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Das Millionengeschäft hinter dem lächelnden Guru

9 Min
Was mit kostenlosen Meditationskursen beginnt, kann in Gratisarbeit für den Guru enden.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Getty Images

Hinter der sektenähnlichen Bewegung Sri Chinmoy steckt ein schwer zu durchschauendes Firmengeflecht, das Profit gemacht haben soll, indem es seine Mitglieder ausbeutet.


„Wir schliefen in der Wohnung über dem Shop, zu fünft in einem Zimmer, bekamen manchmal Essen und etwas Geld auf die Hand“, erinnert sich Tomas. Der Slowake behauptet im Gespräch mit der WZ, dass er wie viele seiner Kolleg:innen im Sewa-Shop in Wien in den 1990er Jahren nicht offiziell angestellt war. Er ist ein Ex-Mitglied der spirituellen Gemeinschaft Sri Chinmoy, die mit gratis Meditationskursen auf Plakaten wirbt.
Er will anonym bleiben, also nenne ich ihn Tomas. „Die meiste Zeit arbeitete ich im Shop auf der Mariahilferstraße“, erzählt der Slowake. Auch in einem vegetarischen Restaurant in Wien hat er immer wieder ausgeholfen. Das Lokal wie die Shops sind sogenannte Divine Enterprises, also göttliche Unternehmen, die von Anhänger:innen des spirituellen Lehrers Sri Chinmoy, den sogenannten Disciples (Jünger), gegründet wurden. In Divine Enterprises arbeiten wiederum Disciples. Aussteiger:innen wie Tomas behaupten, dass sie sowohl angestellt als auch schwarz gearbeitet hätten.

Frank Perlick, seit 1999 Geschäftsführer bei der Firma Madal Bal in Österreich, leitet die Sewa-Filialen. In einer Stellungnahme, die die WZ nach Erscheinen des Artikels erreicht hat, sagt er, dass seine Mitarbeiter:innen „allesamt laut Kollektivvertrag angestellt" sind, jedenfalls seit er Geschäftsführer ist. Die Behauptung, dass Mitarbeiter:innen schwarz arbeiten oder ausgebeutet werden, sei „schlichtweg unwahr".

Obwohl der Guru Sri Chinmoy 2007 starb, lebt seine Philosophie weiter. Und einer der Grundpfeiler dieser Philosophie ist es „Selfless Service“ zu leisten. Mindestens drei Stunden täglich, denn bedingungsloser, selbstloser Dienst sei ebenso zielführend, die eigene Göttlichkeit zu erkennen, wie die höchste Form der Meditation, erklärte der spirituelle Lehrer. Da passt es gut, dass der Geschäftsführer von Sewa in Österreich, Frank Perlick, auch im Meditationszentrum Kurse gibt.

  • Ein Foto der Ladenfront eines SEWA-Geschäfts, mit Flyern die zu Veranstaltungen der Gruppe einladen.
    © Fotocredit: Anja Stegmaier
  • Bücher von Sri Chinmoy in einem Sewa-Shop in Wien.
    © Fotocredit: Anja Stegmaier
  • Bücher von Sri Chinmoy in einem Sewa-Shop in Wien.
    © Fotocredit: Anja Stegmaier
  • Ein Flyer der Gruppe, wie sie oft in Wien zu sehen sind.
    © Fotocredit: Anja Ste

Vom Naturkostlädchen zum internationalen Imperium

„Ich war von Beginn an ein treuer Anhänger des Gurus“, erzählt Tomas. Er war Teil des Teams, das Madal Bal in der Slowakei gegründet hat. Die Unternehmensgruppe ist mittlerweile eine Aktiengesellschaft, die unter anderem hinter den Sewa-Shops steht. Madal Bal startete 1978 als Naturkostgeschäft in der Schweiz, gegründet von Andreas Beyer, der mit dem Handel eines Sirups zum Fasten groß wurde. Heute steckt hinter dem von Sri Chinmoy verliehenen spirituellen Namen, eine Holding mit Sitz in der Schweiz, die Geschäfte in mehr als zehn Ländern in Europa betreibt und laut eigenen Angaben mehr als 400 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Unternehmer Andreas Beyer, der in der Community unter dem Namen Kailash bekannt ist, ist zudem Präsident des Vereins, der hinter dem Sri Chinmoy Center in Zürich steht, sowie spiritueller Leiter und Lehrer.

