Zum Hauptinhalt springen

Baba, 2024: Was uns wichtig war und ist

8 Min
Unsere Favoriten aus dem Jahr 2024.
© Illustration: WZ

Die WZ blickt auf ein Jahr voller spannender Geschichten zurück. Manche blieben besonders in Erinnerung.


Gratulation, das Jahr ist bald vorbei – oder je nachem wann du uns liest, schon längst Geschichte. Achtung, heute wird es länger. Aber nicht weniger wichtig. Üblicherweise folgen diese Jahresrückblicke einem Schema: Was hat euch im letzten Jahr am meisten interessiert, mal schnell die Top-10 der Zugriffe ausgehoben und schon hat man ein Ranking. Doch so einfach wollen wir es uns heute nicht machen.

Ich habe in den letzten Wochen Kolleg:innen in der Redaktion gebeten, jene Geschichte herauszusuchen, die sie am meisten beschäftigt, bewegt, geärgert hat. Oder die einfach furchtbar anstrengend war. Und hier ist das zufällig geordnete Ergebnis – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Dieser Text ist auch als Newsletter erschienen.

Ein Kompass auf lila Hintergrund

WZ Weekly

Einblicke in die WZ-Redaktion. Ohne Blabla.

Jeden Dienstag

Rund um die Nationalratswahl ist Raffael Gindl mit seinem Team von der „Letzten Reportage“ durchs Land gefahren, um die Meinungen der Menschen einzuholen. Daraus sind vier Reportagen entstanden, die ich nach wie vor sehenswert finde. Und Valentine Engel und Simon Plank von WZ-Daily waren rund um die Nationalratswahl auf Tiktok live. Das hat ungefähr so ausgesehen.

Und dann sind da noch die Texte, die mich überraschten. Wie zum Beispiel der von Michael Schmölzer über den Südostwall. Bei der Errichtung dieser Verteidigungsanlage starben zehntausende Menschen in den letzten Kriegsmonaten des Zweiten Weltkriegs, eines bereits verlorenen Kriegs.

Matthias Winterer:

„Meine Lieblingsgeschichte des Jahres ist „Gewalt, Sexismus, Drohungen: Vorwürfe gegen Gastronomen“ über die Zustände in den Szenelokalen Wirr und Adlerhof in Wien. Ich mag sie aus zwei Gründen. Zum einen ist sie eine klassische Geschichte über Missstände, ganz in der Tradition eines Max Winter. Zum anderen beeindruckte mich die Hartnäckigkeit meines jungen Kollegen Markus Hagspiel, der sich von Anwaltsschreiben nicht irritieren ließ, und weiter an die Geschichte glaubte. So soll Journalismus sein."

Petra Tempfer:

„Für mich war es wie ein Sprung ins kalte Wasser (bzw. in den kalten Schnee), den 5-teiligen Dokumentationspodcast „Galtür. Der weiße Tod“ mitzugestalten. Er handelt vom Lawinenunglück von Galtür in Tirol vor 25 Jahren. 31 Menschen, darunter zahlreiche Kinder, starben. Gemeinsam mit Bernd Vasari war ich mehrere Male in Galtür und sprach mit den Menschen, die damals dabei waren und noch immer erzählten, als wäre es gestern gewesen. Ich wurde Teil dieses Unglücks und erlebte die Sekunden, nachdem der Ort unter dem herabstürzenden Schnee begraben worden war, in Gedanken mit. Auch die Tage danach, als Galtür auf sich allein gestellt war, weil aufgrund des Schneesturms niemand kommen und helfen konnte. Es sind die Schicksale und die Kraft dieser Menschen, die durch deren Stimmen in diesem ersten Podcast der WZ dieser Art noch greifbarer werden."


Auf einer anderen Plattform anhören:

Michael Ortner:

„Ich fand die Geschichte „Von wegen „Dream now“: Die Arbeit im Nachtzug als Alptraum“ von meiner Kollegin Konstanze Walther eine der besten des Jahres. Sie entlarvt die schicken Marketingsätze der ÖBB: Albtraum statt Dream now. Denn bei den Zugbegleiter:innen einer von den ÖBB beauftragten Subfirma herrschen eklatante Missstände. Sie zahlen in schlaflosen Nächten den Preis, damit andere „traumhaft“ reisen können."

