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Die Hälfte der Menschen menstruiert. Höchste Zeit also, dass Perioden endlich da ankommen, wo sie hingehören: mitten im Alltag.
Ein Ziehen im Bauch, Kopfschmerzen, chronische Gereiztheit oder Traurigkeit. Ich merke fast immer, wenn sich meine Periode ankündigt. Nicht immer bin ich darauf vorbereitet und habe etwas dabei. Umso dankbarer bin ich, wenn ich auf den Toiletten in der Arbeit oder in einem Café Tampons oder Binden zur freien Entnahme finde.
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Und umso besser finde ich es, dass bisher an 15 Fachhochschulen und Unis sowie 22 Salzburger Schulen gratis Menstruationsprodukte zur Verfügung gestellt werden. Die noch bessere Nachricht: Mit Oktober kommen weitere 252 Schulen in Vorarlberg, Tirol, Kärnten, der Steiermark, Niederösterreich und im Burgenland dazu.
Insgesamt werden knapp sechs Millionen Stück der Periodenprodukte im Rahmen einer Kooperation von Bildungseinrichtungen und einer Drogeriekette zur Verfügung gestellt. Ziel der Initiative ist auch eine Enttabuisierung der Menstruation.
Enttabuisierung? Die sollte doch längst stattgefunden haben.
Bluten? Bitte leise!
Die Zahlen sagen jedoch etwas anderes. Zum Teil ist die Periodenblutung auch weiterhin schambehaftet.
Laut Menstruationsgesundheitsbericht 2024 des Gesundheitsministeriums finden 90 Prozent zwar eher, dass über die Menstruation offen gesprochen werden sollte. Für ein Achtel der befragten Frauen zwischen 14 und 60 Jahren ist sie jedoch etwas Unreines. 7 Prozent sind sogar der Meinung, man sollte die Regelblutung vor anderen geheim halten.
Period Poverty
Außerdem ist es für 20 Prozent der Frauen schwer, sich Menstruationsartikel leisten zu können. „Period Poverty“ ist ein weltweites Phänomen: Laut Schätzungen der Weltbank haben rund 500 Millionen Frauen mangelnden Zugang zu entsprechender Versorgung.
Dass Schulen und Unis gratis Tampons und Binden anbieten, ist längst überfällig.
Denn Menstruation ist kein Luxusproblem, sondern eine biologische Realität, die neben körperlichen Beschwerden eben auch Kosten verursacht: Laut einer Erhebung der Arbeiterkammer aus dem Jahr 2023 kostet die Periode Frauen aufs Leben gerechnet bis zu 2.640 Euro.
Zum Glück sind ab 2026 Periodenprodukte, Kondome und die Pille steuerfrei – dieses Themas hat sich die Regierung mit Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner angenommen.
Empörung wegen Gratis-Tampons
Wenn ich mir aber so manche Online-Kommentare von Männern zum Thema Gratis-Menstruationsprodukte an Schulen durchlese, kann ich nur den Kopf schütteln. „Wieso sind dann Rasierer und Kondome nicht gratis? Ich fühle mich benachteiligt“, wird etwa im Standard-Forum geschrieben.
Lieber Mann, bitte bekomm erst einmal die Regel mit all ihren Begleiterscheinungen. Und dann reden wir noch einmal.
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Infos und Quellen
Daten und Fakten
- Das durchschnittliche Alter bei der ersten Menstruation liegt in Österreich bei 13 Jahren. Die meisten Mädchen bekommen ihre Periode zwischen 11 und 14 Jahren.
- Laut dem Menstruationsgesundheitsbericht 2024 haben 4,7 Prozent der Menstruierenden in Österreich jeden Monat Schwierigkeiten, sich Menstruationsartikel leisten zu können – das betrifft rund 130.000 Personen.
- Die am häufigsten verwendeten Menstruationsartikel sind Tampons (66 Prozent) sowie Binden und Slipeinlagen (58 Prozent). Einige Betroffene greifen aus Kostengründen sogar auf WC-Papier, Watte oder Windeln zurück.
- Während ihrer Periode haben rund 67 Prozent der Menstruierenden mittelstarke bis sehr starke Schmerzen, 36 Prozent leiden unter starken oder sehr starken Schmerzen. Trotz dieser Beschwerden nehmen zwar über die Hälfte (56 Prozent) regelmäßig Schmerzmittel ein, aber nur etwa 12 Prozent suchen ärztliche Hilfe.
- Fast ein Viertel (23,7 Prozent) fühlt sich beim Kauf von Menstruationsprodukten im Geschäft selten oder nie wohl, und 30 Prozent geben an, dass sie auf öffentlichen Toiletten selten oder nie ungestört Hände waschen können.
- Menstruation beeinflusst auch das tägliche Leben vieler Betroffener: 26 Prozent berichten von Einschränkungen im Sexualleben, 21 Prozent von Einschränkungen in der Freizeit oder in sozialen Kontakten und 19 Prozent im Arbeitsalltag.
Quellen
- Arbeiterkammer: Periode kostet Frauen aufs Leben gerechnet bis zu 2.640 Euro
- Gesundheitsministerium: Menstruationsgesundheitsbericht 2024
Das Thema in der WZ
Das Thema in anderen Medien
- National Geographic: Blut und Scham – Wie die Menstruation zum Tabuthema wurde
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