Zum Kerngeschäft von Madal Bal gehören die Shops in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien und Tschechien, die vor allem Billigstwaren und Restpostenprodukte aus Indien und China verkaufen, und der Großhandel mit Reformprodukten. In der Slowakei, in Tschechien, Ungarn und Mazedonien bringt zudem der Großhandel mit Werkzeugen großen Umsatz. Das Geschäft läuft so gut, dass eigene Logistikzentren gebaut und Lager- und Warenbewirtschaftung als weiterer Geschäftszweig ausgebaut wurden.

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„I love shopping“

Der Guru ermutigte zu Lebzeiten stark den Gründungswillen seiner Schüler:innen. „Er segnete die Businesses, gab ihnen spirituelle Namen und nannte sie göttlich“, erzählt Tomas. Die Divine Enterprises hatten die Funktion, für das Auskommen des Gurus und seiner Community zu sorgen, aber auch die spirituelle Botschaft und „das Licht des Gurus“ zu verbreiten. Im Idealfall arbeiten nur Disciples in Divine Enterprises miteinander, um spirituelle Praxis und Erwerbsarbeit zu vereinen. Der Fokus dabei liege auf selbstlosem Dienst, Harmonie und innerer Entwicklung. Faire Bezahlung sei nicht vorgesehen. Im Gegenteil. „Die Leiter der Zentren sagten uns, dass viel Geld und hohe Löhne das spirituelle Leben zerstören und dass die materielle Welt uns auf unserem Weg zurückhält“, erzählt Tomas. Der Handel mit Ramsch in den Sewa-Shops unter dem Motto „I love shopping“ passt nicht zur Philosophie. „Es war einfach ein gutes Geschäft, das Profit brachte“, erklärt Tomas den Widerspruch.

Die Divine Enterprises, insbesondere Madal Bal ermöglichten dem Guru alles, was er wollte, denn die Firmengruppe war extrem profitabel, so Tomas. „Wenn es den Geschäftsführer von Madal Bal nicht gäbe, wären wir so arm wie eine Kirchenmaus!“, habe Sri Chinmoy einmal gesagt, erinnert sich der Slowake.

Meditationsplakat in der Wiener Mariahilferstraße.
Das "My Secret Garden" ist ebenfalls ein Divine Enterprise. Das Restaurant wirbt auf der Wiener Mariahilferstraße für die Meditationskurse und Konzerte der Gemeinschaft.
© Anja Ste

Gehaltserhöhung ist Gottesbeleidigung

Arm sind am Ende die Mitarbeiter:innen. Das sagt Tomas, der behauptet, in den 1990ern „schwarz“ in Sewa-Shops in Wien gearbeitet zu haben. In den Nullerjahren wurde er Geschäftsführer von Madal Bal in der Slowakei und verantwortete dort die Hochphase der Expansion. Als leitender Angestellter verdiente er durchschnittlich 900 Euro monatlich. Zum Vergleich: Das Durchschnittsgehalt in der Slowakei betrug in den Nullerjahren rund 350 Euro. Nach 15 Jahren als General Manager fragte er nach einer Gehaltserhöhung. Sein Chef Andreas Beyer antwortete: „Über den Ruhestand nachzudenken und sich Sorgen um die Zukunft zu machen, ist eine Beleidigung des Meisters, Gottes und deiner Seele. Wenn du versuchst Geld zu verdienen, um deine eigene Zukunft zu verbessern, ergibt das nur Sinn, wenn du dein Leben ohne Guru geplant hast und ohne spirituelles Leben. Solange du Teil des Zentrums bist und bei Madal Bal, brauchst du dir um deinen Lebensunterhalt keine Sorgen machen.“


Zum Thema Sekten haben wir auch eine Podcast-Folge aufgenommen.



Tomas und andere Aussteiger:innen berichten, dass sie mit dem Ausstieg aus der Gemeinschaft alles verloren haben und es schwer sei, sich in der Gesellschaft zurecht zu finden. Keiner der Disciples darf und will Kontakt zu Ex-Mitgliedern haben, der Job im Divine Enterprise ist weg, der Platz in der geteilten Unterkunft ist weg. Es gibt wenig oder keine Nachweise über geleistete Arbeitsjahre oder Joberfahrung. „Du bist 40 oder 50 Jahre alt und beginnst bei Null“, sagt Tomas.


