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Alle Verpackungen sollen laut EU bis 2030 recyclingfähig sein. Eine Herausforderung für die Mitgliedstaaten, besonders bei der Kunststoff-Wiederverwertung.
Dieter Schuch, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Altstoff Recycling Austria (ARA), erklärt im Interview, worauf es beim Sammeln ankommt und wo die Probleme liegen.
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Infos und Quellen
Genese
Je intensiver man sich mit dem Thema Müll auseinandersetzt, umso mehr erfährt man, wie alles zusammenhängt. So ist es auch WZ-Redakteurin Ina Weber ergangen. Zunächst wollte sie wissen, wie man richtig Müll trennt. Dabei stieß sie auf das Problem, dass die gelben Tonnen in Wien oft überfüllt sind. Als sie dann wissen wollte, ob wir die von der EU vorgegebene Recyclingquote überhaupt erfüllen können, stellte sie fest, dass wir dafür eigentlich viel zu wenig Plastik recyceln, weil wir schlicht auch nicht die Kapazitäten dafür haben. Was genau das Problem bei den Plastikverpackungen ist, welche Ziele die EU noch anstrebt, und wie man das Problem angeht, erfährst du in diesem Text.
Gesprächspartner
- Dieter Schuch, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Altstoff Recycling Austria (ARA).
Daten und Fakten
- EU-Verpackungsverordnung: Die EU schreibt in ihrer neuen Verpackungsverordnung vor, dass alle Verpackungen bis 2030 recyclingfähig sein müssen. Auf EU-Ebene vorgesehene Reduktionsziele betreffen aber auch Gewicht und Volumen, Begrenzung von Verpackungsleerraum oder Verbote von Einwegkunststoffverpackungen im Hotel -und Gastronomiebereich. Die EU geht im Rahmen des Entwurfs aber noch weiter, weil sie etwa auch Mehrwegziele für Takeaway-Verpackungen und den Transportverpackungsbereich vorgesehen hat.
- Recyclingquote: Österreich muss seine Recyclingquote bei Kunststoffverpackungen von 25 Prozent auf 50 Prozent verdoppeln. Bis jetzt gab es eine vorgegebene Quote von 22,5 Prozent. Die Angaben der Höhe der Quoten sind oft unterschiedlich. Hier ist zu beachten, dass die EU ab jetzt eine einheitliche Berechnungsmethode in allen Ländern anstrebt. Gezählt wird das, was am Ende aus dem Recyclingbetrieb herauskommt. Die Recyclingquote war einer der Auslöser dafür, dass entsprechende zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind wie beispielsweise die Erweiterung der getrennten Sammlung oder der Bau der neuen, moderneren ARA Sortieranlage.
- Reduktion: In Österreich sollen Kunststoffverpackungen um 20 Prozent reduziert werden (2018 bis 2025).
- Pfandsystem: Ab 2025 wird zusätzlich ein Pfandsystem eingeführt, denn bis 2029 muss die Sammelquote bei Kunststoffgetränkeflaschen auf 90 Prozent erhöht werden. Das Pfandsystem ist im Abfallwirtschaftsgesetz vorgesehen. Dieses wird in einer Pfandverordnung, die noch nicht veröffentlicht wurde, beschlossen.
- Die ARA - Altstoff Recycling Austria ist ein österreichisches Unternehmen, das in Form einer Aktiengesellschaft im Eigentum nationaler Unternehmen steht.
- Wie die ARA funktioniert: Jeder Verpackungshersteller trägt die Verantwortung für seine Verpackung. Er ist damit verpflichtet, sich auch um die Entsorgung der Verpackung zu kümmern. Unternehmen übertragen durch Teilnahme ihre Pflicht zur Rücknahme gebrauchter Verpackungen an die ARA AG als genehmigtes Sammel- und Verwertungssystem (SVS). Die ARA-Tarife werden nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten kalkuliert. Sie richten sich nach dem Aufwand. Da die Sammlung und Sortierung mehr kostet, als schlussendlich der Erlös aus den Altstoffen einbringt, müssen die Unternehmen diese Kosten an die ARA zahlen. Das sind die sogenannten Lizenz-Tarife.
- Österreichs Sammelsystem: Die gesamte getrennte Sammelmenge wird zu Sortieranlagen gebracht. Dort werden die unterschiedlichen Kunststoffsorten aussortiert, sortenreine Kunststoffballen gepresst, die anschließend zu Recyclingbetrieben transportiert werden. Die Mischkunststofffraktionen, also alles, was nicht aussortiert beziehungsweise von der Maschine nicht erkannt wurde, werden hauptsächlich thermisch verwertet, also verbrannt.
- Die Sortieranlage funktioniert mit Nahinfrarotsensoren, die feststellen, aus welcher Kunststoffart der Gegenstand ist. Die automatischen Anlagen werden immer besser, auch Sortierroboter werden eingesetzt.
- Die ARA arbeitet mit 15 Sortieranlagen und 700 Recyclinghöfen zusammen.
- Ziel der ARA: 80/80/80 – 80 Prozent beim Sammeln, 80 Prozent beim Sortieren, 80 Prozent aus der Recyclinganlage.
- Die Mülltrennungsapp Digi Cycle hilft dir beim Mülltrennen. Mittels QR-Code kannst du fast jedes Produkt einscannen und erfährst, wie man es richtig entsorgt.
- Die Abfallhierarchie: vermeiden, wiederverwenden, recyceln
- Sortierung im Ausland: Seit dem Brand einer Sortieranlage in Oberösterreich gab es Kapazitätsrückgänge. Deshalb wird auch im Ausland sortiert oder recycelt. 90 Prozent der Packstoffe bleiben aber laut ARA in Österreich.
- Seit der Umstellung im Jänner wurden in den österreichweiten Umstellungsgebieten im Jahresvergleich rund 30 Prozent mehr Plastikverpackungen gesammelt. In Wien sind es 20 Prozent. Auf ganz Österreich gerechnet liegt die ARA bei einem Plus von rund elf Prozent bei Plastikverpackungen.
Quellen
- EU-Verpackungsverordnung Entwurf
- EU-Kreislaufwirtschaftspaket
- Pfandverordnung
- ARA
- Mülltrennungsapp Digi Cycle