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Der KI-Kulturwandel beginnt: Milliardenkonzerne streichen tausende Stellen, obwohl sie – noch – genug Geld haben.
Automatisierung am Fließband und Roboter, die Pakete liefern und Essen servieren: Bei der Technologisierung waren in den vergangenen Jahren besonders Jobs mit niedriger Qualifikation gefährdet. Die Schlagzeilen der vergangenen Wochen zeigen jedoch, wie Künstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt verändern wird. Insbesondere in der Verwaltung werden Stellen gestrichen, einige der wertvollsten Unternehmen der Welt sparen mehr bei den Angestellten im Büro ein als bei den Arbeiter:innen.
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Weniger Personalkosten, mehr Profit
Eines dieser Unternehmen ist Lufthansa. Die deutsche Fluggesellschaft verlautbarte Ende September, bis 2030 rund 4.000 Stellen einzusparen. Das entspricht knapp vier Prozent der aktuellen Belegschaftsgröße. Der Fokus liegt auf Arbeitsplätzen in der Verwaltung und vor allem in der Konzernzentrale in Frankfurt. Als Gründe gibt der Konzern an, die Digitalisierung und Automatisierung voranzutreiben, und die Einsparungen sollen helfen, die langfristigen Finanzziele zu erreichen – weniger Personalkosten, weniger Ineffizienz, mehr Profit also.
Mitte Oktober kündigte der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé ein ähnliches Sparprogramm an. Demnach sollen in den nächsten zwei Jahren 16.000 Jobs wegfallen, davon 12.000 bei den Büroangestellten. Das Unternehmen möchte seine Wachstumschancen voll ausnutzen und auf Innovation setzen. Mehr Effizienz und Automatisierung der Prozesse sollen eine positive Geschäftstransformation vorantreiben.
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Wettbewerbsfähig durch Technologie
Die US-Handelskette Target streicht 1.800 Stellen in der Verwaltung, was etwa acht Prozent der Belegschaft entspricht. Die Konzernspitze erklärt den Schritt damit, dass die Unternehmensstruktur zu komplex geworden sei und Entscheidungen sowie die Umsetzung von neuen Ideen verlangsamt habe. Künftig will Target in Technologie investieren, um mit dem Wettbewerb mitzuhalten.
Am umfangreichsten ist die Effizienzoffensive aber bei Amazon, Targets größtem Konkurrenten. Der Technologiekonzern startete Ende Oktober mit dem Abbau von 14.000 Mitarbeiter:innen. Auch Amazon nennt Bürokratieabbau als Grund für die Entlassungen, geht aber konkreter als andere Arbeitgeber auf die Motivation ein: „Diese Generation der KI ist die transformativste Technologie seit dem Internet (...). Wir sind überzeugt, dass wir schlanker organisiert sein müssen, mit weniger Hierarchieebenen und mehr Eigenverantwortung, um für unsere Kunden und unser Geschäft so schnell wie möglich voranzukommen.“
Welche Expertise jetzt gefragt ist
Was alle vier Unternehmen gemeinsam haben: In ihren jüngsten Quartalsberichten haben sie allesamt positive Zahlen verkündet. Keiner der Arbeitgeber ist – etwa im Vergleich zur Automobilbranche – mit massiven Umsatz- oder Gewinneinbrüchen konfrontiert. Dennoch stehen sie unter dem Druck der Großaktionär:innen, langfristiges Wachstum zu liefern. Während Einsparungen beim Personal getroffen werden, wird stark in Technologie und Innovation investiert. Die Konzerne haben also noch Geld, das sie nicht durch Ineffizienz verschwenden wollen, sondern mit KI in neue Geschäftsbereiche investieren möchten.
Die Sparmaßnahmen zeigen, wie Arbeitgeber den kulturellen Wandel umsetzen und die Transformation vorantreiben. Das hat Folgen für all jene von uns, die in Büros repetitive oder einfache Tätigkeiten ausführen, die von Künstlicher Intelligenz übernommen oder zumindest beschleunigt werden können. Amazon betont, dass in Schlüsselbereichen weiterhin Mitarbeiter:innen eingestellt werden. Dazu zählen offenbar der KI-Bereich sowie jede Expertise, die beim Abbau von Ineffizienzen helfen kann. Wer sich keine Sorgen um seinen Angestelltenjob machen möchte, sollte sich also jetzt überlegen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten den Transformationsprozess der Unternehmen unterstützen können.
Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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Infos und Quellen
Daten und Fakten
- Mehrere Unternehmen haben in den vergangenen Wochen Stellenabbau im vier- bis fünfstelligen Bereich angekündigt.
- Auffallend dabei ist, dass der Großteil davon Arbeitsplätze in der Verwaltung, also Angestellten- und Bürojobs betrifft.
- Amazon trifft die umfangreichste Effizienzoffensive und entlässt in den kommenden Wochen rund 14.000 Mitarbeiter:innen.
Quellen
- Lufthansa Newsroom: Lufthansa Group treibt Strategie konsequent voran und will Profitabilität signifikant steigern
- Nestlé Newsroom: Nine-month sales 2025
- AP News: Target is eliminating 1,800 corporate jobs as it looks to reclaim its lost luster
- Amazon Newsroom: Staying nimble and continuing to strengthen our organizations
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