048 - Der linke Bauer
Mit 28 Jahren übernahm Hans den elterlichen Betrieb und wurde "Saubauer". Sein Leben lang ist der Steirer nie wirklich aus dem Ort, in dem er aufgewachsen ist, rausgekommen. Direkt an der burgenländischen Grenze steht der Vierkanthof der Familie, den er bis vor kurzem bewirtschaftet hat. Ein Gespräch darüber, wie man in einem Abhängigkeitsverhältnis doch seinen eigenen Kopf haben kann.
Auf einer anderen Plattform anhören:
„Manche Dinge macht man aus Protest“, sagt Hans auf die Frage, warum er aufgehört hat, Fleisch zu essen. Jahrelang führte er die Schweinemast der Eltern weiter, selbst noch als Vegetarier. Dann stellte er auf biologischen Acker- und Gemüsebau um. „Ich habe die Tierhaltung einfach nicht mehr ausgehalten“, sagt Hans. Und es war ziemlich schwer, umzusteigen, da die konventionelle Schweinemast viel lukrativer war als der Bioanbau. Trotzdem ist der 64-Jährige seinen Weg gegangen, auch wenn das die Eltern nicht immer guthießen.
Hans' sechs Geschwister waren besser in der Schule als er, machten Matura und studierten. Der Steirer blieb sein Leben lang auf dem Hof. Bis zu ihrem Tod pflegte Hans seine Mutter. Er lebte 63 Jahre unter einem Dach mit ihr zusammen.
Kinder hat Hans selbst keine. Lange Zeit lebte er in losen Beziehungen. Vor wenigen Jahren verpartnerte er sich mit seiner Freundin. Aus Solidarität zu den Schwulen und Lesben, wie er sagt. Hans ist also kein typischer konservativer Bauer − und trotzdem war sein Leben ziemlich traditionell.
Durch die Folge führen WZ-Host Mathias Ziegler gemeinsam mit WZ-Host Anja Stegmaier, die mit Hans gesprochen hat.
Sie reden über Generationenkonflikte, politische Werte und den Sinn für Gemeinschaft. Wie man „sein Ding“ machen kann, auch wenn man sich gleichzeitig stark anpassen muss. Und was ihn in seinem Leben bis heute prägt.
Dir hat dieser Beitrag besonders gut gefallen oder du hast Hinweise für uns - sag uns deine Meinung unter feedback@wienerzeitung.at. Willst du uns helfen, unser gesamtes Produkt besser zu machen? Dann melde dich hier an.
Infos und Quellen
Genese
WZ-Redakteurin Anja Stegmaier wollte mit jemandem sprechen, mit dessen Lebenswelt viele Menschen keine Berührung haben. Über einen Bekannten erfuhr sie von Bauer Hans, der so gar nicht konservativ ist wie sein Umfeld − und trotzdem nie aus dem Dorf herausgekommen ist. Sie traf sich mit Hans in seinem Vierkanthof, um aus seinem Leben zu erfahren.
Gesprächspartner
Hans ist 64 Jahre alt, lebt in einem Ort mit 221 Einwohner:innen in der Ost-Steiermark und war sein Leben lang Bauer.
Daten und Fakten
Hilfe für Bauern:
Bei Sorgen aller Art können sich Landwirte ans „Bäuerliche Sorgentelefon“ wenden. Die Telefonnummer 0810/676 810 ist Montag bis Freitag jeweils von 8.30 bis 12.30 Uhr besetzt. Dort helfen Psycholog:innen bei Problemen mit dem Hof, aber auch in persönlichen Angelegenheiten und psychischen Notlagen. Viele Informationen gibt es auch auf der Website Lebensqualitaet-Bauernhof.at.
Schaffen Landwirte ihre Arbeit nicht mehr allein – aufgrund von Verletzung, Stress, Krankheit oder Ähnlichem – vermittelt der Maschinenring unkompliziert über die soziale Betriebshilfe Arbeitskräfte und Unterstützung.
In den vergangenen zwei bis drei Jahren sei die Zahl der Bauern, die psychische Probleme haben, stark gestiegen. Allein 2023 hätten rund 300 Landwirte sich Hilfe am „Bäuerlichen Sorgentelefon“ gesucht, rund doppelt so viele wie zwei Jahre zuvor. Die häufigsten Themen sind:
Generationenkonflikte, Partnerschaftskonflikte, Hofübergabe/nahme, Burnout/Erschöpfung, Erkrankung/Pflege Angehöriger.
Quellen
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft: Heute ernährt eine Bäuerin bzw. ein Bauer in Österreich bereits mehr als 100 Menschen.
In Österreich gibt es rund 155.000 landwirtschaftliche Betriebe. Ein Drittel davon wird von Frauen geführt. Fast ein Drittel der Flächen wird biologisch bewirtschaftet.
Laut Daten des Grünen Berichts wurden 25.081 landwirtschaftliche Betriebe als Biobetriebe geführt.
Laut Statistik Austria werden Bauernhöfe immer größer. Die durchschnittliche Größe lag 2022 bei rund 45 Hektar. Fast 60 Prozent der Betriebe werden im Nebenerwerb geführt. 420.000 Menschen sind offiziell in dem Bereich beschäftigt.
Das Thema in der WZ
"Wie ich mit 25 Winzerin wurde" (Podcast)
Der Imker (Podcast)
Der Fischzüchter (Podcast)
"Meinen ersten Stier habe ich mit 14 geschlachtet" (Podcast)
Der Marktgärtner (Podcast)
Das Thema in anderen Medien
MeinBezirk.at: Allein auf weiter Flur: Warum Landwirte sich oft einsam fühlen
Die Presse: Klima- und Naturschutz: Nicht ohne die Landwirtschaft
agrarheute: Womit verdienen die Bauern eigentlich Geld – außer mit Landwirtschaft?
agrarheute: Es lohnt sich nicht mehr: Bio-Bauer muss wohl auf konventionell zurück
agrarheute: 100 Kühe, Hofübergabe viermal gescheitert: "Ich habe keine Kraft mehr"