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100 - Junge Polizist:innen lassen sich weniger gefallen

Vor einem Jahr hat uns Anna (Name geändert) erzählt, warum sie bei der Polizei aufgehört hat. Neben Sexismus waren die unzähligen und oft nicht planbaren Überstunden ein Grund dafür. In der 100. Folge unseres WZ-Podcasts „Weiter gedacht“ schauen wir noch einmal auf diese meistgehörte Episode zurück.

22 Min

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Für Frauen bei der Polizei gibt es mittlerweile Kontaktfrauen, die ihnen bei Fragen etwa zu sexueller Belästigung oder Diskriminierung helfen.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Getty Images.

Anna, die inzwischen eine Ausbildung zur Physiotherapeutin macht, wollte nicht noch einmal im Podcast-Studio Platz nehmen. Da wir uns keine Vorzeigepolizistin vom Innenministerium holen wollten, sind wir anderweitig auf die Suche nach einer Gesprächspartnerin gegangen – leider erfolglos. Keine der von uns angefragten aktiven Polizistinnen wollte sich vor dem Mikrofon dazu äußern, wie es ihr bei der Polizei geht. Daher haben wir mit dem Gewerkschafter Walter Strallhofer über strukturelle Probleme und Sexismus gesprochen. Als langjähriger Personalvertreter kennt er die Sorgen und Nöte seiner Kolleg:innen gut.

Sein Fazit: Junge Polizist:innen lassen sich weniger gefallen. Die Anzahl der internen Beschwerden hat daher zugenommen.

Produziert von „hört hört!“.

Mathias Ziegler und Petra Tempfer im Podcaststudio bei der Aufnahme der 100. Folge. Sie feiern und pusten Papierschlangen in die Luft.
Die Aufnahme der 100. Folge des WZ-Podcasts „Weiter gedacht“ haben die Hosts Mathias Ziegler und Petra Tempfer natürlich gefeiert.
© Mirjam Brawenz

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Infos und Quellen

Gesprächspartner

  • Walter Strallhofer ist seit mehr als 25 Jahren bei der Polizei und Vorsitzender der FSG Polizei Wien, der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter:innen öffentlicher Dienst. Zudem ist er Vorsitzender im Fachausschuss Wien und im Klub der Exekutive.

Walter Strallhofer ist Gewerkschafter bei der Polizei.
Walter Strallhofer ist Gewerkschafter bei der Polizei.
© Petra Tempfer
  • Patrick Maierhofer ist Ressortsprecher des Bundesministeriums für Inneres.

Daten und Fakten

Frauen sind erst seit Anfang der 1990er Jahre als vollwertige Exekutivbeamtinnen in Österreich tätig. Mittlerweile sind 26 Prozent der insgesamt 32.000 Polizist:innen weiblich, in der Grundausbildung sind es aktuell 40 Prozent. In den Führungspositionen in den Landespolizeidirektionen beträgt der Frauenanteil allerdings erst 12 Prozent (Spitzenreiter ist hier Wien mit 20 Prozent Frauen – die Auswertung umfasst Landespolizeidirektor:innen, Geschäftsbereichs-, Abteilungs-, Büro- und Referatsleiter:innen, Stadt-, Bezirks- und Polizeiinspektionskommandant:innen sowie Leiter:innen von Fach-, Ermittlungs- und Assistenzbereichen).

Obwohl der Personalstand bei der österreichischen Polizei so hoch ist wie nie zuvor, hat die Anzahl der Überstunden ebenfalls einen Höchststand erreicht. Innenminister Gerald Karner, der in seinem Ressort Kosten einsparen muss, will auch hier ansetzen.

In Bezug auf Frauen bei der Polizei verweist die Pressestelle des Innenministeriums auf diverse Aktivitäten: Im Rahmen des Recruitings versucht man, gezielt Frauen anzusprechen. Für den beruflichen Aufstieg in die mittlere Führungsebene (GAL E2a) und die Leitungsebene (GAL E1) der Bundespolizei wurden zudem zusätzliche Ausbildungsstandorte geschaffen, um der Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegenzukommen. Es gibt einen Frauenförderungsplan, der betreffend Frauenanteil auch Quoten vorsieht, außerdem österreichweit zwölf Gleichbehandlungsbeauftragte und rund 90 Kontaktfrauen als niederschwellige Anlaufstellen in Fragen zu (sexueller) Belästigung, Diskriminierung, Mobbing und Frauenförderung. Neben speziellen Schulungsangeboten wie zum Beispiel „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“ oder „Umgang mit Mobbing im Innenministerium“ wurde auch ein umfassendes Handbuch „Achtungsvoller Umgang – Mobbingverbot“ herausgebracht, das sich unter anderem mit Paragraf 8 des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes zu sexueller Belästigung beschäftigt. Diese Themen werden auch in der Grundausbildung intensiv behandelt.

Quellen

Das Thema in der WZ

Das Thema in anderen Medien

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