Der Tänzer

Cristian steht mit seinem besten Freund Nikita am Geländer des Skater Parks. Von hier aus kann man das Panzerdenkmal sehen, vor dem sich Brautpaare gerne fotografieren lassen. Es ist ganz normal, dass Kinder darauf herumklettern, um zu spielen.

Cristian, 19 Jahre, Highschool Jacke, verlegenes Grinsen, war noch nie im Ausland. Jetzt will er nach Europa. „Ich will in einem Land studieren, wo jeder die gleichen Möglichkeiten hat“, sagt er. Und dann fragt er neugierig: „Gibt es in Österreich eine Breakdance Szene?“ Seit zehn Jahren tanzt er in seinem eigenen Kollektiv. Egal wo, egal wann. Es ist seine Leidenschaft.

Erasmus, Netflix, Rihanna

Mitten im Zentrum geht er vor einem Reiterdenkmal in die Knie und beginnt zu rotieren, wie ein Kreisel. Das Monument zeigt den russischen Feldherrn Alexander Suworow, der die Stadt 1792 als Festung gegründet hat. 324 Jahre später haben Studenten wie Cristian zwar die Möglichkeit zu studieren, aber ihr Abschluss an der Universität in Tiraspol wird in keinem Land der Welt anerkannt. Das hält Cristian nicht davon ab, zu gehen.

Jugendliche wie er sind neugierig, was im Westen passiert. Sie erkundigen sich nach Erasmus und hören Rihanna oder Pitbull. Sie schauen sich Serien auf Netflix an und verfolgen den US-amerikanischen Wahlkampf. Doch viele erzählen, dass sie nicht weiter als bis nach Moldau gereist sind i.

Hinter dem Skater Park, wo Cristian und Nikita abhängen, führt eine Brücke über den Dnister. Am anderen Ufer liegt nicht Moldau, sondern ein Schwimmbad, das im Sommer gut besucht ist. Den Dnister darf man sich nicht wie eine Trennlinie vorstellen, die überall exakt die Landesgrenze bildet.

Bender, die zweitgrößte Stadt Transnistriens, befindet sich auf moldauischem Territorium. Gleichzeitig gibt es auch Städte auf transnistrischem Territorium, die sich unter moldauischer Administration befinden. Das hat die Menschen auf eigenwillige Ideen gebracht.