Die Wiener Zeitung erfindet sich neu. Alle Fragen und Antworten zum öffentlich-rechtlichen Auftrag und darüber hinaus im Überblick.
Ist das noch eine Zeitung? Diese Frage haben wir uns in den vergangenen Monaten immer wieder gestellt. Denn eines ist klar: In der bald 320 Jahre währenden Geschichte der Wiener Zeitung hat es noch nie eine derart umfassende Neuaufstellung gegeben wie jetzt.
Mit dem Abschied von der gedruckten Tageszeitung lassen wir gleich mehrere Dinge hinter uns, die normalerweise eine Zeitung ausmachen: Neben dem bedruckten Papier wird auch die Tagesaktualität in Zukunft keine Rolle spielen. Wir werden keine „Vollzeitung“ mehr sein – es gibt keine Sportberichterstattung, kein Wetter und keine Programmtipps mehr.
Was wir aber nicht hinter uns lassen, sind die journalistischen Werte, die die Wiener Zeitung einen Großteil dieser 320 Jahre ausgemacht haben: Wir werden weiterhin unabhängigen und kritischen Qualitätsjournalismus machen. Nur eben nicht mehr auf Papier.
Seit Ende 2022 hat ein Team aus elf Personen, davon rund die Hälfte aus der Redaktion der alten Wiener Zeitung, an der Neuaufstellung des Mediums gearbeitet. Was dabei herausgekommen ist, ist erst ein Anfang. Wir werden im nächsten halben Jahr und darüber hinaus noch viel weiterentwickeln, aus Fehlern lernen, andere (hoffentlich) gar nicht mehr machen. Jedenfalls hoffen wir, dass ihr uns dabei begleitet und nicht mit Feedback spart!
Aber erst einmal haben wir das Wichtigste zur neuen WZ in ein paar Fragen zusammengefasst.
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Heißt ihr noch Wiener Zeitung?
Ja und nein. Wir bleiben Teil der Mediengruppe Wiener Zeitung, aber wir nennen uns ab jetzt WZ. Warum? Weil wir einen öffentlich-rechtlichen Auftrag haben, für alle Menschen in Österreich Journalismus zu machen. Als Kennzeichen des Neustarts lassen wir daher den Namen mit dem Wien-Fokus ein Stück weit hinter uns.
Seid ihr jetzt die Pressestelle des Bundeskanzleramts?
Definitiv nicht. Wie schon bisher ist die Eigentümerin der WZ die Republik Österreich, Herausgeberin ist allerdings nicht mehr das Bundeskanzleramt, sondern die Wiener Zeitung GmbH, vertreten durch deren Geschäftsführer. Diese Struktur heißt nicht, dass sich die Regierung in den Inhalt auf dieser Website oder auf den anderen Kanälen der WZ einmischen darf. Im Gegenteil: Mit 1. Juli 2023 haben wir einen öffentlich-rechtlichen Auftrag, als unabhängiges Medium mit einer unabhängigen Redaktion unabhängigen Journalismus zu machen. Wir dürfen also im Auftrag aller Menschen, die in Österreich Steuern zahlen, unabhängigen Journalismus auf einer soliden finanziellen Grundlage machen. Und das nehmen wir besonders ernst.
Macht die WZ wirklich noch unabhängigen Journalismus?
Ja, das können wir, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, gar nicht oft genug betonen. Einerseits würde keine:r von uns hier arbeiten wollen, wenn es nicht so wäre. Andererseits werden wir, so steht es im Gesetz, auch in Zukunft ein Redaktionsstatut, also eine Vereinbarung zwischen der Redaktionsvertretung und dem Medieninhaber zur Absicherung der redaktionellen Unabhängigkeit, haben. Dazu muss die neue Redaktion aber zunächst einen Redaktionsbeirat wählen, dieser verhandelt das Statut mit der Geschäftsführung, das schließlich von der Redaktionsversammlung beschlossen wird. Das ist der übliche und im Mediengesetz so vorgesehene Vorgang, der beim ersten Mal mehr als ein Jahr gedauert hat, diesmal brauchen wir hoffentlich wesentlich kürzer, weil wir unser bestehendes Statut ja nur anpassen müssen.
Welche Art von Journalismus macht die neue WZ?
