteurin Petra Tempfer durch die Folge führt.
Produziert von „hört hört!“.
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Infos und Quellen
Genese
Als Pendler:innen kennen sowohl Petra Tempfer als auch Mathias Ziegler die Herausforderungen, die der Bahnverkehr mit sich bringt, verschärft durch das Hochwasser im Herbst 2024 und den vergangenen Baustellensommer auf der Wiener Stammstrecke. Gleichzeitig lesen sie immer wieder von der dringenden Personalsuche der ÖBB. Da liegt es also nahe, eine Lokführerin in den WZ-Podcast „Weiter gedacht“ einzuladen und mit ihr über ihren Job zu sprechen.
Gesprächspartnerin
Vera Bauer ist 40 Jahre alt und gelernte Tierpflegerin. Nachdem sie zunächst bei einem anderen Verkehrsunternehmen als Stuart und Disponentin gearbeitet hatte, hat sie vor zehn Jahren bei den ÖBB die Ausbildung zur Lokführerin absolviert. Aktuell ist sie außerdem Fachtrainerin und gestaltet die Überarbeitung der Lokführer:innen-Ausbildung mit.
Daten und Fakten
Während in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der ÖBB-Fahrgäste sukzessive gestiegen ist, wird das Personal immer weniger. 1992, als die ÖBB aus der Bundesverwaltung ausgegliedert wurden, hatten sie noch mehr als 60.000 Mitarbeiter:innen. Heute sind es nur noch um die 40.000, also um ein Drittel weniger. Im selben Zeitraum ist aber die Zahl der Fahrgäste um gut die Hälfte auf mittlerweile mehr als 511 Millionen gestiegen.
Dementsprechend suchen die ÖBB dringend Personal, und zwar nicht nur im Lokführer:innenstand. Auf der Mangelberufsliste finden sich verschiedenste Bahnjobs: Zugbegleiter:in, Fahrdienstleiter:in, Wagenmeister:in, Verschieber:in, Buslenker:in. Denn die Drop-out-Quote ist hoch, und das bereits in der Ausbildung der hochqualifizierten Fachkräfte.
Die Gewerkschaft spricht von einer hausgemachten Personalnot durch eine zu restriktive Unternehmenspolitik in den 2000ern und von rund 4,5 Millionen Überstunden pro Jahr, die im Konzern geleistet werden müssen, um das enorme Passagieraufkommen zu stemmen. Das sind pro Kopf im Durchschnitt zwei Überstunden pro Woche.
Im internationalen Vergleich stehen die ÖBB mit 95 Prozent Pünktlichkeit verhältnismäßig gut da. Wobei jeder Zug als pünktlich gilt, der weniger als fünfeinhalb Minuten verspätet ist. Hier wird zwischen der Ausgangspünktlichkeit (startet ein Zug pünktlich?) und der Anschlusspünktlichkeit (wie viele Anschlüsse erreicht der Zug?) unterschieden. Bei Letzterer gibt es vor allem im grenzüberschreitenden Verkehr Probleme, weshalb die Pünktlichkeit im Fernverkehr nur bei etwas mehr als 80 Prozent liegt – das allerdings bei gut 6.600 Zügen pro Tag auf 5.000 Kilometern Schiene.
Quellen
Buchtipp: Matthias Flödl & Alfred Klein-Wisenberg: „Einsteigen, bitte! 100 Jahre Österreichische Bundesbahnen.“ (Molden Verlag 2023; 198 Seiten; 40 Euro)
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