Aleksandra Tulej:

„Im Sommer haben mein Kollege Matthias Winterer und ich uns gefragt, woher kriminelle Jugendliche in Wien ihre Waffen bekommen – mehrere Spuren führten uns zum Asia Markt hinter der Excalibur City an der österreichisch-tschechischen Grenze. Inmitten von Gartenzwergen, gefälschten Markentaschen und Ramsch haben wir uns erkundigt, was es unter dem Ladentisch zu holen gibt. Es wurde spannend und seltsam. Diese Recherche hat so viel Spaß gemacht, dass ich danach fast selbst Stammkundin dort geworden wäre."

Daraus ist auch ein Video für UmlautÖ entstanden:

Willst du dieses YouTube Video sehen? Gib den Youtube-Cookies grünes Licht.

Wiener Zeitung Logo

Cookie Einstellungen

Ohne Cookies funktioniert die Website wienerzeitung.at nur eingeschränkt. Für eine sichere und einwandfreie Nutzung unserer Website werden daher technisch notwendige Cookies verwendet. Für die Darstellung von Inhalten von Drittanbietern (YouTube und APA) werden Session-Cookies gesetzt. Bei diesen kann eine Datenübermittlung in ein Drittland stattfinden. Ihre Einwilligung zur Setzung genannter Cookies können Sie jederzeit unter "Cookie Einstellungen" am Seitenende widerrufen oder ändern. Nähere Informationen zu den verwendeten Cookies finden sich in unserer Datenschutzerklärung und in unserer Cookie-Policy.

Technisch notwendig
Youtube
Andere

Isabel Frahndl:

„Immer mehr minderjährige Mädchen möchten sich, inspiriert von ihrem Instagram-Feed, die Lippen aufspritzen lassen. Und wo Nachfrage, da Angebot: In den vergangenen Jahren gewannen „tourende“ Anbieterinnen an Popularität. Nora Schäffler hat den Selbstversuch gewagt und getarnt als 15-Jährige Laura aufgezeigt, wie erschreckend einfach man in Österreich am Jugendschutz vorbei an neue Lippen kommt."

Mathias Ziegler:

„Mein persönlicher Lieblingstext, den ich für die WZ verfasst habe, war wohl die „Green Jobs“-Reportage. Es war eine echt spannende Erfahrung, den Photovoltaik-Monteuren dabei zuzuschauen, wie sie über das steile Dach geklettert sind, und hautnah mitzuerleben, was für ein harter Job das ist.


Auf einer anderen Plattform anhören:

Die Podcast-Folge, die mich am meisten beeindruckt hat, war das Gespräch mit der ehemaligen Polizistin , die mir erzählt hat, wie negative Erfahrungen stärker waren als ihr großer Idealismus. Und vor allem die Reaktionen, die wir darauf bekommen haben."

Katharina Zangerl:

„Ich finde der Artikel "Die Macht der Lobbyist:innen" ist ein wunderbares Beispiel für Demokratiebildung – Mathias und Christina zeigen hier ein komplexes und doch alltägliches Phänomen auf. Sie geben sich aber nicht mit dem üblichen Schwarz-Weiß Denken zufrieden, sondern erklären warum und wie und was dahintersteckt. Nach diesem Text kennt man sich besser aus und ich finde, genau das soll Journalismus leisten. Hab ich sehr gerne gelesen, weitergeschickt und kann ich nur empfehlen."

Ina Weber:

„Unsere vierteilige Serie zum Thema Smartphone im Klassenzimmer hat viel bewegt. Zuschriften von Direktor:innen, Lehrer:innen auch aus den Nachbarländern (Deutschland und Schweiz) haben uns erreicht. Danach ist es erst richtig losgegangen. Weitere Medien haben sich des Themas angenommen und auch die Politik reagierte. Bildungsminister Martin Polaschek empfahl klare Regeln für die Handynutzung an Schulen. Und Länder wie Australien wollen Social Media erst ab 16 Jahren erlauben. Wir sind gespannt, wie es mit dem Thema weitergeht und bleiben dran.

