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101 - Warum ich mit 18 ins Kloster ging

„Ich war verliebt in diese Lebensform, in dieses Leben“, sagt die 27-jährige Schwester Mirjam, die in einem Kloster in Linz lebt. Dass sie mit 18, damals noch als Laura Schwaiger, in den Orden der Marienschwestern vom Karmel eingetreten ist, machte sie zur jüngsten Ordensfrau Österreichs. Wer sich nun eine weltfremde, biedere Klosterschwester vorstellt, irrt: Schwester Mirjam hat rund 4.000 Follower:innen auf Instagram.

24 Min

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Als Laura in den Orden eintrat, gab sie ihr bisheriges Leben nicht zur Gänze auf – ganz im Gegenteil.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Getty Images.

Ihr imaginärer Freund war schon als Kind Jesus. Sie habe oft mit ihm gesprochen, sagt Schwester Mirjam in dieser Folge des WZ-Podcasts „Weiter gedacht". Im Alter von 18 Jahren in den Orden der Marienschwestern vom Karmel einzutreten, sei dennoch nicht der Plan gewesen. Nach einer inneren Krise während der Hauptschulzeit und ihrer Sehnsucht nach einem Zufluchtsort sei sie aber wie getrieben gewesen von dem Wunsch, ins Kloster zu gehen.

„Ich war nicht mehr zu halten“, sagt Schwester Mirjam heute. „Ich hatte das Gefühl: Wenn ich das jetzt nicht mache, dann versäum' ich etwas.“

Der Eintritt in den Orden bedeutete aber nicht, ihr bisheriges Leben komplett aufzugeben. Ganz im Gegenteil: Ihren Social-Media-Account etwa, den sie schon davor hatte, führte sie als Ordensfrau einfach weiter – mit dem Ergebnis, dass die Anzahl ihrer Follower:innen rapide wuchs. Die Postings erzählen von ihrem Leben. Und wie sind die Reaktionen darauf? „Es sind schon merkwürdige Direct Messages dabei. Manche wundern sich, warum ich überhaupt rausgehen darf“, sagt Schwester Mirjam lachend zu WZ-Redakteurin Petra Tempfer, die gemeinsam mit WZ-Host Mathias Ziegler auch über Daten und Fakten zu diesem Thema spricht.

Produziert von „hört hört!“.

Schwester Mirjam von den Marienschwestern vom Karmel.
Schwester Mirjam von den Marienschwestern vom Karmel.
© Petra Tempfer
Schwester Mirjam von den Marienschwestern vom Karmel.
Das Ordensgelübde abzulegen, ist ein feierlicher Prozess – wie für Schwester Mirjam, hier im Jahr 2021.
© privat

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Infos und Quellen

Gesprächspartnerin

Die Mühlviertlerin Laura Schwaiger war die jüngste Ordensfrau Österreichs, als sie mit 18 Jahren in den Orden der Marienschwestern vom Karmel in Linz eintrat. Heute heißt sie Schwester Mirjam Maria, ist mit 27 Jahren immer noch die Jüngste im Kloster und arbeitet als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Auf Instagram hat sie fast 4.000 Follower:innen: sr_mirjam

Daten und Fakten

  • Ordensmann oder Ordensfrau zu sein, ist keine Berufswahl – es ist eine Lebensform. Der Weg dorthin hat mehrere Etappen. In manchen Ordensgemeinschaften erhalten angehende Ordensfrauen bzw. angehende Ordensmänner einen Ordensnamen (Ordensgemeinschaften Österreich).
  • Mirjam war die Schwester von Mose und Aaron sowie die Tochter von Amram und Jochebed aus dem Stamm Levi (Altes Testament). Aus einem Versteck beobachtete sie, wie der in einem Schilfkörbchen am Nil versteckte Mose von der Tochter des Pharaos gefunden wurde und schlug ihre Mutter als Amme vor. Nach der Durchquerung des Schilfmeers und dem dadurch gelungenen Auszug aus Ägypten führte die als Prophetin bezeichnete Mirjam den Freudentanz und den Freudengesang der Frauen an (ökumenisches Heiliglexikon).
  • Über die Abstammung und Jugend Marias, der Mutter Jesu, findet sich in der Bibel nichts (Neues Testament). Von Maria wird nur berichtet, dass sie in Nazaret zuhause, mit Joseph verlobt und mit Elisabeth verwandt war; vermutlich stammte sie also aus priesterlichem Geschlecht, da Elisabeth mit dem Priester Zacharias verheiratet war (ökumenisches Heiliglexikon).
  • Die Marienschwestern vom Karmel sind ein Zweig des Karmelordens. Der Karmel ist ein Gebirgszug in Palästina, auf den sich im 12. Jahrhundert nach Christi Geburt Pilger zurückzogen. Sie bemühten sich, nach dem Vorbild des Propheten Elija in der Gegenwart des Herrn zu leben, und nannten sich „Brüder Unserer lieben Frau vom Berge Karmel“. Durch den Einfall der Sarazenen aus Palästina vertrieben, kamen diese Einsiedler nach Europa, wo sie als Bettelmönche anerkannt wurden. Etwas später kam ein weiblicher Zweig dazu. Mit Schwester Theresia Böck begann 1861 das Leben der Gemeinschaft in Linz. Seitdem wirkt diese in Österreich, seit 1920 in Deutschland und seit 2002 in Uganda. 1961 wählte diese Gemeinschaft den Namen „Marienschwestern vom Karmel“.
  • Laut offizieller Kirchenstatistik lebten im Jahr 2024 insgesamt 4,56 Millionen Katholik:innen in Österreich. Rund 71.500 Menschen traten aus der katholischen Kirche aus. 2015 gab es noch rund 5,2 Millionen Katholik:innen in Österreich.
  • Es gibt 191 Ordensgemeinschaften in Österreich, davon 102 weibliche und 89 männliche. Von den insgesamt 3.802 Ordensleuten sind 2.417 Ordensfrauen und 1.385 Ordensmänner. In den 23 Ordensspitälern arbeiten rund 26.500 Mitarbeiter:innen.

Quellen

Das Thema in der WZ

Das Thema in anderen Medien

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