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061 - Als Nico hat Verena keine Angst mehr
Nico war gerne ein Mädchen, sagt er. Er fühlte sich nicht im falschen Körper geboren, bis er – damals noch Verena – im Alter von 17 Jahren vergewaltigt wurde. Die Geschlechtsanpassung von der Frau zum Mann war der einzige Weg, „um wieder ein Mensch sein zu können", sagt er heute.
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„Seitdem war mein Körper kein Teil mehr von mir", sagt Nico, als ihn WZ-Host Petra Tempfer fragt, warum eine Geschlechtsanpassung sein Weg war. Davor war sein Körper weiblich. Bis zu dem Tag, als Nico – damals Verena – bei einem Maturaball vergewaltigt worden ist. Der Täter wurde nie gefasst. Nico kannte ihn nicht.
Dass er damals vergewaltigt worden war, wurde ihm erst später durch Flashbacks und die Hilfe einer Hypnosetherapeutin bewusst. „Ich kann mich nur noch erinnern, dass er seine Hand auf mein Gesicht gedrückt hat. Also wird er mir irgendwelche Drogen verabreicht haben", sagt Nico zu Petra Tempfer, die gemeinsam mit WZ-Host Mathias Ziegler durch diese Folge des WZ-Podcasts „Weiter gedacht" führt.
Vor zwei Jahren hat Nico mit der Testosterontherapie begonnen, und er hat auch schon zwei Operationen hinter sich. Schon bald merkte er die Veränderungen seines Körpers: Seine Muskeln wuchsen, und die Stimme wurde tiefer. Von da an sei es besser geworden, sagt er.
Produziert von „hört hört!“.
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Infos und Quellen
Genese
Als WZ-Redakteurin Petra Tempfer über Vereine wie TransX oder das Transgender Team Austria eine:n Gesprächspartner:in für einen Artikel zum Thema Geschlechtsanpassung suchte, war das Feedback groß. Sie sprach mit unterschiedlichen Personen, weshalb sie schließlich nicht nur einen Artikel verfasste („Ich hatte Angst“: Julias Weg als junge Transfrau), sondern auch Nico für eine Podcast-Folge ins Studio einlud.
Gesprächspartner
Nico kommt aus Krems in Niederösterreich und ist 26 Jahre alt. Mit 17 Jahren wurde Nico, damals noch Verena, vergewaltigt. Eine Geschlechtsanpassung war der einzige Weg, „wieder ein Mensch sein zu können", sagt er heute.
Johannes Wahala ist Sexualtherapeut, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Sexualwissenschaften sowie Leiter der Sexualberatungsstelle Courage für LGBTQIA+-Personen und deren Angehörige, die vom Bund, von der Stadt Wien und vom Land Niederösterreich gefördert wird.
Daten und Fakten
Sexuelle Orientierung: Diese beschreibt, zu Menschen welchen Geschlechts beziehungsweise welcher Geschlechter sich jemand emotional, körperlich und/oder sexuell hingezogen fühlt – etwa homo-/bi-/heterosexuell.
Cis-Personen oder auch cisgeschlechtliche Personen sind Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem Sex übereinstimmt, der ihnen bei ihrer Geburt anhand der Genitalien zugeschrieben wurde.
Transidentität: Diese liegt vor, wenn die Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt eingetragenen Geschlecht übereinstimmt.
Genderdysphorie: ein Gefühl des körperlichen oder sozialen Unwohlseins durch Transidentität.
Nichtbinär: Dieser Überbegriff umfasst alle Menschen, die sich weder männlich noch weiblich verorten.
Queer ist eine Bezeichnung, um eine Identität jenseits von Kategorien wie Mann, Frau, heterosexuell, lesbisch und schwul zu beschreiben.
Genderfluid (auch genderqueer) beschreibt ein „fließendes“ Geschlecht. Das bedeutet, dass sich das Geschlecht mit der Zeit oder in Abhängigkeit von Situationen ändert.
Intergeschlechtlichkeit: Intergeschlechtliche Menschen werden mit Genitalien geboren oder besitzen Geschlechtsmerkmale chromosomaler, anatomischer und/oder hormoneller Natur, die nicht den „klassischen Idealen“ eines rein männlichen oder weiblichen Körpers entsprechen (www.vimoe.at).
LGBTQIA+ steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer, Intersexual, Asexual sowie alle weitere, die nicht unter den Genannten sind.
Geschlechtsanpassende Operationen sind in Österreich erst ab Eintritt der Volljährigkeit erlaubt und nur bei intergeschlechtlichen Menschen, die ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale zur Welt gekommen sind, bereits ab der Einwilligungsfähigkeit und damit ab 14 Jahren. Gezielte Hormontherapien mit Östrogen beziehungsweise Testosteron und auch Brustentfernungen sind generell ab 16 Jahren möglich und Pubertätsblocker ab Einsetzen der Pubertät.
Sexualberatungsstelle Courage für LGBTQIA+-Personen und deren Angehörige
Quellen
Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag von Deutschland (SBGG)
Ambulanz für Varianten der Geschlechtsentwicklung am AKH Wien
Das Thema in der WZ
Das Thema in anderen Medien
Der Standard: Wie es ist, als Transperson eine Hormontherapie zu machen
Kurier: Vom Mann zur Frau: Wie ändert man in Österreich das Geschlecht?
Kurier: Transgender-Debatte: „Wir verteilen Pubertätsblocker ja nicht wie Zuckerl"
Zeit online: Darf man die Pubertät stoppen?