Wir wollen Aufklärung bieten, auch für Themen, die nicht im Medientenor Anklang finden. Oder gerade nicht in Österreich diskutiert, aber auf EU-Ebene: Mit unserem Text „Wenn das Antibiotikum nicht mehr wirkt“ hat WZ-Redakteurin Ina Weber den 1. Platz beim Journalismuspreis des Österreichischen Apothekerverbands bekommen. Der Text habe die Sensibilisierung für Antibiotikaresistenzen in der österreichischen Bevölkerung gestärkt. „Mit Ihrem Artikel haben Sie einen wesentlichen Beitrag zur Health Literacy und zur Förderung der Arzneimittelkompetenz geleistet“, urteilte die Jury einstimmig.

Auch einen Preis erhielt WZ-Redakteurin Eva Stanzl. Sie wurde von der Forschungsgemeinschaft für Wissenschaftsjournalismus 2024 für ihren Text „Eine Impfung gegen Krebs” gewürdigt."

Michael Schmölzer:

„Mein Highlight 2024 war die in Zusammenarbeit mit dem Kollegen Mathias Ziegler verfasste Geschichte „Das Holocaust-Trauma der Nachgeborenen". Die gemeinsame Arbeit hat Spaß gemacht, auch wenn das Thema ein todtrauriges ist. Und es hat mir einmal mehr gezeigt um wieviel besser ein Artikel dann wird, wenn mehrere Kolleg:innen gleichzeitig daran arbeiten, Wenn mehrere, oft ganz unterschiedliche Perspektiven einfließen und Feedback es möglich macht, den jeweils eigenen Input neu zu bewerten."

Konstanze Walther:

„Ich möchte den Artikel meiner Kollegin Anja Stegmaier hier erwähnen. Denn eine der letzten Tabu-Zonen ist das, was im Kreißsaal passiert. Nicht selten ist es nämlich unnötige Gewalt."

Katharina Schmidt:

„Dieser Newsletter bringt mich als Chefredakteurin in eine Zwangslage. Denn natürlich finde ich, dass alle Kolleg:innen heuer herausragende Arbeit geleistet haben. Und ich kann tatsächlich von allen (egal, ob Redakteur:innen, Social-Kolleg:innen, Trainees oder auch freien Mitarbeiter:innen) einzelne Beiträge nennen, die besonders empfehlenswert sind. Allerdings würde das die Kapazitäten eines Newsletters sprengen und die - sonst unendliche - Geduld meines CR-Kollegen Sebastian, der ihn kuratiert, auf eine harte Probe stellen. Daher: Zwei Beiträge aus der Kategorie „Lesen“ werden mich noch weit ins Jahr 2025 hinein verfolgen und seien daher auch euch, liebe Leser:innen, ans Herz gelegt.

Der eine ist die Story von Michael Ortner und Matthias Winterer zum geplanten Gewerbepark auf den Gründen des ehemaligen Frauen-KZ Hirtenberg. Die beiden haben während ihrer monatelangen Recherche immer wieder berichtet, dass sie Mauerreste des KZ gefunden haben oder in Berichte von Zeitzeug:innen Einsicht nehmen konnten. Mit jedem Bericht wurde die Geschichte unglaublicher und mit jedem Bericht wurde klarer, wie unabdingbar unabhängiger Qualitätsjournalismus ist.

Ähnlich erging es mir mit Verena Frankes Geschichte über die junge Frau Lea H., das an den strukturellen Mängeln in der Kinderpsychiatrie zugrunde gegangen ist. Jede:r, die/der – nicht nur, aber vor allem im Nachgang der Covid-Pandemie – versucht hat, für sein Kind bezahlbare psychiatrische oder psychotherapeutische Unterstützung zu bekommen, weiß, wie kräftezehrend das sein kann. Und wie aussichtslos.

Wir sind dafür da, solche Missstände aufzudecken, euch davon zu berichten und nach Lösungswegen zu suchen. Das können wir nur dank der Kolleg:innen in der WZ-Redaktion, die auch 2025 wieder herausragende Arbeit leisten werden!"

Mir bleibt nur, einen guten Jahreswechsel zu wünschen! Bis ins nächste Jahr!


Dir hat dieser Beitrag besonders gut gefallen oder du hast Hinweise für uns - sag uns deine Meinung unter feedback@wienerzeitung.at. Willst du uns helfen, unser gesamtes Produkt besser zu machen? Dann melde dich hier an.


Infos und Quellen

Das Thema in der WZ