Finanzielle und emotionale Abhängigkeit

Wie ein launischer Vater, der seinen Kindern mal mehr, mal weniger Taschengeld gibt, sorgte sich Madal Bal um seine Mitarbeiter:innen. So hat es jedenfalls Tomas empfunden. Der ehemalige Mitarbeiter erzählt, dass die Angestellten jederzeit fragen konnten, ob sie Geld für eine Reise oder ein Flugticket bekommen würden. Für spirituelle Reisen und Seminare war es zwar leicht, freizubekommen. Einmal im Jahr sollten Disciples nämlich nach New York reisen, um den Geburtstag des Gurus zu feiern.

Wenn das Geschäft aber mal nicht so gut lief, erhielten die Disciples nur das Nötigste: Essen und einen Schlafplatz in einer der Wohnungen von Madal Bal. „Kannst du aushelfen?“ oder „Du musst für weniger Geld arbeiten, es läuft momentan schlecht“ waren Sätze, die er immer wieder hörte, erzählt Tomas. Zur Arbeit gezwungen wurde er aber nie.

Hier kommt die psychologische Komponente ins Spiel. Wer Disciple wird, verschreibt sein ganzes Leben dem Guru und seiner Philosophie. Es gibt nur noch den „Path“, den einen richtigen Weg. Der Kontakt zu Familie und Freund:innen außerhalb bricht ab. „Du bist neu, jung und willst Aufmerksamkeit und Anerkennung der Gruppe“, sagt Tomas. Also arbeiten Disciples zehn oder zwölf Stunden am Tag, absolvieren ihr Sport- und Meditationsprogramm und schlafen in sehr einfachen Zimmern zusammen mit anderen. Der gesamte Alltag ist verplant, es gibt keine Zeit, nachzudenken: alles Merkmale, die auf Sekten zutreffen. Für Menschen wie Frank Perlick ist dies Ausdruck einer gemeinsamen, „spirituellen Lebensweise".

„Es ist wie in einem goldenen Käfig“, sagt Tomas. Er sei auch glücklich gewesen. Er habe geglaubt, dass er sonst nichts brauche. Rückblickend sei es aber ein Leben wie das eines „Drogenabhängigen“ gewesen.

Alter und Krankheit bringen dieses „High“ zudem schnell an seine Grenzen. „Du denkst, der Guru wird dir helfen, gesund zu werden. Du liest seine Bücher, singst seine Lieder und meditierst.“ Geld und Krankenversicherung haben in solchen Fällen die wenigsten. Als guter Disciple brauche man laut dem Guru sowieso nicht zu Ärzt:innen gehen, erinnert sich Tomas.


Das Millionengeschäft und die Privatstiftung

Mitarbeiter:innen arbeiteten in Divine Enterprises für wenig oder kein Geld. Das haben neben Tomas drei weitere Ex-Disciples in verschiedenen Ländern der WZ berichtet. Österreich-Geschäftsführer Frank Perlick weist die Behauptung entschieden zurück, jedenfalls für das von ihm geleitete Unternehmen. Seine Mitarbeiter:innen seien alle laut Kollektivvertrag angestellt, schreibt er in einer E-Mail.

Der Gewinn werde laut den Ex-Mitgliedern heute wie damals gebraucht, um die zahlreichen Meditationszentren zu finanzieren, in denen gratis Konzerte, Kurse, Läufe und Seminare angeboten werden, um neue Mitglieder anzuwerben. Achtzehn Jahre nach dem Tod des Gurus, werden professionelle Disciples auf der ganzen Welt finanziert, die die spirituelle Community organisieren, anleiten und Kurse geben, erzählt Tomas. Die Geschäftsführer:innen leben kein so einfaches Leben, wie ihre Mitarbeiter:innen. Die erfolgreichsten Unternehmer:innen spielen sich frei, sie folgten dem Guru zu Lebzeiten bei seinen Reisen um die Welt und lebten in der Nähe ihres spirituellen Lehrers in New York.