Wir setzen verstärkt auf Datenjournalismus – wir werten Daten zum Beispiel von der Statistik Austria aus und erklären Zusammenhänge, um Entwicklungen zu verstehen. Wir glauben, dass diese Art des Journalismus dazu beitragen wird, das Vertrauen in die Medien zu stärken. Denn auf Daten kann man sich verlassen. Außerdem werdet ihr viele lösungsorientierte Geschichten auf unseren Seiten finden – wir spülen nichts weich und reden keine Probleme klein. Trotzdem sind wir sicher, dass der alte journalistische Grundsatz „only bad news is good news“ längst überholt ist. Wir sehen die Probleme und wir wollen Lösungen aufzeigen – für die einzelnen Personen, aber auch für die Demokratie an sich.
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Kann ich der neuen WZ vertrauen?
Selbstverständlich! Aber wir wissen auch, dass wir euch das erst einmal beweisen müssen. Für jeden unserer Inhalte findet ihr rechts oben einen Button „Infos & Quellen“. Dort fassen wir alles zusammen, was uns in der Recherche für den Beitrag wichtig war – Studien, Gesetzestexte, weiterführende Links, Zahlen, Informationen zu den Gesprächspartner:innen und mehr. Außerdem findet ihr dort meistens auch Links zur Berichterstattung in anderen nationalen und internationalen Medien. Wir wollen den anderen keine Konkurrenz machen, im Gegenteil: Wir finden es wichtig, dass ein Thema von möglichst vielen Seiten beleuchtet wird. Und ihr spart euch dadurch die Zeit, das Thema selbst zu googlen.
Über welche Themen berichtet ihr in Zukunft?
Mit 1. Juli 2023 ist die WZ zu einem öffentlich-rechtlichen Medium geworden, das einen konkreten gesetzlichen Auftrag erfüllen muss. Diesen Auftrag bilden wir ab, indem wir aus bestimmten Perspektiven über Themen berichten – also zum Beispiel aus Sicht der Politik, aus historischer Sicht oder mit besonderem Augenmerk auf den Standort Österreich. Die Themenschwerpunkte, die wir aus diesen Perspektiven beleuchten, setzen wir hingegen immer wieder neu. Damit ein Thema interessant für uns ist, muss es gesellschaftlich relevant sein – und zwar für einige Monate oder länger. Zum Start sind das unter anderem „Künstliche Intelligenz“, „Wohnen“ oder „Nachhaltigkeit“. Über das Burgermenü rechts oben kommst du zu allen Themen.
Aber dann berichtet ihr ja gar nicht mehr aktuell?
Richtig. Oder, wie es ein Kollege während des Entwicklungsprozesses ausgedrückt hat: „Wir freuen uns auf die Lücken.“ Lücken, die wir ganz bewusst lassen werden. Wir sehen es nämlich nicht als unsere Aufgabe an, von einer Pressekonferenz zur nächsten zu hetzen oder bei Wahlen stündlich die Veränderungen in Prozentpunkten zu zählen. Wir berichten nicht, warum Politikerin A die Aussagen von Politiker B unterstützt. Dafür könnt ihr sicher sein, dass ihr bei uns nur Inhalte findet, die wirklich wichtig sind – und die so erklärt sind, dass ihr nicht erst ein Studium abschließen müsst, um sie zu verstehen.
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Auf welchen Kanälen erscheint die WZ in Zukunft?
Viele unserer Inhalte findet ihr auf dieser Website – vor allem die Artikel, aber auch unseren wöchentlichen Podcast „Weiter gedacht – der Podcast der WZ“. Außerdem könnt ihr euch auf „Umlaut Ö“ freuen, unsere monatliche Video-Kurzdoku zu relevanten gesellschaftlichen Themen. Auf den sozialen Medien findet ihr uns anfangs auf TikTok, Instagram und YouTube Shorts. Außerdem sind wir noch lange nicht fertig mit der Weiterentwicklung der WZ: Bald starten wir mit einem Newsletter, zu dem ihr euch jetzt schon anmelden könnt. Ab Jänner 2024 gibt es tatsächlich auch wieder ein Printprodukt. Wie das aussehen wird, wissen wir allerdings selbst noch nicht.
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Feedback, bitte!
Wir freuen uns auf die Lücken, die wir bewusst lassen werden. Wir freuen uns auf die Fehler, die wir machen und auf die Lehren, die wir daraus ziehen werden. Und wir freuen uns vor allem auf euer Feedback, das uns helfen wird, die WZ immer weiterzuentwickeln.
Also: Ist das noch eine Zeitung? Entscheidet selbst und schreibt uns eure Ideen unter
feedback@wienerzeitung.at