Sein Vater dränge ihn dazu, eine zweite Frau zu heiraten, erzählt der Häuptlingssohn, während sich eine Sorgenfalte auf seiner Stirn bildet: „Eine zweite Frau ist teuer – und stressig.“ Der Brautpreis beläuft sich auf 23 Kühe und zwei Stiere, zudem muss ein zweites Haus gebaut werden.
Traditionell leben Masai polygam, üblicherweise ist ein Mann mit zwei Frauen verheiratet, mit jeder von ihnen hat er rund zehn Kinder.Polygamie ist nicht nur bei den Masai weit verbreitet; viele Kenianer leben polygam, mehrere Frauen zu heiraten ist in Kenia legal. Wie sich das auf die hohe HIV-Infektionsrate im Land auswirkt, und wie ein EU-Projekt versucht, dagegen anzukämpfen, lesen Sie hier.
Doch die alten Traditionen bröckeln. Auch geweitete Ohren und eingeschnittene Lippen sieht man bei jüngeren Masai nicht, sondern nur noch bei den Stammesälteren. Die Kinder, auch die Mädchen, gehen zur Schule, Genitalverstümmelungen nehmen langsam, aber doch ab.
Die Familien, die hier leben, profitieren von dem Safari Camp. Es befindet sich auf 40 Hektar Land inmitten der Savanne, die olivgrünen Zelte sind idyllisch auf einem Hügel verstreut. Anders als in den umliegenden schicken Safari-Lodges mit Spa-Bereich und All-You-Can-Eat-Buffets schlafen die Besucher im Oldarpoi in einfachen Zelten, die mit ihrem Komfort vor allem Afrika-erprobte Touristen überraschen dürften.
Hier haben die Moskitonetze keine Löcher, die Matratzen sind hart, im eigenen Badezimmer fließt heißes Wasser aus der Dusche, und das Abendessen ist simpel, aber schmackhaft: Es besteht aus Huhn und Fisch, Bohnen und Reis sowie dem Maisknödel Ugali, dem kenianischen Nationalgericht.
Dem Besucher mangelt es an nichts, gegessen wird im Speisesaal, nebenan laden junge Masai im Gemeinschaftsraum ihre Smartphones auf und surfen im WLAN. Auf YouTube hören sie sich Masai-Lieder an und studieren Vogelarten, um den Touristen am nächsten Tag auf der Safari-Fahrt bestmögliche Auskunft geben zu können.
Viele der Masai, die hier arbeiten, lassen sich in der lokalen Tourismusschule zu Reiseführern ausbilden. Sie ist eine von insgesamt drei Schulen, die Reiyia und seine Frau Meggie in den vergangenen zehn Jahren errichtet haben.