So auch Andreas Beyer, der Gründer von Madal Bal. Der Schweizer reist heute als spiritueller Vortragender um die Welt (siehe Video). Der Handel mit den Restposten erwies sich für ihn lange als Millionengeschäft. 2008 beliefen sich die Umsatzerlöse im Jahresabschluss von Madal Bal in Österreich auf fast zehn Millionen Euro. Das war laut diversen Jahresabschlüssen im Durchschnitt die gesamten Nullerjahre der Fall. Und das sind lediglich die Summen, die das Unternehmen in Österreich mit den Sewa-Shops erwirtschaftete.

Die Tochterfirmen der Madal-Bal-Aktiengesellschaft wurden im Jahr 2007an die Madal Bal Holding AG in der Schweiz verkauft. Der Verkaufserlös betrug 6.576.500 Euro. Per Gesellschafterbeschluss wurde entschieden, diesen Betrag als Gewinnausschüttung an den Eigentümer auszuzahlen.
Laut Website des Sri Chinmoy Centres Zürich hat Beyer seine Firmen vor Jahren einer Stiftung geschenkt und lebt zurückgezogen in den Bergen. Gleichzeitig ist er seit 2006 Präsident der Compassion-Service Stiftung, einer gemeinnützigen Privatstiftung in der Schweiz.

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Die Stiftung hat den Zweck der „Förderung der spirituellen Entwicklung des Menschen durch Meditation, Selbst-Transzendierung und selbstlosen Dienst gemäß der Philosophie Sri Chinmoys“ und ist - weil gemeinnützig - von Steuern befreit. Im Stiftungsrat sitzt auch Frank Perlick, der Sewa-Manager in Österreich. Fast eins zu eins finden sich die Mitglieder des Stiftungsrates auch im Vorstand des Vereins, der hinter dem Sri Chinmoy Center in Zürich steht. Andreas Beyer kann als Präsident mit Einzelunterschrift zeichnen. Der Schweizer kann über das Konstrukt der Stiftung von den Gewinnen der Unternehmen profitieren.

Nach dem Tod des Gurus ist die Anzahl der Anhänger:innen stark zurückgegangen. Gleichzeitig wurden immer wieder Vorwürfe von sexuellem Missbrauch gegen ihn laut Deshalb arbeiten mittlerweile auch Menschen in Divine Enterprises, die keine Disciples sind, sagt Tomas. Der Rest lebe nach wie vor so, als wenn der Guru noch am Leben wäre. „Er ist überall. In dir, in deinem Herzen. Er sieht dich von oben und kümmert sich um all deine Probleme.“

Das Lotuszentrum in Wien sowie Andreas Beyer wurden von der WZ um eine Stellungnahme gebeten, diese Bitte blieb bis heute unbeantwortet. Frank Perlick gab nach Erscheinen des Artikels per E-Mail eine Stellungnahme ab, seine Darstellung des Sachverhalts wurde nachträglich im Artikel berücksichtigt.


In der ursprünglichen Version dieses Artikels wurde behauptet, dass Tomas im Restaurant "The Secret Garden" ausgeholfen habe. Hierbei handelte es sich aber um ein anderes vegetarisches Restaurant in Wien, das von einem Disciple gegründet und geführt wurde. Es existiert heute nicht mehr.


Erfahre in Teil 1 mehr über die spirituelle Bewegung hinter den Meditationsplakaten.



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Infos und Quellen

Genese

WZ-Redakteurin Anja Stegmaier beschäftigt sich mit Sekten und manipulativen Gruppen. Ihr sind als Fußgängerin in Wien die vielen Plakate aufgefallen, die mit gratis Meditation werben. Sie ist Gerüchten nachgegangen, dass hinter der Ladenkette „Sewa“ die Bewegung stecke und die Mitglieder gratis arbeiten würden. Sie begann die Recherche und sprach mit Aussteiger:innen und Expert:innen.

Gesprächspartner:innen

  • Gary Falk lebt in Queens, New York und war von 1970 bis 1980 „Disciple“ von Sri Chinmoy und betrieb in der Zeit auch ein „Divine Enterprise.“ Seine heutige Ehefrau war Disciple von 1980 bis 2000 und gehörte zum engsten Kreis von Sri Chinmoy. Gary macht eine Radiosendung bei einem Lokalsender über die Zeit in der Sekte und andere spirituelle Themen und betreibt einen Youtube-Kanal, in dem er ehemalige Mitglieder interviewt.
  • Sebastien Nabec lebt in Marseille und ist heute als selbstständiger Immobilienmakler tätig. Er war 15 Jahre Disciple und stieg aus, bevor der Guru starb. Nabec war seinerzeit sehr eng mit den wichtigsten Disciples rund um Sri Chinmoy. Er arbeitete in Divine Enterprises (Restaurants) und leitete selbst eines und erzählte der WZ davon.
  • Zwei ehemalige Sektenmitglieder aus der Slowakei, die anonym bleiben möchten.
  • Frank Perlick, Geschäftsführer von Madal Bal in Österreich. Der Leiter der Sewa-Filialen gab nach Erscheinen des Artikels per E-Mail eine Stellungnahme ab, seine Darstellung des Sachverhalts wurde nachträglich im Artikel berücksichtigt.
  • Das Lotuszentrum in Wien, Frank Perlick sowie Andreas Beyer wurden von der WZ vor Erscheinen des Artikels um eine Stellungnahme gebeten. Die Anfragen an Beyer und das Lotuszentrum blieben unbeantwortet.

Daten und Fakten

  • Laut der Arbeitsrechtsabteilung der Arbeiterkammer gilt ganz allgemein, dass ein Arbeitsverhältnis in der Regel nach dem geltenden Kollektivvertrag bezahlt werden muss. Ein Arbeitsverhältnis liegt vor, wenn der:die Arbeitnehmer:in für einen anderen arbeitet – mit Arbeitspflicht, Weisungsbindung, Nutzung von Arbeitsmitteln und persönlicher sowie wirtschaftlicher Abhängigkeit. Unbezahlte Arbeit ist in aller Regel unzulässig, gemäß § 1152 ABGB ist ein angemessenes Entgelt zu bezahlen, außer z. B. in Familienbetrieben aufgrund familiärer Beistandspflichten. Da in Österreich mehr als 98 Prozent aller Arbeitnehmer:innen zwingenden lohngestaltenden Vorschriften (Kollektivverträgen, Satzungen, Mindestlohntarifen) unterliegen, ist der unentgeltliche Arbeitsvertrag zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, kommt aber praktisch nicht vor. Ganz wichtig ist es, Entgelt rechtzeitig einzufordern, da Ansprüche verfallen bzw. verjähren können.Ein korrektes Arbeitsverhältnis umfasst die Anmeldung bei der Sozialversicherung. Die Sozialversicherungs-Beiträge werden von Lohn/Gehalt berechnet. Wenn Beschäftigte kein Entgelt erhalten, stellt sich die Frage, wie es um ihren Versicherungsschutz steht, etwa bei Arbeitsunfällen. Ohne SV gibt es auch keine Pensionszeiten oder Arbeitslosengeldanspruch.Arbeitgeber:innen müssen bei der Bezahlung ihrer Beschäftigten kollektivvertragliche Mindeststandards einhalten, da es sonst zu Wettbewerbsverzerrung kommt. Lohn- und Sozialdumping durch Arbeitgeber:innen ist zudem strafbar.
  • Die Bundesstelle für Sektenfragen bietet sachliche Informationen und individuelle Beratung zum Themenbereich „sogenannte Sekten“ und Weltanschauungsfragen. Dazu gehören unter anderem alternative religiöse Bewegungen, Esoterik, spezifische Angebote zur Lebenshilfe, fundamentalistische Strömungen, Verschwörungstheorien, sozial-utopische Aussteigergruppen und Pyramiden- bzw. Schneeballsysteme. Telefon: + 43-(0)1-513 04 60, bundesstelle@sektenfragen.at
  • Die Gesellschaft gegen Sekten und Kultgefahren ist immer donnerstags telefonisch erreichbar unter 0664/14 82 531, info@sektenberatung.at
  • Selbsthilfegruppe für Aussteiger:innen aus Sekten, Psychogruppen und religiösen Gemeinschaften in Wien: Telefon 0664 / 568 68 89, rosa.goetz29@gmail.com

Quellen

Das Thema in der WZ

Das Thema in anderen Medien